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Narcos


Originaltitel: Narcos
Sender: Netflix
Länge: 3 Staffeln a 10 Folgen (je Folge zwischen 45-50 Minute)
Cast: Pedro Pascal (Javier Pena), Wagner Moura (Pablo Escobar), Boyd Holbrook (Steve Murphy), Alberto Ammann (Pacho Herrera), Paulina Gaitan (Tata Escobar), Juan Murcia (Juan Pablo Escobar), Raul Mendez (Cesar Gaviria), Jorge Monterrosa (Trujillo), Diego Catano (La Quica), Julian Diaz (Blackie), Joanna Christie (Connie Murphy), Maurice Compte (Horacio Carrillo)

Das Angebot an Serien und Filmen auf den diversen Plattformen ist mittlerweile dermaßen groß und unübersichtlich, dass es einem regelrecht schwer fällt Schritt mit den zahlreichen Veröffentlichungen und Neuerscheinungen zu halten. Eigentlich stand die Netflix-Serie "Narcos" bereits kurz nach deren Veröffentlichung vor zwei Jahren auf meiner Watchlist und die ersten beiden Folgen wussten auch sofort zu gefallen. Doch bei den ersten Episoden ist es dann auch für einige Zeit geblieben und mein Fokus verschob sich aus mir heute unbekannten Gründen auf andere Serien, weshalb "Narcos" ein wenig in Vergessenheit bei mir geraten ist obwohl Senor Escobar stets prominent vom Startschirm grinste.

Kurz nach Release der ersten Staffel bestellte Netflix direkt eine zweite und die Serie entwickelte sich rasch zu einem Hit, der Kritiker wie Publikum gleichzeitig begeisterte und mittlerweile für den amerikanischen Streaminganbieter zu einem Aushängeschild geworden ist. "Narcos" ist die bisher erfolgreichste Eigenproduktion und kommt bereits auf drei Staffeln, wobei eine vierte bereits in Auftrag gegeben wurde. Auf der Suche nach neuem "Stoff" bin ich als erklärter Serienjunkie dann schließlich vor drei Wochen wieder auf die Serie gestoßen und war diesmal fest dazu entschlossen es diesmal auch wirklich durch zuziehen und daran konnte auch ein zwischenzeitlicher zweiwöchiger Urlaub in Spanien - wo Narcos von allen möglichen Werbeflächen beworben wird - nichts daran ändern. So wurde die Erkrankung meiner Freundin während der letzten Urlaubstage kurzerhand dazu genutzt die ersten zwei Staffeln im Hotelzimmer durch zu bingen. Aus dem Besuch der Alhambra wurde somit zwar nichts, dafür tauchten wir allerdings ein in die Welt der kolumbianischen Drogenkartelle der 80er und 90er Jahre und während an der Zimmertür ein Schild mit der Aufschrift "por favor no molestar" hing, lieferten sich die Drogenkartelle von Medellin und Cali auf unserem Tablet lautstarke Schussgefechte. Und so viel kann ich bereits verraten, die Serie hat mir ausgesprochen gut gefallen und ironisch erweise regelrecht süchtig gemacht...



Für alle jene, welche die Serie noch nicht kennen, worum geht es? Die ersten beiden Staffeln von "Narcos" behandeln den Aufstieg und Fall von Pablo Escobar (Wagner Moura) und des Medellin-Kartells. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Pablo Escobar zählte am Zenit seiner Macht zu einer der reichsten Männer der Welt und lieferte sich über Jahre hinweg einen brutalen Krieg mit der kolumbianischen Regierung, der amerikanischen Drug Enforcement Administration (DEA) sowie dem konkurrierenden Cali-Kartell. Letzteres wird übrigens in der dritten Staffel von "Narcos" thematisiert. Während sich die erste Staffel im Wesentlichen mit dem Aufstieg von Escobar beschäftigt, widmet sich die zweite dem Fall von Escobar und des Medellin-Kartells sowie der allmählichen Übernahme deren Drogengeschäfte durch das Cali-Kartell. Die Geschichte basiert dabei auf wahren Begebenheiten und Ereignissen, wobei Netflix vor jeder Episode ausdrücklich darauf hinweist, dass es aus dramaturgischen Gründen zu Abweichungen und Änderungen kommen kann. Während der einzelnen Episoden werden dabei auch immer wieder Originalaufnahmen eingeblendet. Erzählt und vorangetrieben wird die Geschichte von "Narcos" durch die beiden amerikanischen DEA-Agenten Javier Pena (Pedro Pascal) und Steve Murphy (Boyd Holbrook), der immer wieder als "Voice-over" rückblickend über die Operationen gegen Escobar berichtet. 

"Narcos" ist sowohl visuell als auch aus erzählerischer Sicht äußerst gelungen und man erkennt sehr schnell, warum die Serie dermaßen erfolgreich und populär ist. Sie zieht einen direkt mit den ersten Episoden hinein in diese düstere und paranoide Welt der Drogenkartelle aus der es kein Entkommen gibt. Ein Entkommen scheint es dabei auch für den Zuschauer nicht zu geben, denn die Serie entwickelt ähnlich wie Kokain rasch das Bedürfnis nach mehr und hat einen extrem hohen "Bingefaktor". 




Und das obwohl "Narcos" ohne große Stars in der Cast auskommt. Pedro Pascal, den viele Fans vielleicht aus seiner Rolle als Oberyn Martell in "Game of Thrones" kennen, ist dabei noch der bekannteste. Sein Kollege Boyd Holbrook kennt man wenn überhaupt bisher nur aus kleineren Nebenrollen. Trotzdem baut man sehr schnell eine Bindung zu den beiden Charakteren auf und fiebert mit bei ihrer Jagd auf Pablo Escobar. Diese Jagd fordert von beiden einiges ab und sowohl Javier Pena als auch Steve Murphy müssen im Verlauf der ersten Staffel erkennen das man bisweilen selbst zu einem Monster werden muss, um ein Monster zu jagen. Beide treffen dabei nicht immer die besten oder moralisch einwandfreisten Entscheidungen und die daraus resultierenden Konsequenzen nagen schwer an den Charakteren. "Narcos" ist hier insofern erfrischend anders als das die Serie ihre amerikanischen Charaktere nicht wie sonst oft gerne üblich als moralisch integere "Übermenschen" darstellt, sondern diese Ecken und Kanten haben, was sowohl von Pedro Pascal als auch Boy Holbrook glaubwürdig umgesetzt wird. 

Gleichzeitig thematisiert "Narcos" auch die oftmals sehr fragwürdige Politik der Vereinigten Staaten in Süd- und Lateinamerika unerwartet offen und kritisch und ist auch in der Darstellung der Arbeit der Geheimdienste schonungslos aber trotzdem un polemisch. Die Darstellung der komplizierten und komplexen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse, die Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre in Kolumbien herrschten, ist dabei einer der interessantesten und spannendsten Aspekte der Serie. Allen voran die schwierige Lage in der sich der kolumbianische Präsident Cesar Gaviria befindet, der einerseits durch die Amerikaner unter Druck gerät konsequent gegen die Narcos und allen voran Pablo Escobar vorzugehen, andererseits den Druck durch den Terror der Narcos und den Wunsch der Bevölkerung nach Frieden zu spüren bekommt und dabei niemanden vertrauen kann, weil der Staatsapparat von Korruption durchzogen ist, machen "Narcos" zu einer fesselnden und spannenden Serie abseits von irgendwelchen Actionszenen.




Letztendlich hat die Serie ihren Erfolg aber vor allem einen bis dato völlig unbekannten Mann zu verdanken: Wagner Moura. Der brasilianische Schauspieler, der den Pablo Escobar spielt, liefert in jeder Szene eine äußerst starke Leistung ab und spielt den Charakter des Pablo Escobar sehr vielschichtig und überzeugend. Vom liebenden Familienvater für den man als Zuschauer im Verlaufe der Serie durchaus Empathie empfindet und der gerade bei den ärmeren Schichten seiner Heimat aufgrund seiner Großzügigkeit lange Zeit beliebt ist bis hin zum brutalen Monster, das hunderte von Menschen auf dem Gewissen hat und mit seinen Sicarios das ganze Land terrorisierte. Moura stiehlt allen die Show und das obwohl eigens für "Narcos" zunächst spanisch lernen musste. Seine Darstellung des Pablo Escobar ist äußerst intensiv und als Zuschauer gerät man bis weilen ein wenig in Zwiespalt, was die in "Narcos" dargestellte Figur des Pablo Escobar gerade zum Schluss betrifft. Alles Geld der Welt und schier grenzenlose Macht und Einfluss können Escobar letztendlich nicht vor seinem unausweichlichen Schicksal bewahren. Am Ende ist der berüchtigste Drogenboss aller Zeiten ein komplett gebrochener Mann, dessen Welt in Trümmern liegt und der getrennt ist von den Menschen, die ihm am meisten bedeuteten.

Als Zuschauer empfindet man in diesen Momenten fast schon Mitleid und muss sich erst wieder in Erinnerung rufen für welche Gräueltaten dieser Mann selbst verantwortlich war und dabei vor nichts zurückschreckte. Zumindest fühlte ich mich am Ende ein wenig so und das liegt an Wagner Moura, der Escobar sehr vielschichtig darstellt und nicht nur als reines Monster. Vielleicht liegt dies auch einfach daran, dass es der Serie nicht immer bzw. nur selten gelingt eine emotionale Bindung zu seinen Gräueltaten herzustellen. Porträtiert wird Escobar als liebevoller Familienvater und Drogenboss, dessen Drecksarbeit vorwiegend von dessen Auftragskillern erledigt wird. Nur ganz selten wie etwa in seinem selbst geschaffenen Gefängnis "La Catedral" wird gezeigt wie Pablo sich selbst einmal die Hände schmutzig macht. Die ein oder andere derartige Szene mehr hätte vielleicht ganz gut getan, trotzdem ist es gerade diese Vielschichtigkeit, welche die Serie so gut macht. Auch auf der anderen Seite des Gesetzes schildert die Serie nicht nur eine Geschichte aus Schwarz und Weiß, sondern zeigt auch viele Grautöne. 

"Narcos" zählt zweifellos zu den besten Beiträgen zum Thema Escobar, Drogenhandel oder organisierten Verbrechen. Die Serie ist visuell wie erzähltechnisch auf einem Niveau, wo sie selbst Vergleiche mit großen Werke wie "Goodfellas" oder "Der Pate" nicht zu scheuen braucht. 



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