Besonders saftige und aromatische Speisen
Fisch, Fleisch oder Gemüse in einen Kunststoffbeutel legen und bei niedriger Temperatur im Wasserbad garen: Französische Köche haben diese Technik in den 70er Jahren erfunden und „sous vide“ getauft – übersetzt bedeutet das „unter Vakuum“. Das Ziel: Die Speisen sollen besonders, zart, saftig und aromatisch werden, Vitamine und andere Nährstoffe weitgehend erhalten bleiben. Das Sous-vide-Prinzip fußt auf zwei Faktoren. Erstens können aus dem eingeschweißten Lebensmittel weder Saft noch Aromen entweichen. Zweitens sorgen niedrige Temperaturen zwischen 50 und etwa 90 Grad Celsius dafür, dass Garprozesse langsam verlaufen. Dabei ziehen sich beispielsweise die Fleischfasern weniger zusammen als bei großer Hitze. Sie halten so mehr Saft im Fleisch. Außerdem bleibt der rote Fleischfarbstoff Myoglobin bei niedrigeren Temperaturen erhalten, bei höheren Temperaturen verändert er sich zu graubräunlichem Metmyoglobin.
Technisch aufwendig
Bei der Sous-vide-Küche kommen Technikfreaks auf ihre Kosten. Sie müssen die richtige Temperatur austüfteln und brauchen spezielle Hilfsmittel und Geräte. Dazu gehören hitzebeständige Kochbeutel, ein Vakuumiergerät und ein Wasserbad. Manche Hersteller werben ausdrücklich damit, dass sich ihre Kunststoffbeutel fürs Garen bei niedrigen Temperaturen eignen. Für das Wasserbad empfiehlt sich ein großer Topf plus Bratenthermometer. Mit Küchenmaschinen mit Kochfunktion oder speziellen Sous-vide-Garern lassen sich die Temperaturen noch exakter einstellen.
Sous-vide-Garen – eine kleine Anleitung
Einpacken. Waschen und würzen Sie das Gargut. Legen Sie es in einen Kochbeutel. Wer möchte, kann noch Kräuter, angedünstete Zwiebeln, Knoblauch oder Marinaden dazu geben. Befüllen Sie den Beutel so, dass zur Öffnung hin noch eine Handbreit Platz ist. Dort kommt später die Schweißnaht oder ein Verschluss hin.
Luft rauslassen und verschweißen. Ein Vakuumiergerät erledigt diese Arbeitsschritte am unkompliziertesten und zuverlässigsten. Es zieht die Luft in Sekunden aus dem Beutel und verschweißt ihn danach. Wer so ein Gerät nicht besitzt, kann sich mit einem Trinkhalm behelfen: Legen Sie ihn so zum Gargut im Beutel, dass das Ende aus der Beutelöffnung schaut. Streichen Sie die Luft mit der Hand aus dem Beutel, fassen Sie die offene Seite mit der Hand zusammen. Saugen Sie solange am Trinkhalm, bis keine Luft mehr im Beutel feststellbar ist. Ziehen Sie den Trinkhalm heraus. Verschließen Sie den Beutel so dicht wie möglich mit einem Clip.
Auf ausreichend Flüssigkeit achten. Beim Sous-vide-Garen müssen die Beutel im Topf oder Garer vollständig mit Wasser bedeckt sein. Mehrere Beutel in einem Topf sollten genug Platz haben, damit das Wasser zirkulieren kann.
Für passende Gartemperatur sorgen. Erhitzen Sie das Wasser und kontrollieren Sie mit dem Thermometer, wann die richtige Temperatur erreicht ist. Grundsätzlich liegen die Temperaturbereiche beim Sous-vide-Garen unter 100 Grad Celsius – die optimale Temperatur hängt vom jeweiligen Lebensmittel ab. Für Fisch reicht sie etwa bis 65 Grad; für Rind bis 75 Grad; für Schwein, Geflügel und Wild bis 90 Grad. Fisch und Fleisch können wegen ihres hohen Eiweißgehalts bei niedrigeren Temperaturen garen als Gemüse und Hülsenfrüchte. Pflanzliche Lebensmittel sind reich an Zellulose, die erst bei höheren Temperaturen weich wird. Temperaturempfehlungen für unterschiedlichen Lebensmittel finden Sie auch in unserem Bestseller Kochen für Angeber.
Gar ziehen lassen. Die Garzeiten variieren je nach Gewicht des Garguts und Rezept – so gart zum Beispiel ein Kabeljau in 20 Minuten, ein Rumpsteak in 50 Minuten und Möhren in einer Stunde. Laut Experten übergart das Gargut nicht, wenn es etwas länger als empfohlen im heißen Wasser zieht.
Auspacken für Direktverzehr. Holen Sie den Beutel mit einer Zange aus dem Wasser, lassen Sie ihn abtropfen, legen Sie ihn auf einen Teller. Schneiden Sie den Beutel mit der Schere auf und heben Sie die gegarte Speise vorsichtig heraus. Sie kann direkt serviert werden.
Fleisch nachbraten. Sous-vide-Fleisch hat keine Kruste und keine Röstaromen. Wer nicht darauf verzichten möchte, kann es kurz in der Pfanne anbraten – aber nicht zu lang, sonst geht der Sous-vide-Effekt verloren.
Auf Vorrat kochen. Sie können die Gerichte auch vorkochen und einige Tage im Beutel lagern. Dazu die Beutel nach dem Kochen rasch in eiskaltem Wasser abkühlen, dann in den Kühlschrank legen. Schneiden Sie die Beutel dann kurz vor dem Servieren auf und erhitzen Sie das Gericht. Diese Art des Vorkochens nutzen etwa auch Caterer – sie nennen es „Cook and Chill“ (übersetzt: „kochen und abkühlen“).
Auf Keime achten
Das Sous-vide-Garen bei Temperaturen unter 70 Grad tötet nicht alle kritischen Keime und Krankheitserreger sicher ab, die vor allem in tierischen Lebensmitteln vorkommen können. Fleisch von Wild, Schweinen und Geflügel sollten auch in der Sous-vide-Küche immer auf 90 Grad erhitzt werden. Bei Rindfleisch und Fisch sind niedrigere Temperaturen vertretbar – sofern die Ware frisch ist und einen guten Eindruck macht. Grundsätzlich sollten Menschen mit geschwächtem Immunsystem sowie alte Menschen und kleine Kinder Fleisch und Fisch nur durchgegart essen – das heißt: mindestens zwei Minuten im Kern auf 70 Grad Celsius durcherhitzt.
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https://www.test.de/Kochen-Sanftes-Garen-im-Kochbeutel-so-gehts-5118172-0/
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