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Wintertide (Filmkritik)

Beth (Niamh Carolan) lebt im hohen Norden und fährt dort regelmäßig Patroullie. Ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass Infizierte, die teilweise frei herumlaufen, gefangen und weggesperrt werden, damit sie niemand anderen anstecken. Das Leben ist einsam. Mit ein Grund für Beths Einsamkeit ist die Tatsache, dass ihr Vater sie eines Tages verlassen hat und sie bei ihren Patroullien tatsächlich in Wahrheit immer nach ihm Ausschau hält.

An besonders einsamen Abenden trifft sie sich mit ihrer Freundin Natalie (Solange Sookram) und quatscht über das Leben und hin und wieder nimmt sie auch jemand mit nach Hause, um sich in kalten Nächten warm zu halten. Aber Beth hat eine Seite, die sie selbst nicht kennt und kontrollieren kann bzw. träumt sie davon, ihren Partner:innen in diesen Nächten einen letzten Kuss zu geben, bevor sie Infizierte werden.

Problem dabei: Ihre Träume werden wahr. Langsam stellt sich die Frage, ob es einerseits keine Träume sind oder ob Beth Fähigkeiten besitzt von denen sie nichts weiß. Vielleicht wusste ihr Vater mehr? Vielleicht ist er deshalb auf und davon?

„Wintertide“ ist ein schwerer Film. Und zwar auf mehreren Ebenen. Wenn ich es platt und plakativ formulieren müsste, dann würde ich es so umschreiben: Dieser Film versprüht emotional tatsächlich sehr gut, wie es sich anfühlen muss allein und verlassen in der ewigen Nacht im Norden zu sein. Ja, man hat Kontakt. Ja, man lebt kurz auf. Ja, man kippt direkt zurück in die Dunkelheit und Einsamkeit. Und wenn man nicht aufpasst, dann wird man Teil des Problems oder der Pandemie, die ja um sich greift und alle lethargisch und halb aggressiv macht.

Ich kann jetzt nicht mit guten Gewissen sagen, dass ich diesen Film irgendjemand empfehlen würde, denn das kann ich nicht, dazu ist er zu langsam und viel zu vorhersehbar. Alle, die die Zusammenfassung oben gelesen haben, ahnen bereits was Sache ist. Und dabei habe ich noch versucht halbwegs kryptisch zu bleiben. Der Film ist das nicht. Es ist eigentlich richtig rasch klar, dass Beth ihrer Traurigkeit nur deshalb nicht nachgibt, weil sie sich den Lebenswillen ihrer Partner:innen holt. Das ist nicht mal irgendwie subtil, sondern sehr klar und deutlich gezeigt. Mehrmals. Damit es auch wirklich jeder und jede versteht.

Und das zieht den Film ein wenig runter, weil er so auf Nummer sicher geht, dass alle die Metaphern verstehen, dass es sich dabei selbst im Weg steht. Denn das raubt ihm Spannung. Die er dann aber trotzdem mit Atmosphäre aufwiegt. Die von der Kamera eingefangenen Bilder sind stimmig, super beleuchtet und manche Szene sieht – auch wenn 80% dunkel sind – einfach gut aus.

Auch die Charaktere sind gut getroffen, abwechslungsreich und interessant – sogar die Nebenfiguren. Aber es ist halt alles wirklich langsam. Es gibt dann eine oder zwei Szenen die man mit ein wenig guten Willen als „Action“ bezeichnen kann, die sind aber ohne richtige Wucht inszeniert und eine kurze Verfolgungsjagd ist auch mehr nett, weil sich da endlich mal was bewegt im Bild bzw. die Kamera mehr bewegt und so richtig spannend wird es nicht. Es ist mehr die Neugier, die einen dranbleiben lässt.

Ich würde den Film also auch auf keinen Fall schlecht nennen, denn ich denke, er erfüllt alles genau so, wie die Macher:innen das wollten und er funktioniert ja auch. Das liegt auch zum großen Teil an Hauptdarstellerin Niamh Carolan, die es wirklich schafft verletztlich, hilflos, stark und liebenswert zu sein. Und dann doch wieder eine Härte an den Tag (bzw. die Nacht) zu legen, die man anderen vielleicht weniger verzeihen würde als ihr. Ihre Mimik und ihre gesamte Ausstrahlung haben diese traurige Leere, die irgendwie anziehend ist, weil man ihr helfen möchte. Das passt auch wunderbar zur Handlung, weil man sich gut vorstellen kann, dass die Leute, die sie mit nach Hause nimmt, genau diese Ausstrahlung anziehend finden. Das ist also richtig stimmig für mich.

Und das Ende, ja das ist von Anfang an sowas von klar, dass ich mich frage, wie man sowas als Twist einbauen kann, weil es einfach keiner ist. Jedes andere Ende wäre überraschender gewesen. Außerdem ist es auch hier so, dass man es viel zu sehr in die Länge zieht. Aber hey – zu diesem Zeitpunkt weiß man eh schon wie es läuft.

Atmosphärisch top, wenn man Depressionen und Düsternis mag. Technisch einwandfrei. Gut gespielt. Story eher so … Idee gut, Umsetzung hätte noch Luft nach oben gehabt.

„Wintertide“ bekommt von mir 6 von 10 möglichen, sein düsteres Setting, wenn man es positiv formuliert, sehr gut nutzende, Punkte.

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