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Nordsee-Wintertipp: die Ostfriesischen Inseln Langeoog & Spiekeroog

Der Blick reicht über Hügel und Täler, die noch im Winter erstaunlich grün wirken. Übers Wattenmeer, bis zu den Nachbarinseln Wangerooge und Spiekeroog, zu den Sandbänken, wo manchmal Seehunde und Kegelrobben sonnenbaden. Zur Meierei am Ostende, wo nach alter Tradition leckere Sanddorn-Dickmilch hergestellt wird. Läppische sieben Kilometer sind es bis dahin. Trotzdem: Bei nicht selten straffem Gegenwind kann das eine ordentliche Strampelei werden auf dem Rad, während im Windschatten der Düne kaum ein Lüftchen zu spüren ist.

Nordsee-Wintertipp: Langeoog

Wer Langeoog zum ersten Mal besucht, verschafft sich am besten von oben einen Überblick. Schnappt sich am Bahnhof ein Leihrad und radelt ostwärts zur Melkhörndüne. Der Aufstieg ist ziemlich schnell und problemlos zu meistern. Sind schließlich nur 20 Meter Höhenunterschied, um den höchsten Inselpunkt zu erklimmen. Und das lohnt sich. Spätestens beim Blick ins Pirolatal kommt der Aha-Moment: Gar nicht so flach wie immer gedacht.

Blick von der Melkhörn-Düne über Langeoog

Düne nicht gleich Düne. Weißdünen sind die jüngsten, zu erkennen am Strandhafer mit seinen hellen Halmen. Reisigbündel, die in den Sandboden gesteckt werden, unterstützen die Pflanzen beim Anwachsen. Graudünen wandern nicht mehr. Sie sind bewachsen von Sandsegge, Kriechweide, Sanddorn und Holunder, die den Boden anreichern und leicht grau färben, daher der Name. Bei der Braundüne ist der Humusanteil im Boden noch höher, Kriechweide und Krähenbeere stabilisieren den Untergrund.

Dünen werden geboren, wachsen, wandern, verändern sich durch Wasser und Wind, altern und sterben schließlich. Anders als der Wald, können sie sich nicht regenerieren und stehen unter besonderem Schutz. Ohne Dünen könnten die Ostfriesischen Inseln dem rauen Wind und den Gezeiten irgendwann nicht mehr standhalten. Wie sehr sie sich im Lauf der Jahrhunderte verändert haben, sieht man auch daran, dass die Hauptorte heute an der Westküste liegen, aber einst in der Mitte gebaut wurden. Wind und Wellen haben das Land im Westen abgetragen und im Osten wieder angeschwemmt.

Die Ostfriesischen Inseln sind nicht so flach wie gedacht. Und selbst im Winter herrlich grün.

Das Trinkwasser beziehen die Langeooger übrigens nicht vom Festland, sondern aus inseleigenen Trinkwasserlinsen. Besonders gut eignet sich das weiche Wasser zum Teetrinken, darin sind die Ostfriesen laut eigenen Aussagen Weltmeister. Bis zu fünf Mal am Tag genehmigt man sich seine drei „Koppkes“. Natürlich nicht einfach aufgegossen, sondern nach einem festgelegtem Ritual zubereitet.

Die ostfriesische Teezeremonie geht so: Dampfenden Tee auf ein Stück Kandis gießen, dabei zerspringt der Kluntje. Anschließend ungeschlagene Sahne in den Tee geben bis die „Wulkjes“ aufsteigen, aber keinesfalls umrühren. Nun das herbe Tee-Aroma mit den Sahnewölkchen bis zum süßen Schluss genießen.

Ostfriesen-Teezeremonie mit Wulkjes
Gebratene Kutterscholle frisch aus der Nordsee

Langeoog hat sich in den letzten Jahren zu einer Insel für Genießer gewandelt. Wie Natur und Kulinarik zusammenspielen, probieren wir im Bio-Hotel Seekrug.
Hubert und Michael Recktenwald verwenden in ihrem Restaurant so viel wie möglich von dem, was vor ihrer Haustür wächst. Torten, Brot und Brötchen backen sie in der eigenen Bäckerei. Selbst gemachtes Chutney, Sauce, Marmelade und Senf aus Hagebutten oder Sanddorn kann man auch als Urlaubsmitbringsel kaufen. Kein Wunder, dass auch unter der Woche um die Mittagszeit kaum ein Platz frei bleibt. Die frische Kutterscholle aus der Nordsee mit Wurzelgemüse und Strandblick schmeckt jedenfalls unübertroffen gut.

Frische Kutterscholle, Sanddorneis, ein Glas Wein in der Insel-Vinothek – Genießer sind auf Langeoog richtig.

Die Recktenwalds sind auch Initiator des Langeooger Weinwinters, den sie seit 2016 immer im Januar gemeinsam mit der Familie Frech von der Weinperle veranstalten.
Bernd Frech hat in der Barkhausenstraße mit viel Liebe die erste Vinothek auf Langeoog eingerichtet – ein wunderbarer Ort, um einen Inseltag ausklingen zu lassen. Alle Weine schenkt er auch glasweise aus. Die Auswahl wechselt von Zeit zu Zeit, aber am besten lässt man sich von Bernd einfach einen Wein empfehlen.

Auf ein Glas in der Weinperle, Langeoogs gemütliche Vinothek

250.000 Besucher kommen pro Jahr nach Langeoog. Was auf den ersten Blick nach Massenansturm klingt, verläuft sich recht gut. Am Strand zum Beispiel, der so breit ist, dass es nicht mal im Sommer eng wird. Manchmal kann man Seehunde von der Insel aus sehen, wenn sie auf den vorgelagerten Sandbänken faulenzen. Selbst wenn nicht, ist so ein Salzluft-Spaziergang der beste Weg, um runterzukommen. Reinste Wellness mit Meeresrauschen als Soundtrack.

Entschleunigend wirkt bereits die Anreise: 40 Minuten dauert die Überfahrt mit der Fähre von Bensersiel. Am Hafen umsteigen in die Bimmelbahn, die uns in den Ort bringt. Alles und alle wirken angenehm unaufgeregt, entspannt. Langeoog-locker eben. Dass Autos an Land bleiben müssen, ist sicher auch ein Grund.

Am Strand von Langeoog
Neuharlingersiel Hafen
Fähre von Neuharlingersiel nach Spiekeroog

Nordsee-Wintertipp: Spiekeroog

Ähnlich und doch anders ist Spiekeroog, die kleinere Schwester von Langeoog. Auch hier gibt es keine Autos, keine Hotelklötze, noch nicht mal einen Fahrradverleih. Die Gassen seien zu eng, sagen die Einwohner – und legen selbst jeden Meter mit dem Drahtesel zurück.
Andererseits gibt es auf Spiekeroog einiges, was ziemlich einzigartig ist: ein Inselinternat und eine Pferdeeisenbahn, eine Art Bollerwagen, der von einem Pferd gezogen wird.

Die Anreise richtet sich anders als auf Langeoog nach den Gezeiten: Bei Hochwasser gehts, sonst nicht. Da legt die Fähre in Neuharlingersiel ab und an schon vor Sonnenaufgang ab. Vom Hafen auf Spiekeroog läuft man zu Fuß in den Ort. Die Insel ist generell sehr übersichtlich, nur 750 Menschen leben hier das ganze Jahr über. Niedrige Friesenhäuschen, Wintergärten, bemalte Türen, die alte Inselkirche – Spiekeroog hat diese Postkartenidylle, ohne kitschig zu wirken.

Das älteste Haus auf Spiekeroog

Von November bis März sind die Einheimischen meist unter sich. Wenn kaum noch Urlauber vom Festland kommen, schließen viele Läden und Lokale, so mancher Insulaner packt selbst die Koffer und startet Richtung Süden in die Ferien – gern auf die Kanaren. Einmal Insel, immer Insel. Die, die daheim bleiben und die, die extra im Winter kommen, genießen es, mal so richtig durchschnaufen zu können.

Spiekeroog im Winter … nichts tun, außer mal richtig durchatmen. Und Tee trinken in der Teetied.

Das Tagesprogramm sieht dann so aus: Insel umrunden. Mal links rum, mal entgegengesetzt. Zum Strand und zurück. Je weniger Optionen vorhanden sind, umso mehr schätzt man das, was es gibt. Die Sonne, die im Winter häufiger scheint als an Land. Die Luft, schwer von Salz und Jod. Den Wind, der das Meer aufwühlt und den Kopf durchlüftet. Die Stille. Nach dem Strandspaziergang einen Tee in der Teetied. Die Teestube ist eines der Cafés, die das ganze Jahr über geöffnet haben und ihre Gäste auf der geschützten Terrasse auch im Winter mit frisch gebackenen Waffeln oder Kuchen verwöhnen.

Teetied in’t Witthuus
Utkiek, der Aussichtspunkt in den Dünen von Spiekeroog

Ganz Spiekeroog steht unter Naturschutzgebiet. Der größte Teil der 18 Quadratkilometer – die nahezu unberührte Ostplate und die Dünen im Westen – darf man nicht betreten, ausgenommen Touren mit den Guides des Nationalparkhauses Wittbülten.

Kein Inselbesuch ohne Strand. Der liegt auf Spiekeroog einen 950-Meter-Fußmarsch vom Ort entfernt. Am Dünenweg leuchten die letzten Sanddornbeeren in der Sonne orange wie Minilämpchen. Der Strand: menschenleer.

Beim Inselrundgang kommt man irgendwann am Drinkeldodenkarkhof vorbei, dem Friedhof der Ertrunkenen. Hier sind 77 Tote ohne Namen begraben, die 1854 im Sturm vor Spiekeroog starben als das Auswandererschiff strandete. Die damals 134 Insulaner mussten vom Strand aus hilflos zusehen, Rettungsboote hatten sie nicht. Obwohl selbst bitterarm, nahmen sie die 150 Überlebenden bei sich auf und versorgten sie mit Essen und Kleidung. Den Untergang des Schiffes Johanne nahm man zum Anlass, Rettungsstationen an der Küste zu bauen, in Spiekeroog war das 1862. Drei Jahre später wurde die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gegründet, heute eine der am besten ausgestatteten Seenotrettungsdienste weltweit.

Sanddornbeeren
Strand auf Spiekeroog

Mehr Informationen und unsere Empfehlungen

Langeoog

Hinkommen: Mehrmals täglich ab Bensersiel, Fahrzeit ca. 40 Minuten. Langeoog ist autofrei, parken kann man am Fährhaus am Hafen in Bensersiel.

Mit dem Auto: Nach Bensersiel kommt man aus dem Norden oder Osten über Hamburg oder Hannover bis Bremen/Kreuz Ahlhorner Heide, weiter auf der A29 bis zum Autobahkreuz Wilhelmshaven. Die Anreise aus dem Süden erfolgt über die Autobahnen A7, A45, A61 oder A3 und ab Kreuz Bremen/Ahlhorner Heide weiter wie oben beschrieben.

Mit der Bahn: Etwas umständlich, aber möglich. Ausführliche Verbindungen gibts hier: www.bahn.de und www.nordwestbahn.de.
Von verschiedenen Städten bietet Flixbus Verbindungen nach Bensersiel an, www.flixbus.de.

Von Stuttgart aus geht es am bequemsten mit dem Flugzeug nach Bremen und von dort mit dem Leihwagen oder dem Ostfriesland-Express ab Bremen Hauptbahnhof direkt zum Anleger nach Bensersiel (vorherige Anmeldung erforderlich: 04971-92580), www.ostfriesland-express.de.

Essen & Trinken – unsere Restaurant-Tipps für Langeoog:

Hotel Seekrug, Kavalierpad 2, Dünenhotel Strandeck, Langeoog, www.seekrug.de
Weinperle, Barkenhausenstraße 7, Langeoog, www.weinperle-langeoog.de

Übernachten:
Verfügbare Unterkünfte: www.langeoog.de.

LangeoogCard: Die LangeoogCard dient bei An- und Abreise als Fährkarte, ist Gästekarte, (im Sommer) Strandkorbkarte und Eintrittskarte zu Veranstaltungen. Kaufen oder nach Vorbestellung abholen kann man die All-in-One-Karte bei der Fahrkartenausgabe in Bensersiel.

Weitere Infos gibts auf der Website von Langeoog.

Spiekeroog

Hinkommen:
Ab Fährhafen Neuharlingersiel, Fahrzeit zwischen 45 und 55 Minuten. Die genauen Abfahrtszeiten richten sich nach dem Gezeitenkalender, siehe Fährplan.

Auch Spiekeroog ist autofrei. Tagesparkplätze gibt es am Hafen Neuharlingersiel ausreichend. Wer länger bleibt, kann sein Auto in den Spiekeroog-Garagen abstellen. Buchung und weitere Infos unter Tel. 04974-990296.

Essen & Trinken – unsere Restaurant-Tipps für Spiekeroog:
Café Teetied, Süderloog 1, Spiekeroog, www.teetied-spiekeroog.de

Übernachten:
Spiekeroog ist ideal für einen Tagesausflug. Wer länger bleiben möchte, findet hier passende Unterkünfte.

Weitere Infos gibts auf der Website von Spiekeroog.



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Nordsee-Wintertipp: die Ostfriesischen Inseln Langeoog & Spiekeroog

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