Get Even More Visitors To Your Blog, Upgrade To A Business Listing >>

Essen in Rom: Kulinarischer Streifzug durch Trastevere, Testaccio und Monti

Für uns die beste Art, eine Stadt zu erkunden, ist eine Food-Tour. Doch bevor wir uns dem Essen in Rom widmen, steigen wir auf den Gianicolo-Hügel. Von der Piazza Guiseppe Garibaldi hat man einen traumhaften Blick über die Dächer bis zum Monumento Vittorio Emanuele II.

Es scheint, als liege ein rosa Schleier über der Ewigen Stadt. Dieses magische Licht kommt von dem Stein, aus dem die Häuser gebaut Sind.

Besonders fotogen erscheint Rom zur blauen und goldenen Stunde, also in der Zeit vor Oder nach Sonnenauf- und -untergang.

Trastevere: Gemütliche Kneipen, Cafés und ländlicher Charme mitten in Rom

Eines der schönsten Viertel von Rom ist Trastevere, keine zehn Minuten vom Gianicolo zu Fuß entfernt, der alte Stadtteil liegt direkt am Tiber, östlich/südöstlich des Zentrums.

Ein Labyrinth aus Gassen, in dem man sich herrlich vertrödeln kann. Verwinkelt und eng, mit Kopfsteinpflaster. Trastevere, das einstige Arme-Leute-Viertel, beherbergt heute Künstler, Maler, Filmschaffende, Schauspieler – und immer mehr Touristen.

Dem dörflichen Charakter konnte der Ansturm bisher wenig anhaben, nur von den Fassaden blättert die Zeit.

Je nach Lichteinfall färbt die Sonne die Häuser rot, orange oder ocker. Manche Bewohner haben ihr Dach in kleine Gärten verwandelt mit Palmen und Orangenbäumen. Wie Lampions leuchten die Früchte in der Februarsonne.

Während oben die Wäsche im Wind trocknet, trifft man sich in den Cafés, Pizzerias, Restaurants und Bars zum caffé oder vino. Trastevere erscheint wie eine lange Freilufttheke, bis weit in die Nacht hinein.

Sobald es hell wird, übernehmen die Marktleute auf der Piazza San Cosimato. San-Marzano-Tomaten aus Kampanien, Orangen und Zitronen aus Sizilien, duftende Minze, Artischocken, groß wie Kindsköpfe … alles Top-Ware. Und natürlich: ein passendes Rezept (seiner Großmutter) oder eine Geschichte hat der Händler für jeden Kunden parat.

Wie auch Adamo und Emiliano, die in einem der festen Stände am Rand des Platzes lokale Salami und Pecorino romana verkaufen, den Käse der Region. Der Großvater von Emiliano hat das Geschäft 1920 eröffnet und auch die beiden Cousins können sich nichts Besseres vorstellen als diesen Beruf.

Die Gegend rund um den Markt ist ein Paradies für Foodies. Süßes und Herzhaftes an jeder Ecke, das meiste handgemacht nach alten Familienrezepten.

Wie auch bei Vera, die in ihrer Pasticceria Trastevere sündige Törtchen und Teilchen backt, denen man nur schwer widerstehen kann.

Morgens, abends und zwischendrin: ohne den Besuch einer Bar geht nichts in Rom. Wer den Espresso, der hier einfach nur caffé heißt gleich im Stehen am Tresen trinkt, kommt noch günstiger weg als ohnehin schon. Mit neunzig Cent, die wieder munter machen.

An eine Fatamorgana glaube ich trotzdem beinahe, als mir in der Gelateria unterhalb des Marktplatzes Schwarzes Knoblaucheis mit Schokolade angeboten wird. Das exakt so riecht als sei dieser gerade in der Pfanne angeröstet worden. Und dann himmlisch süß auf der Zunge zergeht, dank der weißen Schokoladenstückchen.

Die anderen Sorten klingen nicht weniger verrückt: Schwarzer Reis mit Rosenblüten oder Schokolade mit Tabak.

Ein paar Schritte weiter, in der San Francesca a Ripa Nr. 137, quillt eine Menschenmenge aus der Tür. Schätzungsweise drei mal drei Meter misst der Verkaufsraum, in dem scheinbar das ganze Viertel gleichzeitig das Mittagessen verlangt: Suppli.

Die für Rom typischen, faustgroßen Reisbällchen sind mit Tomatensauce und Mozzarella gefüllt und frittiert. Köstlich.

Eine andere Variante heißt Cacio e pepe (Käse und Pfeffer), so wie die Römer ihre Nudeln gern würzen. Äußerst beliebt in diesem Take-away-Laden ist aber auch die Parmigiana, eine Art Auberginen-Lasagne ohne Nudeln. Dafür stehen sogar die Römer Schlange.

Nach dem kleinen Snack bummeln wir langsam wieder in Richtung Fluss, auf der Suche nach einem Café, in das auch die Einheimischen gehen.

Und finden Cajo und Gajo auf der Piazza San Callisto: Gemütliche Ledersofas, schwarz-weiße Fußbodenfliesen, die Espressomaschine zischt ohne Pause. Mitte Februar sind die Tische und Stühle selbst draußen gut besetzt, Heizsäulen verteilen ihre Wärme unter den Schirmen.

Es dauert nicht lange, bis wir uns fühlen als wären wir hier schon oft gewesen.

Frederico, äußerlich irgendwo zwischen Student und Hipster angesiedelt, steht in der Tür und plaudert mit den Gästen, von denen er die meisten zu kennen scheint. Vera, die an ihrem Weißwein nippt, während die Spatzen Reste der Chips stibitzen. Den alten Paolo mit einem Bart, auf den jeder Weihnachtsmann stolz wäre, und seinen Hund.

Es ist kurz vor drei am Nachmittag, immer noch beste Lunchzeit. Und die Antipasti sind einfach verführerisch: Bruschetta mit Tomaten, Mozzarella und Proschiutto.

Nach all der Schlemmerei tut ein Spaziergang gut. Je weiter entfernt vom Fluss, desto breiter werden die Straßen, desto größer und verzierter die Fassaden.

Am anderen Ufer des Tibers beginnt Testaccio, das ehemalige Viertel der Schlachter im Süden der Stadt.

Das Schöne an Rom ist, dass man das Zentrum gut zu Fuß erkunden kann. Alternativ mit dem Linienbus Nr. 75, der an den meisten antiken Stätten wie Zirkus Maximus, Kolosseum und Forum Romanum hält. Und außerdem viel authentischer als mit den Hop-on-Hop-off-Gefährten. Die Römer freut’s auch, wenn nicht noch mehr solcher Busse die Altstadt verstopfen. Beim Warten an der Haltestelle machen wir es wie die Einheimischen und üben uns in Gelassenheit.

Irgendwann kommt der Bus meistens.

Oder man nimmt die Tram. Die Linie 8 fährt zur Piazza Venezia, Ausgangspunkt für zwei der Sehenswürdigkeiten von Rom, die man einfach mal gesehen haben muss: der Trevibrunnen und die Spanische Treppe an der Piazza Spagna. Seit diese 2016 restauriert wurde, darf man zwar noch auf den 144 Stufen sitzen, Pizza und Rotwein sind allerdings heute tabu.

Den Trubel lassen wir bald wieder hinter uns und steigen hinauf zur Villa Borghese. Deren riesiger Park ist eine grüne Oase, die eine wohltuende Ruhe ausstrahlt, ein Gegenpol zur quirligen Stadt.

Monti: Das beste Gelato der Stadt gibt’s im ältesten Quartier von Rom

Später nehmen wir die Metro zum Hauptbahnhof Termini. Von hier bis zum Kolosseum erstreckt sich der älteste Stadtteil Roms: Monti.

Hier lernen wir, das Pizza nicht gleich Pizza ist.

Wir unterscheiden drei Stile, sagt Valérie, mit der wir durch Monti bummeln: sizilianisch, napoletanisch und römisch. Erstere ist luftig und dünn, die von Neapel dagegen flach und kross. Und die der Römer? Das Beste von beiden: flacher Boden, fluffiger Rand, der trotzdem knusprig ist.

Auch beim Belag ist vieles anders als das, was wir in Deutschland kennen. Kombinationen wie Schinken und Ananas (Hawai) oder Salami sind eher selten zu finden in Rom. Hier mag man eine gute Pizza Margarita (mit oder ohne Büffelmozzarella), Marina (mit Knoblauch) oder ganz einfach mit Kartoffeln belegt.

Beliebt ist auch Pizza Bianchi, weiße Pizza, die ohne Tomatensauce und oft nur mit etwas Gewürzsalz und Olivenöl gegessen wird.

Den Unterschied zwischen Eiscreme und Gelato erfahren wir in der Gelateria Grezzo. Ein kleiner, stylischer Laden – mit dem besten Eis, an das ich mich je erinnern kann. Nur fünf, sechs Sorten haben sie im Angebot, aber die werden täglich frisch zubereitet im eigenen Eislabor.

Zuschauen? Kein Problem, auch das ist ein Merkmal einer guten Gelateria. Wir dürfen vor der Wahl probieren, was eine Entscheidung noch schwerer macht: geröstete Mandel, Haselnuss oder Bitterschokolade? Oder Pistazie und Gianduia/Haselnuss? Ein Traum!

Gelateria Grezzo in Monti: Gianduia/Haselnuss und Pistazie – ein Eistraum!

Testaccio: Party im ehemaligen Schlachterviertel

Mit der Straßenbahn Linie 3 kommt man am bequemsten nach Testaccio, zu Fuß in etwa 15 Minuten. Von der Haltestelle Marmorata/Galvani bummeln wir durch die Plantanenallee zur Markthalle. Die ist 2012 in ein neues Gebäude gezogen.

Blütenweiße Stände, lichtdurchflutete breite Gänge mit Tischen und Stühlen, in denen man das eine oder andere mittags gleich dort essen kann. Jetzt am späten Nachmittag ist im Quartier nicht mehr viel los.

So richtig lebendig wird es am Fuß des Monte Testaccio erst am Abend, wenn das Partyvolk einrückt. Aber auch mittags bekommt man in der Via Galvani authentisch römisches Essen.

Beliebt ist das ehemalige Schlachterviertel vor allem wegen seiner vielen Kneipen, in denen noch gekocht wird bei Mama. Deftige, römische Küche. Bucatini all‘ amatriciana, Pasta mit Peperoni und Speck. Guanciale, heißt die Delikatesse aus der Wange des Schweins.

Die Trattoria Oio in der Via Galvani ist berühmt für ihre gute Pasta Cacio e pepe, mit Pecorino-Käse und Pfeffer, ein Lieblingsessen der Römer. Die werden wir später probieren, denn nebenan haben wir einen ganz besonderen Laden entdeckt: Masto. Eine Mischung aus Geschäft und Bar mit Feinkost von kleinen Produzenten aus der Region.

Genauso ein Lokal haben wir uns für diesen Abend vorgestellt: klein und familiär. Schinkenkeulen hängen von der Decke, die Weine im Regal im Regal scheinen auf uns zu warten, wir brauchen nur die Hand auszustrecken. Machen wir natürlich nicht, sondern überlassen das der Chefin. Ein Probeschluck? Kein Problem. Selbst wenn man nur ein Glas bestellen möchte. Wir sitzen mittendrin, zwischen Salami, Olivenöl und Käserädern.

Wie im Schlaraffenland.

Der Antipasti-Teller ist so reichlich, dass er als komplette Mahlzeit durchginge, dabei ist der bloß als Auftakt gedacht. Primi Piatti, Secondi, Dessert … wer soll das bitte schaffen?

Doch so viel war klar, Rom heißt: essen.

Viel essen.

Ravioli mit Ricotta und Salbeibutter, selbstgemacht, köstlich. Oder Pasta Cacio e Pepe, mit Käse und Pfeffer, ein so einfaches wie leckeres Gericht. Am liebsten würden wir alles probieren.

Sichtlich enttäuscht ist Chefin, als wir beim zweiten Gang quittieren. Wir kommen wieder, versprochen, heute passt wirklich nichts mehr rein. Einen Moment noch, lächelt sie und verschwindet. Das hier schon: und reicht uns zwei Gläschen. Köstlicher Montepulciano passimento.

Ein schöner Abschluss – und jede Menge Gründe, noch mal nach Rom zu fahren.

Informationen und persönliche Empfehlungen:

Hin-und Weg: Mit Eurowings oder Vueling ab Stuttgart und vielen anderen deutschen Flughäfen in rund 90 Minuten bis Rom Fiumicino. Vom Flughafen verkehrt der Leonardo-Express zum Bahnhof, Fahrzeit 30 Minuten. Nach Trastevere nimmt man besser den Regionalzug vom Gleis gegenüber, Fahrzeit ebenfalls 30 Minuten. Tickets gibts am Automaten oder Schalter im Flughafenbahnhof.

Übernachten: z.B. im Stadtteil Trastevere in einem B&B. Unser Tipp: Divine (www.bbdivine.it) in der viala Glorioso gegenüber vom Bildungsministerium mit sehr freundlichen und hilfsbereiten Gastgebern. Die Unterkunft liegt sehr zentral, Bus und Bahn halten direkt vor der Tür.

Stadtbesichtigung: In der Innenstadt kann man das Meiste gut zu Fuß erreichen, ansonsten bequem (und preiswerter als in den roten Touristenbussen) mit dem Bus 75 oder der Tramlinie 3. Bus- und Bahntickets sind sehr günstig und erhältlich in den Tabaklädchen „tabacchi“.

Das öffentliche Bus-, Tram- und Metronetz in Rom ist gut ausgebaut, die meisten Sehenswürdigkeiten im Zeitraum sind aber auch gut zu Fuß erreichbar. Es gibt Tageskarten (24, 48 oder 72 h) oder den Roma Pass, bei dem der Eintritt in ausgewählte Sehenswürdigkeiten bereits inbegriffen ist.

Essen & Trinken (siehe auch Artikel 11 lässige Restaurants in Rom):
Cajo & Gajo, Piazza San Calisto 10, www.cajoegajo.it
Oio, Via Galvani 43 (keine Website)
Masto, Via Galvani 39/41 (keine Website)
Suppli, Vi di San Francesco a Ripa 137, www.suppliroma.it, Montag bis Freitag 12.00 bis 19.00 Uhr
Gelateria Fatamorgana, Via Roma Libera 11
Gelateria Grezzo, Via Urbana 130, grezzorawchocolate.com

Einkaufen:
Adamo & Emiliano Salumeria, Trastevere Markt, Piazza San Cosimato
Antica Caciara, Salumeria, Via di San Francesco a Ripa 140
Mercato Testaccio, Via Beniamino Franklin, mercatidiroma.com/mercato-testaccio/testaccio
Pasticceria Trastevere, Via Natale del Grande

Foodtouren:
Wir haben eine Tour gebucht bei Gourmetaly (www.gourmetaly.com) im Stadtteil Monti, dem ältesten Teil vom Rom. Weitere Anbieter für Foodtouren in Rom sind beispielsweise Eatingitalyfoodtours (www.eatingitalyfoodtours.com), Secret Food Tours (www.secretfoodtours.com), GetYourGuide (www.getyourguide.de) oder Rent a guide (www.rent-a-guide.de). Meist gibt es an fünf (bei einigen bis zu 10) Stationen eine Kleinigkeit zu probieren, dazu Informationen über typische Spezialitäten sowie die Region. Die Preise bewegen sich zwischen 40 Euro und (etwas überteuerten) 85 Euro.

Pinne diesen Artikel auf Pinterest!



This post first appeared on Delicious Travel. Der Reiseblog Für Aktive Genussreisende., please read the originial post: here

Share the post

Essen in Rom: Kulinarischer Streifzug durch Trastevere, Testaccio und Monti

×

Subscribe to Delicious Travel. Der Reiseblog Für Aktive Genussreisende.

Get updates delivered right to your inbox!

Thank you for your subscription

×