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Robocop 2 (Filmkritik)

Nachdem Robocop Murphy (Peter Weller) seine menschliche Seite wieder gefunden hat, ist alles beim Alten: Detroit geht immer noch vor die Hunde. OCP will immer noch seine „Delta City“ bauen und die Polizei mit mechanischen Gesetzeshütern unterwandern. Das führt dazu, Dass diese einen Streik planen. Währenddessen ist die Unterwelt nicht untätig. Eine neue Designer-Droge namens „Nuke“ macht die Runde und ist brandgefährlich. Der Drogenboss namens Cain hält alle Fäden in der Hand. Er ist eine kleine Messias-Gestalt und vor allem ist er eins: Intelligent. Denn die Verbrecher haben sich auf Robocop eingestellt und wie sich rasch herausstellt ist er nicht unverwundbar. Dazu kommt, dass seine menschliche Seite ihn dazu bringt, immer wieder bei seiner ehemaligen Frau vorbeizufahren, was fast ein wenig Stalking gleichkommt.

Als Murphy dann von Cains Schergen eine Falle gestellt und er fachgerecht zerlegt wird, stellt sich die Frage, was man tun kann. Aber OCP hat einen Plan: Weitere Robocops. Problem dabei: Alle Testsubjekte, die eine ähnliche Behandlung wie Murphy erfahren, drehen durch und bringen sich selbst oder andere um. Doch Wissenschaftlerin Faxx (Belinda Bauer) hat eine Idee, wie man das hinkriegen könnte. Und diese Idee hat mit Cain zu tun …

Was kann in einem Sequel zu Robocop passieren? Diese Frage müssen sich die Macher:innen gestellt haben. Und die Antwort war scheinbar einfach: Am Ende vom Ersten Teil hat Murphy ja für sich neu entdeckt, dass er eben Murphy ist und nicht Robocop. Da baut man drauf, denn diese Seite von ihm ist natürlich nicht im Interesse der Geldgeber. Allerdings muss man auch anmerken, dass dieser Storystrang sich eher anfühlt, wie drangeklatscht. Die Kritik, die mancherorts am ersten Teil gekommen ist, weil dieser Teil von Robocops Geschichte mehr oder weniger nebenbei erzählt wurde, wurde aufgegriffen und pflichtbewusst eingebaut. Spielt dann aber sehr, sehr rasch keine Rolle mehr. Auftrag erledigt, Häkchen drunter, sozusagen.

Die Hauptstory ist tatsächlich jene von OCP, die einen zweiten Robocop bauen wollen bzw. Detroit übernehmen, niederwalzen und auf der Asche Delta City bauen wollen. Alles runderhum dient eigentlich dieser Storyline. Auch Cain, der zuerst als durchgeknallter Messias aufgebaut wird, wird dann relativ rasch abgesägt und in die „Mensch-Maschine“-Story eingebaut. Ja, schön, wenn alles zusammenläuft, aber hat man tatsächlich Potential verschenkt. Ähnlich wie bei der Story um seine Familie. Tatsächlich passiert auf einer Story-Ebene wirklich viel in diesem Film, es wird nur alles so rasch abgehandelt, dass es sich wie Beiwerk anfühlt und irgendwie nicht so richtig wichtig.

Die Story um Murphys Frau, die tatsächlich mit dem Satz „your husband is dead“ ratzfatz beendet wird, als Beispiel. Oder als Robocop unter der Aufsicht von Fr. Faxx neu zusammengebaut wird – mit neuen Direktiven (sei nett, rede mehr mit Leuten, Gewalt nur als letzte Lösung, usw), wäre eine coole Story drin, die man auch mal schnell im Vorbeigehen löst. Oder die Tatsache, dass Cain intelligent genug ist, dass er Robocop eine Falle stellt und ihn mehr oder weniger komplett zerlegen lässt. Oder der kleine, abgebrühte Gangster-Junge, der per se ein spannender, weil völlig irrer, Charater ist und die damit verbundenen Implikationen für Robocop („Töte keine Kinder!“). Dann noch die Story vom Bürgermeister, der Angst hat, dass OCP ihm „seine“ Stadt wegnimmt und sich deshalb sogar mit Drogenbossen einlassen würde.

Also, es ist tatsächlich am Papier extrem viel, was hier passiert. Und alles davon wäre per se interessant. Es wird nur so unglaublich rasch abgehandelt – oder seltsam gelöst, wie die Story um den Jungen -, dass es sich emotional einfach nicht stimmig anfühlt. Was im ersten Teil noch eine harte Satire war, ist hier eine unfokussierte Mischung deren Stimmung nicht zusammenpasst.

Beispiel: Ein Laden wird überfallen, von einem Baseball-Team bestehend aus Kindern. Die wirklich brutal vorgehen. Als Lewis (Nancy Allen) den Laden betritt, sieht sie die Kinder, guckt den Ladenbesitzer an und fragt ihn, wo die Einbrecher sind. Er sagt „Genau vor dir!“ und sie kann kaum glauben, dass es diese Kinder sind. Eigentlich eine heftige, brutale Szene, die verdeutlicht, wie verkommen Detroit schon ist. Zu diesem Zeitpunkt ist Robocop allerdings bereits mit seinen neuen Direktiven ausgestattet und seine Reaktion ist, dass er den Kinder sagt, dass schlechtes Benehmen nicht gut führ ihre Zukunft ist, worauf die Kids ihm erklären, dass er wohl ein paar Schrauben locker hat und abhauen. Und dann nie wieder vorkommen. Auch hier: Verschenktes Potential.

Von den Versuchen witzig zu sein, die einfach nur peinlich sind, will ich jetzt gar nicht anfangen. Nun, doch, ein Beispiel: In der oben genannten Szene erschießt Lewis den Trainer des Teams. Robocop schnappt ihn und liest dem Toten die Mirandra-Rechte vor, merkt aber nicht, dass er mit einem Toten spricht bis Lewis ihn darauf hinweist. Haha, wie lustig. Wir haben hier einen Cyborg, der tausend Sachen scannt, aber einen Toten erkennt er nicht? Ah, danke. Das ist peinlich sondergleichen und in der Inszenierung einfach völlig deplaziert.

Das trifft es für den ganzen Film: Die Überzeichnung im ersten Teil hat deswegen so gut funktioniert, weil sie bewusst ernst war. Es gibt eigentlich keine Witze, die als solche definiert sind, die im ersten Teil vorkommen. Der Film nimmt sich und seine Story ernst. Die Satire wirkt, weil sie ernst ist und sie in ihrer Überzeichnung und mit dem ernsten Tonfall einfach makaber und surreal ist. Hier wird im allerdings auch im Tonfall der Inszenierung bewusst versucht witzig zu sein. Betonung auf „versucht“.

Abgesehen davon, gibt es ein paar wirklich gute Momente im Film. Die Action ist gut gemacht, man kann der Story gut folgen – vor allem die Gespräche zwischen den Figuren von OCP sind grandios, gerade gegen Ende, als sie überlegen, wie sie Schadensbegrenzung betreiben. Da funktioniert die Satire. Aber da wird auch nicht versucht einen Witz draus zu machen. Cain selbst wird nach anfänglichem starken Aufbau auf eine Sache reduziert: Seine eigene Nuke-Sucht. Vorsicht, kleiner Spoiler: Ja, er wird zum „neuen“ Robocop. Und der kann kontrolliert werden, weil OCP ihn mit dem Versprechen, ihm regelmäßig Drogen zu checken, willig macht. Das scheint alles zu sein, was ihn noch interessiert. Es gibt zwar eine wirklich starke Szene, in welcher er seine ehemalige Freundin trifft (grandioser Satz: „It would be strange at first, but I’ll get used to it“) und wie diese Szene endet ist tatsächlich emotional berührend und hat mir richtig gut gefallen. Aber wirklich etwas daraus gemacht wird dann nicht.

Die Effekte sind interessanterweise schlechter als im ersten Teil, was vermutlich daran liegt, dass man es einfach mehr merkt, weil mehr davon vorkommen. Gerade der finale Kampf von Cain und Robocop ist … ich weiß nicht, was er ist. Was er nicht ist, ist spannend. Ich hatte ein wenig ein Ray Harryhausen-Gefühl, ihr wisst schon: Stop Motion Skelette, die gegeneinander kämpfen und so. Und so banal wie sich das liest, so banal ist da im Jahr 2024 auch.

Zusammengefasst kann man sagen, dass die Macher:innen zu viel wollten an Story und deswegen nichts davon so richtig zündet (die OCP-interne Storyline ausgenommen). Außerdem scheinen die Verantwortlichen nicht verstanden zu haben, was den ersten Teil so erfolgreich gemacht hat, denn im zweiten Teil ist nicht viel davon zu spüren. Diese Linie zwischen Überzeichnung und extremen Szenen, welche den ersten so besonders machen, hat hier einfach nicht funktioniert. Sind wir ehrlich: Warum ist eigentlich egal. Faktum ist, dass „Robocop 2“ trotz vieler guter Ideen und Ambitionen schlichtweg auf ziemlich allen davon versagt.

Sehenswert und trotzdem unterhaltsam: Ja, klar. Aber kein Vergleich zum ersten Teil.

„Robocop 2“ bekommt von mir 6,5 von 10 möglichen, am Ziel mehrmals vorbeischießende, Punkte.

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