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Welche Rohstoff-ETFs lohnen sich?

Tags: etfs dass hier

Hallo Leute,
das Thema ETF erlebt derzeit eine übertriebene Hochkonjunktur und fast täglich sieht man im Fernsehen Werbung, in der diese Anlageklasse beworben wird. Dabei nimmt der Konkurrenzdruck bei den ETF-Anbietern immer mehr zu. Dies hat zur Folge, dass die Qualität der ETFs leidet, während die Quantität zunimmt. In diesem Beitrag wird es speziell um die Rohstoff-ETFs gehen und ich hoffe, den Interessenten dieser Anlageklasse sinnvolle Informationen zu liefern, angesichts des ausufernden ETF-Dschungels. Denn nicht jeder Rohstoff-ETF ist ein richtiger Rohstoff-ETF und auch nicht jeder ETF lohnt sich generell.

Welche ETFs sind richtige Rohstoff-ETFs?

Was versteht man unter einem richtigen Rohstoff-ETF? Dazu gehört ein ETF, der nur einen Rohstoff abbildet, zum Beispiel nur Erdöl, nur Sojabohnen oder nur das Gold oder Silber.
Hierzulande werden gerne Rohstoff-ETFs angepriesen, die gar keine richtigen Rohstoff-ETFs sind. Denn reine Rohstoff-ETFs sind in der Europäischen Union nicht zugelassen, weil in der EU alle ETFs ein Mindestmaß an Diversifizierung beinhalten müssen (Artikel 22a Absatz 1 der Richtlinie 85/611/EWG).

Vielmehr handelt es sich hierzulande um Rohstoff-Körbe. Bei diesen Körben wird versucht, Rohstoff-Indizes nachzubilden. Hier werden  jedoch mehrere unterschiedliche Rohstoffe miteinander vermischt. Das sind, wie bereits erwähnt, keine echten ETFs und vielmehr handelt es sich um eine Marketing-Strategie der ETF-Anbieter. Denn mit welchem Rohstoff kann solch ein Rohstoff-Korb verglichen werden? Soll man einen ETF, der aus Weizen, Mais und Sojabohnen besteht, mit der Entwicklung der Sojabohnen vergleichen? Oder lieber mit dem Weizen? Wie Sie sehen, kann man hier keinen vernünftigen Vergleich anstellen.
Andere Anbieter verkaufen wiederum Rohstoff-ETFs, welche aus börsennotierten Unternehmen bestehen, die sich auf Rohstoffe spezialisiert haben. Auch hier kann man eigentlich nicht von einem Rohstoff-ETF sprechen.

In den USA dagegen kann man die Rohstoff-ETFs mit dem jeweiligen Rohstoff im direkten Bezug zueinander setzen. Beispielsweise lässt sich der ETF auf Erdöl “USO” (United States Oil Fund) mit der Entwicklung des Erdöls vergleichen. Wir werden im Verlauf des Artikels ein paar Charts anschauen. Dadurch wird die Sache verständlicher.

Ein ETC als ETF

Um das Problem der EU-Richtlinie zu umgehen, wurde in Europa eine andere Anlageklasse entwickelt, die sich ETC (Exchange Traded Commodities) nennt. Mithilfe von ETCs können Sie somit tatsächlich in einzelne Rohstoffe investieren, z.B. in Gold, Silber, Getreide usw. Diese funktionieren im Grunde wie die ETFs mit dem Unterschied, dass sie im Gegensatz zu den ETFs nicht zum Sondervermögen zählen und im Falle einer Insolvenz des Emittenten nicht geschützt sind. Wer mehr über ETCs wissen möchte, der braucht nur im Internet zu recherchieren.

Unterscheidung der echten Rohstoff-ETFs in physische und nichtphysische ETFs

Bitte beachten Sie: Der Inhalt dieses Artikels bezieht sich sowohl auf die echten ETFs als auch auf die ETCs.  Aus Einfachheitsgründen werde ich beide Anlageklassen im Folgenden nur als ETFs bezeichnen.

Sie haben nun gelernt, dass man zwischen echten und nicht echten ETFs unterscheidet. Des Weiteren muss man bei den echten ETFs zwischen den physischen und den nicht physischen ETFs unterscheiden. Denn nur wer den Unterschied kennt, wird wissen, in welche Papiere sich die Investition lohnt.

Physische ETFs sind solche, bei denen der ETF-Emittent tatsächlich einen Rohstoff einkauft und irgendwo einlagert. In der Regel handelt es sich um Edelmetalle (Gold, Silber, Platin usw.). Diese Rohstoffe sind meistens ziemlich teuer und so kann man schon mit einer “überschaubaren” Menge des physischen Materials den Gesamtwert des ETF abdecken.

Anders sieht es beispielsweise bei solchen Rohstoffen wie Erdöl oder Getreide aus. Verglichen mit einem Edelmetall wie Gold oder Platin sind diese Rohstoffe ziemlich günstig und so bräuchte man riesige Mengen und Lagerhallen, um all diese Rohstoffe einzulagern, um den Gesamtwert des ETF abzubilden.
Des Weiteren kommt noch dazu, dass diese Rohstoffe nur eine begrenzte Haltbarkeit aufweisen können. Was macht man also in diesem Fall? Um das Problem zu umgehen, legen die Emittenten einen ETF über den Kauf von Futures auf. Die Futures werden so lange gehalten, bis sie kurz vor dem Auslaufen stehen. Noch vor dem Ablaufdatum werden die gehaltenen Futures abgestoßen und anschließend werden neue Kontrakte erworben, um den Wert des ETF / ETC zu erhalten.
Und hier befindet sich das eigentliche Problem der nicht physischen ETFs. Denn der Wert dieser ETFs leidet regelmäßig an den sogenannten Rollverlusten. Um zu verstehen, was ein Rollverlust ist, müssen wir einen kleinen Ausflug in die Welt der Futures unternehmen.

Rollverluste durch Futures

Es gibt ganze Bücher, die sich ausführlich mit den Futures befassen. Ich kann an dieser Stelle nur eine knappe Beschreibung erstellen, denn alles andere würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Aus diesem Grund bitte ich um Verständnis, wenn meine Erklärungen nicht zu 100% akademisch korrekt sind.

  1. Futures haben nur eine begrenzte Laufzeit und sie weisen in die Zukunft
    Stellen Sie sich vor, Sie besitzen eine Raffinerie, in der Erdöl zu Benzin verarbeitet wird. Wenn Sie das Erdöl kaufen möchten, dann kaufen Sie heute einen Future. Doch dies bedeutet nicht, dass Sie das Erdöl geliefert bekommen, sobald Sie den Future erworben haben. Vielmehr dauert es eine Weile, denn die Lieferung erfolgt erst dann, wenn der Future ausgelaufen ist. Ist ein Future ausgelaufen, hört er auf, zu existieren.
  2. Futures, die weiter in der Zukunft liegen, sind teurer als die Futures, die nicht so weit in die Zukunft reichen.
    Wenn Sie beispielsweise das Erdöl nicht in drei Monaten, sondern erst in neun Monaten benötigen, dann zahlen Sie für den Future, der später ausläuft, mehr. Dies tun Sie aus einem ganz einfachen Grund: das Erdöl, dass sie erst in neun Monaten benötigen, muss unter Umständen irgendwo gelagert werden und dazu kommt auch noch, dass Sie das Erdöl natürlich nicht sofort, sondern erst in neun Monaten bezahlen.
    Denn ein Future ist ja nichts anderes als ein Kontrakt, ein Vertrag wenn man so will. Ein Vertrag, der Sie dazu berechtigt, an einem bestimmten Tag eine Lieferung von Erdöl zu erhalten. Erst dann bezahlen Sie den Rohstoff auch. Dazu kommen auf den Erdölproduzenten noch viele weitere Kosten zu, wie zum Beispiel Versicherungskosten und so weiter. Aus diesem Grund kann er Ihnen das Erdöl, welches Sie erst in neun Monaten benötigen, nicht zum gleichen Preis verkaufen, wie das Erdöl, welches Sie in drei Monaten benötigen würden.

    Quelle: www.vixcentral.com

    Diese Art der Preisgestaltung kann man mithilfe einer Kurve, die sich Terminstrukturkurve nennt, vereinfacht darstellen. Ein Beispiel wie so eine Terminstrukturkurve aussehen könnte, können Sie der Abbildung entnehmen. Hierbei handelt es sich um den VIX-Future. Diese Kurve lässt sich jedoch auf alle anderen Rohstoff-Kontrakte übertragen. Jeder Punkt steht für einen Future und  je weiter in die Zukunft, desto teurer sind die Futures. Hierbei handelt es sich um eine Normalsituation oder wie sie an der Börse genannt wird, Contango.

Durch den ständigen Kauf und Verkauf von Futures rollen die Emittenten des ETF die Kontrakte permanent in die Zukunft. Die neuen Futures (auch die hinteren Futures genannt) sind, wie wir soeben erfahren haben, immer etwas teurer, als die Futures mit einer geringeren Laufzeit (auch vordere Futures genannt).
Wenn die hinteren Futures aber immer teurer sind, dann müssen die ETF – Emittenten für den Kauf der neuen Futures ein Stückchen mehr Geld ausgeben, als sie für den Verkauf der bereits erworbenen Futures erzielen können. Mit anderen Worten, durch das Rollen erzielen Sie permanente Verluste, sprich Rollverluste. Und genau darin liegt das von mir zu Beginn genannte Problem. Die nicht physischen ETFs erzielen permanent Rollverluste und verlieren dauernd ein Stückchen an Wert. Lassen Sie uns nun ein paar Charts anschauen:

Beachten Sie bitte, dass es sich hierbei um keine 100% genaue Berechnungen handelt, weil es die Situation nicht erfordert. Vielmehr war es mir wichtig zu zeigen, wie die Wertentwicklung der nicht physischen Rohstoff-ETFs allgemein verläuft.

Beginnen wir beispielsweise mit dem Chart auf Baumwolle:

Quelle: www.tradingview.com

Im unteren Bereich sehen Sie den ETF auf Baumwolle (Kürzel: BAL), der gegen Mitte 2008 aufgelegt wurde. Vergleicht man ihn nun mit dem Chart der Baumwolle so sieht man, dass die Baumwolle seit dem Auflegen des ETF bis heute ca. 6,5 % im Plus liegt, während der ETF 1,3 % im Minus liegt. Woran mag das wohl liegen? Nachdem Sie nun wissen, was Rollverluste sind, dürfte die Antwort nicht allzu schwer fallen.

Sehen wir uns den nächsten Chart an und nehmen wir beispielsweise Kaffee:

Quelle: www.tradingview.com

Hier sehen wir, dass die Entwicklung des Kaffee – ETF (Kürzel: JO) im Vergleich zu Kaffee selbst sehr extrem ist. Seit dem Auflegen des ETF hat Kaffee nur 7% an Wert verloren. Der ETF selber hat dagegen ganze 62% an Wert eingebüßt.

Nächster Chart, dieses Mal auf Erdöl. Der bekannteste aller ETFs auf Erdöl ist der United States Oil Fund (Kürzel: USO):

Quelle: www.tradingview.com

Hier büßt der USO seit dem Auflegen ganze 84% an Wert ein! Was noch bemerkenswert ist, dass Erdöl über dem Bereich notiert, wo es sich am Tiefpunkt der Finanzkrise befand. Der ETF USO dagegen befindet sich sogar unter dem Tiefpunkt aus der Finanzkrise!

Weil es so schön war, sehen wir uns noch zwei Charts der nicht physischen ETFs an. Zunächst den Chartvergleich zum Weizen:

Quelle. www.tradingview.com

Auch hier ist der Wertverlust beim Weizen-ETF (Kürzel: WEAT) im Vergleich zum Rohstoff selber, extrem.

Fairerweise kommt jetzt noch ein Chartvergleich eines nicht physischen ETF, wo die Nachbildung der Wertentwicklung im Vergleich zum Basiswert relativ gut gelungen ist. Die Rede ist von den Sojabohnen.

Quelle: www.tradingview.com

Hier weicht der Wert des ETF (Kürzel: SOYB) vom Basiswert Sojabohnen nur um ca. 1% ab. Weshalb es sich hier um eine Ausnahme handelt, kann nur der Emittent wissen. Doch selbst wenn es Ausnahmen gibt, sehen wir, dass sie meisten nicht physischen ETFs im Vergleich zu den Basiswerten schlecht bis extrem schlecht abgeschnitten haben.

Kommen wir nun zu den physischen ETF und Beginnen wir mit dem ETF auf Gold. Der bekannteste ETF auf Gold ist der Spider Gold Shares (Kürzel: GLD).

Quelle: www.tradingview.com

Seit dem Auflegen des ETF gegen Ende 2004 hat er, im Vergleich zum Basiswert Gold, “nur” um ca. 170% an Wert zugelegt. Wir sehen jedoch eine positive Entwicklung beim GLD. Woran mag das Wohl liegen? Bei Baumwolle haben wir gesehen, dass der Basiswert an Wert zugelegt hat, der ETF jedoch eine negative Entwicklung aufzeigt.
Der Grund liegt darin, dass der Emittent des ETF das Gold physisch einkauft und ihm hier keine Rollverluste entstehen. Wie kommen jedoch die 10% Unterschied zustande? Die Gründe können vielfältig sein. Einer davon ist vermutlich der, dass man bei allen ETFs kleine Verwaltungsgebühren an die Herausgeber zahlt.

Sehen wir uns einen zweiten physischen ETF an und ziehen den Basiswert Silber heran:

Quelle: www.tradingview.com

Der wohl bekannteste ETF auf Silber ist der iShares Silver Trust (Kürzel: SLV). Auch hier ist die Entwicklung ähnlich wie bei Gold. Sowohl der Basiswert als auch der ETF liegen im Plus. Auch hier kann der Unterschied zwischen dem ETF und dem Basiswert Silber darin liegen, dass die Verwaltungsgebühren beim ETF zu Buche schlagen.

Ich denke, diese wenigen Charts sind ein gutes Beispiel und Sie können gerne auch eigene Vergleiche anstellen. Hier kann ich beispielsweise die kostenlose ETF-Datenbank www.etfdb.com empfehlen, wenn Sie wissen möchten, welche ETFs es gibt, um sie mit den Basiswerten zu vergleichen.


Grundsätzlich sind ETFs eine tolle Sache. Doch auch hier muss man sich mit dem Thema auseinandersetzen, wenn man die Finanzen selber in die Hand nehmen möchte. Alleine in diesem Beitrag wurden einige Unterschiede zwischen den ETFs aufgezeigt. So wissen Sie jetzt, dass es echte und unechte Rohstoff-ETFs gibt. Des Weiteren wissen Sie nun, dass die echten Rohstoff-ETFs sich in zwei weitere Kategorien unterteilen lassen: in physische und nicht physische ETFs.
Fakt ist, dass es sich lohnt, in physische ETFs zu investieren, weil man hier keine Rollverluste hat. Dass auch physische ETFs an Wert verlieren können, ist selbstredend, weil sie ja die Wertentwicklung des eigentlichen Rohstoffs nachbilden. Wenn beispielsweise Gold an Wert verliert, dann muss zwangsläufig auch der ETF an Wert verlieren.

Möchten Sie lieber in unechte ETFs investieren? Auch gut! Sie sollten nur das Wissen im Hinterkopf behalten, dass Sie hier nicht in den Rohstoff selber, sondern in Rohstoff-Körbe oder in Aktien von Rohstoff-Unternehmen investieren. Ansonsten spricht nichts dagegen, auch in solche ETFs zu investieren (mit vorhergehender Analyse natürlich).

Nachdem Sie den Beitrag gelesen haben, könnten Sie sich fragen, ob man den nicht physischen ETF komplett aus dem Weg gehen sollte. An dieser Stelle wäre es falsch die Antwort zu bejahen. Genauso falsch wäre es jedoch, sie zu verneinen. Was möchten Sie damit bezwecken? Möchten Sie investieren oder eher traden? Haben Sie Informationen über Rohstoffe, über welche andere Marktteilnehmer nicht verfügen? Es kommt letztendlich auf die Ziele und die Strategie jedes Einzelnen an.

Wenn Sie mehr über das Investieren in Wertpapiere erfahren möchten, kann ich Ihnen gerne das Buch von Benajmin Graham “Intelligent Investieren” empfehlen. Für alle, die sich für das Traden mit Optionen interessieren, kann ich zum Einstieg auf das Buch von Jens Rabe “Optionsstrategien für die Praxis” verweisen. Weitere Literaturempfehlungen finden Sie in meinem Empfehlungsbereich.

Zusammenfassung

  • Es gibt echte und unechte Rohstoff-ETFs
  • Echte ETFs bilden den Basiswert, also den Rohstoff selber, nach
  • Bei unechten ETFs investieren Sie in Rohstoff-Körbe oder in Aktien-Unternehmen, die sich auf Rohstoffe spezialisiert haben
  • In der EU gibt es keine reinen Rohstoff-ETFs. Hier bzw. in Deutschland gibt es eine Abwandlung eines ETF. Diese Anlageklasse nennt sich ETC und damit können Sie auch direkt in einen Rohstoff investieren
  • Echte ETFs unterscheiden sich in physische und nicht physische ETFs
  • Nicht physische ETFs bilden einen Basiswert anhand von Futures ab, wodurch sie einem permanentem Wertverlust aufgrund von sogenannten Rollverlusten ausgesetzt sind
  • Physische ETFs bilden den Basiswert nach, indem der Emittent den Rohstoff physisch einkauft und irgendwo lagert. Dadurch gibt es hier keine Rollverluste.

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