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CoT-Report: Die Commercials als die großen Player

Hallo Leute,
der CoT-Report ist eine wichtige Informationsquelle und kann im Trading sehr hilfreich sein vorausgesetzt, man beschäftigt sich damit regelmäßig. Doch dies setzt auch voraus, dass man die Börsenteilnehmer kennt und weiß, wie sie agieren. Aus diesem Grund werden wir uns in dieser kleinen Beitragsreihe den Gruppierungen des Commitments of Traders Reports widmen und wir beginnen mit den Commercials. Sie sind für uns die erste Anlaufstelle bei der Analyse und der Interpretation des Reports. Da der neue CoT-Report zwischen vier Arten von Commercials unterscheidet, werde ich den Begriff “Commercials” selbst nur als Oberbegriff verwenden und bei Bedarf auf die einzelnen Bezeichnungen der Markteilnehmer eingehen.

Wer sind die Commercials und wie sieht der Idealfall an der Börse aus?

Die sogenannten Commercials sind die am besten kapitalisierten Player an der Börse. Sie haben sehr tiefe Taschen (deep pockets) und verfügen über enorme Geldressourcen. Daher sind sie in der Lage, unerwünschte Kursbewegungen sehr lange aushalten zu können.

Wie bereits im Beitrag „Was ist Commitments of Traders“ erwähnt, unterscheidet die CFTC im alten Report nicht zwischen dem Finanz- und dem Nichtfinanzmarkt. Im neuen CoT-Bericht findet diese Unterscheidung statt und so gibt es im neuen Report im Nichtfinanzmarkt die Produzenten und die Verarbeiter (Producers / Merchants). Im Finanzmarkt hat die Behörde im neuen Report die sogenannten Dealer / Intermediary geschaffen.

Beispiele für Commercials

Die Produzenten (Producers)

Zu dieser Kategorie zählen beispielsweise solche Größen wie Chevron oder Shell als Erdöl-Exploratoren. Aber auch Unternehmen vom Großgrundbesitzer John Malone, der viele große Agrarbetriebe besitzt, können den Produzenten zugeordnet werden.

Die Verarbeiter (Merchants)

Zu den Verarbeitern gehören Unternehmen wie Kellogs, Nabisco oder General Mills. Aber auch Shell kann man zu den Verarbeitern zählen, wenn man es genau nimmt. Denn Shell erschließt nicht nur Ölfelder, sondern das Unternehmen verarbeitet das Erdöl auch. Aus diesem Grund kann es bei manchen Unternehmen eine Grauzone zwischen den Produzenten und den Verarbeitern geben.

Commercials im Finanzsektor (Dealer / Intermediary)

Im Finanzmarkt finden sich unter den sogenannten Dealern solche Größen wie JP Morgan, Goldman Sachs usw. wieder. Ich denke, jeder, der sich für die Börse oder Wirtschaft interessiert, hat diese Namen schon einmal gehört.


Die Commercials verstehen

Die meistverbreitete Annahme ist, dass die Preise sich stark bewegen, wenn die Commercials „wieder zuschlagen“. Doch dies ist nicht wirklich der Fall. Denn die Commercials haben kein Interesse daran, irgendwo “zuzuschlagen” und sie sind auch an Spekulationsgewinnen nicht interessiert. Mit Ihrem Engagement an der Börse sichern sie sich lediglich ab, wenn man so will. D.h. sie hedgen eigentlich nur. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Commercials zu verstehen, um von ihnen zu profitieren.
Es ist normalerweise ungewöhnlich, dass die Commercials mehr Long sind. Dies unterscheidet sich zwar von Markt zu Markt, doch generell kann man sagen, dass sie mehr Short als Long sind. Nicht umsonst wird diese Partei auch als die „sell side of the market“ genannt. Dies bedeutet aber auch nicht, dass die Commercials versuchen, mit ihren Short-Positionen den Markt nach unten zu drücken. Mit ihren Shorts verkaufen sie lediglich ihre Produkte, ihre Erzeugnisse. In der Regel sind es die Produzenten, die Short sind, denn sie möchten die Rohstoffe verkaufen. Im Finanzmarkt sind es die Dealer / Intermediary, die versuchen, Finanzprodukte an Kunden zu verkaufen und sich mit Futures gegen Risiken hedgen.
Genauso verhält es sich mit den Commercials, die Long sind. Sie möchten mit ihren Long-Positionen etwas Reales kaufen und sie sind an den Spekulationsgewinnen nicht interessiert. Hierbei handelt es sich in der Regel um die Verarbeiter. D. h., diese Gruppe möchte die Rohstoffe von den Produzenten kaufen.

Wann kaufen die Commercials und wann verkaufen sie?

In der Regel ist es so, dass die Commercials verkaufen, wenn die Preise steigen und kaufen wenn die Preise fallen. Klingt komisch, ist es aber nicht. Schauen wir uns dazu ein Beispiel auf der Produzentenseite an und nehmen wir einen Agrarbetrieb, der Weizen produziert. Weizen ist ein Rohstoff, der wirklich jedem geläufig ist und so kann man die Situation gut veranschaulichen.

Angenommen, der Großfarmer muss für den Weizen pro Tonne 100,- Dollar ausgeben, von der Aussaat bis zur Ernte. Der Preis an der Börse für eine Tonne beläuft sich, sagen wir, auf 350,- Dollar. D.h. der Farmer würde, wenn er heute einen Short-Kontrakt für Weizen über die Börse erwirbt, für 350,- Dollar verkaufen und hätte pro Tonne einen Gewinn in Höhe von 250,- Dollar.

Wie sieht es nun mit dem nächsten Jahr aus? Wird der Preis für Weizen weiterhin 350,- Dollar betragen? Das weiß natürlich niemand. Denn er kann auch steigen, wenn sich das Angebot verringert (aus welchen Gründen auch immer) oder er kann, was für den Farmer schlechter wäre, sinken. Dies kann zum Beispiel durch nachgelassene Nachfrage passieren oder durch ein höheres Angebot. Was also tun?
Der Farmer wird also folgendes tun: er beobachtet die Preise und wenn der Preis von 350,- Dollar auf, sagen wir, 370,- Dollar pro Tonne steigt, wieder einen Kontrakt als Short-Position eröffnen.
Die Frage lautet nun, macht es Sinn oder nicht? Denn wenn der Preis weiter steigt und sagen wir, 400,- Dollar erreicht, hätte er da nicht warten sollen, um einen noch besseren Preis für sein Weizen erzielen zu können?
Die Antwort lautet: Nein, das hätte er nicht, denn niemand kann in die Zukunft blicken. Der Preis hätte 370,- Dollar erreichen können und dann wieder fallen; vielleicht tiefer, als es dem Farmer lieb wäre. Daher machen die Commercials es so, dass sie die Preise beobachten und nicht alles auf eine Karte setzen, sondern immer Stückchenweise Short-Positionen eröffnen.


Betrachten wir nun die andere Seite, wenn die Preise fallen. In diesem Fall werden die Commercials kaufen. Doch wer kauft da eigentlich? In diesem Fall sind es natürlich nicht die Farmer, welche zu den Produzenten gehören, sondern die andere Seite der Commercials, nämlich die Verarbeiter.
Angenommen, ein großer Lebensmittelhersteller (z. B. Kellogs) möchte das Weizen bzw. das Mehl von unserem Großfarmer kaufen, um daraus Frühstücksflocken daraus zu machen oder eine Großbäckerei, um Brot, Kuchen und sonstige Leckereien zu backen. Was ist nun das Ziel dieser Verarbeiter? Richtig, sie möchten den Weizen bzw. das Mehl möglichst günstig einkaufen, um Gewinne erwirtschaften zu können.

Angenommen, der Weizen kostet immer noch 350,- Dollar pro Tonne. Wenn die Großbäckerei den Weizen kauft, dann kauf sie natürlich nicht den Weizen in ganzen Körnern, sondern das Mehl. D.h. der Großfarmer würde den Weizen  wahrscheinlich an eine Großmühle verkaufen und diese verkauft das Mehl dann an die Verbraucher. Einfachheitshalber sagen wir in unserem Beispiel jedoch, dass die Verarbeiter den Weizen direkt beim Großfarmer kaufen und es dann direkt bei ihm zu Mehl mahlen lassen. Denn wer weiß, vielleicht hat der Farmer neben seinen Feldern auch eine Mühle, um sich ein paar Dollar dazu zu verdienen…
Sagen wir, dass die Großbäckerei pro Tonne Brot 500,- Dollar an Ausgaben hat. In diesen 500,- Dollar ist der Einkaufspreis von Weizen bzw. Mehl enthalten sowie die Produktionskosten. Verkauft wird das Brot für, sagen wir, 700,- Dollar pro Tonne. D.h. zum jetzigen Zeitpunkt macht die Bäckerei 200,- Dollar Gewinn pro Tonne Brot.
Was tut also unsere Großbäckerei wenn sie weiterhin mit Gewinn wirtschaften möchte? Genau wie unser Großfarmer beobachtet sie die Preisentwicklung an der Börse. Wenn sie sieht, dass der Preis für Weizen fällt, dann fängt sie an, nach und nach Long-Positionen aufzubauen. Hier haben wir die gleiche Situation wie beim Farmer. Die Leute, die in der Bäckerei arbeiten und für den Einkauf zuständig sind, wissen nicht, wie lange der Preis fallen wird. Aus diesem Grund eröffnen sie ebenfalls nur Stückchenweise neue Long-Positionen.

Was passiert, wenn der Preis für Weizen nicht fällt, sondern steigt? Tja, dann hat die Bäckerei ein Problem. Wenn die Einkäufer nicht vorausschauend genug waren (wovon jedoch nicht auszugehen ist), haben sie nicht genügend eingekauft, als der Preis noch günstig war. Dann produziert die Bäckerei mit einem Verlust und muss zusehen, dass sie die Kosten in den Griff kriegt oder die Preise für das Endprodukt erhöht. Doch da die Commercials dank des gut ausbauten Informationsnetzwerkes über Insiderwissen verfügen, können sie sich rechtzeitig und ausreichend mit Kontrakten (egal ob Produzenten oder Verarbeiter) absichern.

Warum sollten wir uns an den Commercials orientieren?

Die Commercials sind aufgrund ihrer Nähe zu Ihrem Business von allen Marktteilnehmern am besten informiert. Diese großen Player haben langjährige Geschäftsbeziehungen und sie verstehen ihr Geschäft wirklich gut. Und sie haben ganze Netzwerke an Informanten entlang der Produktionskette, die für sie vor Ort Informationen sammeln. Für sie stellt die Börse keinen Ort für Spekulationen dar. Warum sollten sie auch? Schließlich ist deren Geschäft ein ganz anderes, nämlich die Rohstoffe zu Tage zu fördern, diese Herzustellen (Agrarbereich) oder sie zu verarbeiten. Das gleiche gilt auch für den Finanzsektor. Die Dealer entwickeln Finanzprodukte und versuchen, diese an den Mann / Frau zu bringen. Der einzige Grund für sie, sich an der Börse zu engagieren ist, sich gegen unerwünschte Preisentwicklungen abzusichern. Was sie damit versuchen zu tun, ist, die Verluste aus ihrem Tagesgeschäft zu reduzieren. Aus diesem Grund haben sie nicht einmal Positionsbegrenzungen und können so viele Positionen in Futures eingehen, wie sie möchten. Denn sollte wirklich etwas schief gehen, haben sie genug an physischen Erzeugnissen, um die Schulden zu begleichen. Diese Erkenntnisse sind enorm wichtig, wenn wir uns in einem anderen Beitrag die Gegenseite, die Spekulanten anschauen.

Aus diesem Grund sollten wir uns an ihnen orientieren. Doch aufgepasst: obwohl wir uns an ihnen orientieren, sollte jedem klar sein, dass auch die Commercials trotz ihres Wissensvorsprungs nicht perfekt sind und auch falsch liegen können.

Wenn Sie mehr über das Thema Commitments of Traders wissen möchten, schauen Sie einfach in meinen Empfehlungsbereich. Die Bücher von Larry Williams und Stephen Briese sind dazu bestens geeignet, um Ihnen einen ersten und umfassenden Einblick in die Welt des CoT-Reports zu geben.

Zusammenfassung

  • Die Commercials sind an Spekulationsgewinnen an der Börse nicht interessiert
  • Sie möchten nur ihre Erzeugnisse über die Börse verkaufen und sie sichern sich in erster Linie den zukünftigen Preis mit der Hilfe von Futures
  • Sie verfügen über sehr große finanzielle Ressourcen und können unangenehme Situationen sehr lange aushalten
  • Sie verkaufen, wenn die Preise steigen und kaufen, wenn die Preise fallen
  • Die Commercials sind dank ihres gut ausgebauten Informanten-Netzwerkes am besten informiert und wir richten uns bei der Interpretation des CoT-Reports zu allererst an ihnen

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