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Kornblume als Symbol der Treue

Kornblumen

Die Kornblume ist eine krautartige, einjährige Pflanze, die eine Wuchshöhen bis zu einem Meter erreicht und deren Blütezeit sich von Juni bis Oktober erstrecken kann. Sie ist ein Bioindikator, der anzeigt, wie stark die Felder in vergangenen Jahren gedüngt wurden. Durch starke Überdüngung der Felder ist sie streckenweise selten geworden. In der Heilkunde wird sie zur Behandlung von Kopfschmerzen, Akne, Fieber, Husten und Insektenstichen verwendet. Unter Imkern wird die Kornblume aufgrund des hohen Zuckergehalts ihres Nektars (34 %) äußerst geschätzt. In der Politik ist sie jedoch nicht unumstritten. In Österreich wird es gelegentlich schon mal zum Skandal erklärt, wenn bei einer konstituierende Zusammenkunft eines neugewählten Parlaments eine bestimmte Partei Blumen sprechen läßt. So beispielsweise geschehen in Wien am 24.11.2015. Wenngleich auch in Österreich Angelobungen selten ohne floralen Schmuck vonstatten gehen, führt dies zu hyperventilierender Schnappatmung in der österreichischen Parteienlandschaft, wenn sich die Freiheitlichen dieser Tradition anschließen.

In diesem Sinne wurden zu genanntem Anlaß fünf verschiedene Arten zur Schau getragen, und man mag es kaum glauben, so wie die SPÖ ihrer Parteifarbe gemäß rote Nelken auftrug, präsentierten sich die „Blauen“ von der FPÖ mit blauen Kornblumen. Doch Centaurus cyanus wurde zum Stein des Anstoßes, weil diese Blume in den 30er Jahren nach dem Verbot der NSDAP durch Kanzler Dollfuß auch von den Nationalsozialisten in Österreich getragen wurde – unter anderem. Dies ist allerdings bei weitem nicht die einzige historische und politisch-kulturelle Zuordnung, die zur Kornblume getätigt werden kann. Die Kornblume war ab etwa dem Jahre 1879 beispielsweise auch die Parteiblume der so genannten Schönerer-Bewegung in Österreich, dessen Alldeutsche Vereinigung die Kornblume Als Symbol der deutschen Treue ansah. Seit 1935 ist eine stilisierte Kornblume Teil des Logos des Vereins für das Deutschtum im Ausland (VDA) und, wenngleich in modernisierter Form, noch bis heute beibehalten. Aber die Kornblume war auch zentrales Symbol der Romantik, die eine maßgebliche Strömung unserer Kultur ausmacht. Die blaue Blume wurde als Symbol wesentlich für das Streben nach der Erkenntnis, ja in Anlehnung an das delphisch-antike gnothi seauton, nach dem „erkenne dich selbst“ interpretiert, welches einer sich als identitär verstehenden Partei durchaus gut zu Gesicht steht.

Die Kornblume war also nicht allein das Zeichen der 22. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division Maria Theresia, sondern wurzelt tiefer in der deutschen Kultur. So verwandte der bedeutende frühromantische Maler Philipp Otto Runge in zahlreichen Gemälden das Motiv der blauen Blume oder verfaßte auch der Oberschlesier Joseph Freiherr von Eichendorf ein Gedicht mit dem Titel „Die blaue Blume“. Ja bereits die römische Göttin der Ernte und Fruchtbarkeit, Ceres, trug eine Kornblume im Haar. Heute ist sie in Schweden das Parteisymbol der Liberalen, in Frankreich ein Zeichen des Gedenkens an Kriegsopfer und in Estland seit 1968 sogar die Nationalblume. Von daher dürfte die oftmals aufgesetzte Empörung in Österreich über die freiheitliche Blume lediglich als ein Ausdruck hilflosen argumentativen Notstands gegenüber der Ernte, welche die Freiheitlichen von Wahlgang zu Wahlgang in jüngster Zeit in Österreich einfahren konnten, angesehen werden. Man mag nur hoffen, daß die thematische Auseinandersetzung in der politischen Gestaltung überwiegen mag und derartige sachfremde Nebenkriegsschauplätze botanischer Symbolik nicht allzu sehr ins Kraut schießen.

Gerhard Keil

Bildquelle: 458714_web_R_K_B_by_Rosel Eckstein_pixelio.de



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