Ich kann mich noch gut an meinen Vortrag vor ca. zwei Jahren auf der ECM-Konferenz der Computerwoche in Frankfurt erinnern, wo ich das Thema "ECM
in the Cloud" vorgestellt und mit dem Fachpublikum (überwiegend IT-Manager und
technische Geschäftsführer) diskutiert habe. Damals war der Grundtenor des Publikums
klar – noch mindestens 10 bis 15 Jahre müssen wir warten bis das Thema wirklich aktuell
wird. Nicht viel anders klang es beim Treffen ded German Architects Councils. Wenn
ich aber die aktuellen IT-Nachrichten betrachte, wundere ich mich wie diese 15 Jahren
so schnell vergangen sind ..
Alles nur heiße Luft?
Wolkig ging es auch in Hannover zu - „Cloud Computing“ ist das große Leitthema der
CeBIT 2011. Kaum eine Ecke der Ausstellung ist nicht mit irgendeinem Hinweis versehen,
die Inhalte oder Services kämen „aus der Cloud“. Sogar die Besucher wurden kurzerhand
„in die Cloud“ verschoben und mit diversen Services bedient.
Es freute mich sehr, als sich eine wirklich seltene und daher umso spannendere Gelegenheit
für den Austausch zum Leitthema mit Jean-Philippe Courtois, President Microsoft International
bei der Microsoft Corporation, Ralph Haupter, Geschäftsführer der Microsoft Deutschland
und Dr. Said Zahedani, Mitglieder der Geschäftsleitung und Senior Director der DPE
Gruppe, während der CeBIT ergab.
Denn auch Microsoft setzt auf die Cloud [1], sieht sich sogar als die „Cloud Company“
und bietet ein breites Portfolio an Lösungen in diesem Bereich an. Es war die richtige
Zeit für die Frage „Quo Vadis Microsoft?“ in Sachen Cloud.
Wolkige Aussichten bei Microsoft
Gleich am Dienstagmorgen hat Jean-Philippe in Rahmen der CeBIT Global Confernce eine
Keynote zum Thema Cloud Computing gehalten und eine Einführung in das Thema sowie
in die Herausforderungen der heutigen IT-Welt.
Mit den Cloud-basierten Angeboten wird eine bereits vorhandene globale IT-Infrastruktur
verwendet, die von einem externen IT-Team betrieben und auf dem letzten Stand gehalten
wird. Die notwendige Skalierung, weltweite Zugänglichkeit und Verfügbarkeit wird on-demand
bereit gesteellt und gehört zum Versprechen eines Cloud Angebots dazu – der Nutzer
erhält nicht die Einsicht in die Welt hinter den Kulissen, jedoch die notwendige Leistung
und die Skalierung, die er benötigt. Gleichzeitig entfällt die Notwendigkeit eigene
Infrastrukturen aufzubauen, zu betreiben und zu administrieren. Damit wären die Themen
Konsolidierung und Kosteneinsparrungen auch plausibel dargestellt, ohne weiter hier
ins Detail zu gehen ..
Das wär’s auch, wenn Cloud Angebote nur die Basis der IT-Infrastruktur (Hardware,
Betriebssystem und Server) zur Verfügung stellen würden. Schnell wird auch die Frage
nach Flexibilität, Elastizität und Dynamik ins Spiel gebracht. Mit Windows Azure geht
Microsoft den Schritt weiter und bietet neben der Infrastruktur auch die Entwicklungsplattform
samt notwendigen Services in der und für die Cloud mit an. Damit wird umfassend für
die Skalierung mit den Anwendungen, die bereits für die Verwendung in der Cloud-basierten
Umgebungen erstellt worden sind, gesorgt. Vorausgesetzt natürlich es wird Service-orientiert
gedacht und die Entwicklungsplattform sinvoll in die eigene Software-Architektur integriert.
Auf Basis dieser kurzen Ausführung ergeben sich schon die Vorteile der Verwendung
der Cloud, bei Microsoft in diesem Fall der Windows Azure Plattform, bei großen Unternehmen,
die vorwiegend global tätig sind und große Rechenzentren unterhalten. Es ist insofern
auch nicht verwunderlich, dass ziemlich alle großen Firmen in Deutschland eine „Cloud-Strategie“
haben und viele mit innovativen Umsetzungen in der Öffentlichkeit glänzen. Auch Bitkom
widmete einen großen Bereich der Halle 4 der Vorstellung diverser Cloud-Angebote hiesiger
Unternehmen.
Daher wollte ich von den Herren wissen, ob die Cloud-Angebote von Microsoft auch für
die andere Schicht der Wirtschaft, nämlich für die Start-Ups geeignet sei.
Cloud und die Start-Ups
Offensichtlich liegt das Thema Jean-Philippe Courtois am Herzen. Er erwähnte enthusiastisch
die Microsoft BizSpark-Initiative (technische und finanzielle Unterstützung für die
Start-ups, [2]) um gleich danach zu betonen, dass die Start-Ups von heute die perfekte
Kunden für die Cloud-Angebote sind. Die Herausforderungen einer globalen IT können
nur mit einer Anwendung basierend auf einer globalen IT-Infrastruktur bewältigt werden,
kein Start-Up sei aber in der Lage diese Infrastruktur selbst bereit zu stellen. Klein
anfangen und sehr schnell wachsen ist die Natur eines Start-Ups, in der IT-Welt ist
dies aber nicht einfach realisierbar und zugleich mit signifikanten Investments verbunden.
Hinzu kommt auch die Tatsache, dass die Start-Ups neu anfangen und in der Lage sind
die neusten Entwicklungen zu nutzen. Bei größeren Unternehmen sind die sog. Legacy-Probleme,
nämlich die Migration bestehender Strukturen und die Anbindung an diverse, teils veraltete
Systeme eine der größten Herausforderungen. Alle diese Probleme sind bei einem Start-Up
eben nicht vorhanden.
Microsoft versucht auch im Gegensatz zu Amazon und Google, zwei weiteren Cloud-Anbietern,
auch die Aufgaben der Entwickler zu vereinfachen und mit vorgefertigten Applikationsbausteinen
den Bau von Applikationen zu unterstützen. An der Kostenseite stehen auch seitens
Microsoft neben Test-Accounts (die kräftig auf der CeBIT beworben wurden) auch diverse
kostenlose Angebote für kleine Unternehmen.
Spannend war die Aussage, das von rund 35.000 Azure-Anwendungen rund ein Drittel von
den Start-Ups entwickelt wurde und in den top 15 Applikationen auch einige Start-Ups
vertreten sind.
Quo Vadis Microsoft?
Wenn wir schon dabei waren wollte ich wissen, ob die Cloud ein mit der Einführung
des .NET Frameworks vergleichbar großer Schritt für die Entwickler darstellt.
Jean-Philippe bestätigte, dass die .NET Plattform die Herausforderungen der damaligen
Zeit, nämlich der Übergang von monolitischen Desktop-Anwendungen hin zu vernetzten,
Service-orientierten Anwendungen auf verschiedenen Gerätetypen ermöglichen sollte.
Es hat Microsoft einige Jahre gekostet, die Vision hinter .NET in der realen Welt
zu implementieren, aber heute sieht Microsoft diese Aufgabe als erfüllt an. Die .NET
Plattform ist die Plattform der Wahl geworden und hat sich erfolgreich neben Java
im Unternehmen und neben zahlreichen Web-Frameworks mit ASP.NET im Web etabliert.
Nun aber kommt eine nächste Herausforderung auf die Entwickler (und Microsoft) zu,
die mit der Skalierung und fortschreitender Globalisierung zusammen hängt und bisherige
Anforderungen bei weitem übersteigt. Und hier soll der Cloud-Ansatz helfen. Microsoft
sieht aber hier nicht den nächsten getrennten Folgeschritt, vielmehr wird die bestehende
.NET Plattform mit der Cloud erweitert – Windows Azure setzt auf bekannte Standards
und wird von den gleichen Entwicklungstools unterstützt. Die Cloud seit eine logische
Erweiterung der bisherigen .NET Plattform, die Entwickler bemächtigen soll neue Chancen
zu nutzen.
Microsoft sei es sehr ernst in dieser Sache und die Investments in die Entwicklung
der Plattform sollen es auch plausibel beweisen. Wenn man sich schon anschickt die
Firma als die „Cloud Company“ zu bezeichnen, dann meint man es auch so. Dies soll
sich in allen Angeboten wiederfinden – die zukünftige Microsoft-Strategie wird durch
die Cloud geprägt und weiter geführt.
Er meinte in diesem Zusammenhang:
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"Cloud Computing marks a major paradigm shift in the way companies and organizations access software and computing power. ICT creates cost and efficiency benefits which are available to organizations of all sizes, from the largest of enterprises to the smalles of start-ups, and even in the public sector in areas like health and education."
Zusammengefasst: die bessere Cloud
Die strategische Sicht: aus .NET wird .NET + Cloud geeignet für die kleinen und für die großen. Microsoft sieht die eigene Stärke in der einheitlichen Plattform, die sowohl die Anforderungen der IT-Pro Welt bedient als auch die Entwickler auf die nächste Stufe der Entwicklung bringt. Und dies, betonte Jean-Philippe am Ende, sei die bessere Cloud, die nicht nur die .NET Anwendungen unterstützt, vielmehr läuft auf der Azure Plattform eine Vielzahl an Programmiersprachen, darunter PHP, und Server-Anwendungen. Für jeden ist was dabei.
Nicht uneingenützig waren die Fragen, denn unser Investment in die Cloud-Version des AxCMS.net [3] wollte ich bestätigt bekommen. Und aufgrund des Gesprächs kann ich sagen .. die Zukunft der .NET Entwickler ist aus der Microsoft-Sicht offensichtlich in der Tat wolkig. :-)
[1] http://www.microsoft.com/germany/business/cloudservices/default.aspx
[2] http://msdn.microsoft.com/de-de/ff963029.aspx
[3] http://de.axcms.net/
Herzlichen Dank an Dorothea, Kay und Achim von Microsoft Deutschland für die Organisation des Treffens. Beste Grüße an Nicki ICE Wruck und Dr. Windows Martin Geuß sowie an das MSND Bus Team. :-)
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