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Eine wahre Storchengeschichte

Zufällig fand der Kroate Stjepan Vokic vor 24 Jahren in freier Natur einen flugunfähig verletzten Weißstorch. Es sollte sich im Nachhinein herausstellen, daß es sich bei ihr um eine irreversibel schußbedingten Flügelbruchverletzung handelte. Daher versucht er bis heute, dieser Störchin ein weitestgehend natürliches Leben zu ermöglichen.

Als er 1993 diesen Vogel bei sich aufnahm, taufte er ihn auf den Namen Marlena. Der Kroate baute ihr 2004 auf seinem Wohnhaus sogar ein Nest nebst Sonnenschutz. Doch wie kommt diese gefiederten Invalidin nun auf diesen Dachfirst? Der gute Mann ging einfach hin und errichtete ihr eine vom Erdboden bis zur Gebäudespitze reichende Rampe. Seither stolziert dieser tierische Zweibeiner – einem Laufsteg ähnlich – diese “Treppe” tagein, tagaus, herauf und herunter. Vor nunmehr 13 Jahren entdeckte ein wildlebendes Storchenmännchen (er gab ihm den Namen Klepetan), nicht nur Marlena, sondern auch deren Nest für sich (mit). Bis zum heutigen Tage brachten sie derweil bereits 57-fachen Nachwuchs zur Welt. Sollte der Storchenvater einmal nicht hinreichend genug Nahrung für jung und alt auftreiben können, fährt Stjepan an solchen Tagen witterungsunabhängig zweimal täglich bis zu mitunter 50 km, um mit der Angel für sie Lebendfisch zu fangen. Denn Marlena ist dbzgl. sehr wählerisch/verwöhnt, frißt sie doch nur Lebendfisch. Und fällt seine Beute einmal zu mager aus, so füttert er den Nestlingen sowie seiner Mutter mageres Fleisch zu. Nach seiner eigenen Aussagen geht aufgrund dessen ein großer Teil seiner bescheidenen Rente dafür drauf. Würden ihm nicht kleine Spenden von Tierfreunden zuteil, müsse er selbst bereits hungern. Nach der Brutzeit beginnt für Stejpan und Marlena eine intensive Zeitspanne der Zweisamkeit. Vom Herbst (wenn es Vater Storch mit seinen Artgenossen gen Afrika zieht) bis zum Frühlingsbeginn muß Marlena allerdings fast tierisch alleine ihr Dasein fristen. Wäre da nicht der besagte Stjepan Vokic. Während dieser Phase zelebriert der Kroate allabendlich ein Ritual dergestalt, dass sich Stjepan und Marlena in seiner guten Stube, im Fernsehen genüsslich unterschiedlichste Filme über die Störche dieser Welt anschauen. Er sagt von sich, dass Mensch immer nur töten, bzw. zerstöre, dass ginge nicht. Er äußert, sein Tun sei ein der Natur etwas zurückgeben wollen. Während der dunklen Jahreszeiten fahren besagte, regelmäßig mit seinem Auto zu den verschiedensten Feuchtgebieten (Marlene “sitzt” in solchen Situationen bei jeweils geöffnetem Seitenfenster auf dem Beifahrer und geniesst die Aussicht), die sich in seiner Heimat befinden. Es soll verhindern, dass Marlena hospitalisiert würde.

Das Weißstörche zu den ganz wenigen Ausnahmeerscheinungen der Natur gehören, weist dieser Beitrag eindrucksvoll auf (dokumentiert diese Vogelart doch sehr anschaulich, dass sie einer Spezies angehörig ist, die in direktem Kontakt zu uns Menschen leben können). Das manifestiert sich auch darin, dass sich Frau Storch vertrauensvoll, regelmäßig von ihrem Storchenschützer, die Beine pflegen lässt. Würde doch ansonsten ihre Haut aufplatzen und eine Eintrittspforte für Entzündungen darstellen. Diese ungewöhnliche “Wellness” lässt Mutter Storch stets bereitwillig – als Zeichen des Vertrauens – über sich ergehen.

Herr Vokic würde – nach eigenen Worten – gar noch auf allen Vieren kriechen, um für Marlena und deren Jungen alljährlich Futter zu beschaffen. Er meint, dass man sich im Leben immer für jemanden aufopfern müsse (so er es weiterhin immerzu für seinen Zufallsfund Marlena tue). Seit vor acht Jahren seine Frau verstarb, widmet er sich seinen Störchen noch hingebungsvoller denn je. Sie bedeuten ihm inzwischen alles. Er gab sogar preis, dass er dafür gar seinen letzten Cent zu opfern bereit wäre, damit es ihnen gut ergehe. Der vom Balkan stammen Mann, vermittelt fast den Eindruck, als wenn er – wenn auch im jeweils tragischen, doppelten Sinne – nochmals eine große Liebe für sich entdeckt haben könnte.

Quelle: ZDF-Serie sonntags (vom 7.5. 2017)

Verfasser Willi Wissen/Schönberg-MV

Bildquellenangabe: Rudis-Fotoseite.de  / pixelio.de


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