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Te Araroa Wanderberichte Tage 96-109: “And I must follow, if I can.”

In den vergangenen 14 Tagen wanderten wir von Wanaka Nach Bluff und legten 423,5 Kilometer auf dem Te Araroa Trail zurück.

Total TA Kilometer: 3008 Kilometer gemäss Karte

Bester Moment

Philippe: Bluff zu erreichen

Nadine: Bluff zu erreichen

Schlimmster Moment

Philippe: Shin Splint

Nadine: Beinahe Mental Breakdown

Hinweise: Die Kilometerangaben sind ungefähr. Die Wanderzeiten sind reine Laufzeiten, ohne Pausen. In der Regel machen wir 1,5 – 2 Std. Pause unterwegs. Die Smiley’s beschreiben unseren Gemütszustand, der Muskelarm unser physisches Befinden. 10/10 ist jeweils das Beste.

Tag 96: Wanaka (Zero Day)

0 Kilometer

Philippe

: 9/10

: 9/10

Ein perfekter Zero Day beinhaltet Essen, Nichtstun, ein paar Dinge erledigen (Einkaufen, Bloggen) und Kino. Dies haben wir auch getan. Das Kino Paradiso ist auf dem Te Araroa bekannt. Die Sitzgelegenheiten sind alte bequeme Sofas und das Essen wie Eiscrème und Riesen-Kekse sind selbstgemacht. Wir hatten uns Deadpool angeschaut. Absurder, brutaler und lustiger X-Men Film. Anschliessend waren wir im Red Star Burger und assen deliziöse Vegi-Burger.

Nadine

: 10/10

: 9/10

Kino + (vegi) Burger + Glace = Zero Day!
Nachdem wir gestern bereits unsere Bounce Box erledigten und Wäsche wuschen, stand heute nur noch Einkaufen für den nächsten Abschnitt auf dem Programm. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Relaxen, Essen,Duschen und Kino.
Wanaka war ein toller Ort für einen Zero Day. Der See mit den Bergen im Hintergrund ist wunderschön und im Ort findest du alles, was du für einen Rasttag brauchst. Die Cabin war ebenfalls super und ich genoss es, wiedermal ein eigenes Badezimmer und eine Küche zu haben.

Tag 97: Wanaka nach Highland Creek Hut

30 Kilometer, 7h35min

Philippe

: 8/10

: 9/10

Bye Wanaka. Du warst toll. Und du bist besser als Queenstown. Werd also ja nicht wie Queenstown, das zwar schön aber noch viel geschäftiger ist.
Zuerst durften wir am Morgen noch Lake Wanaka geniessen. Der Weg führte entlang des Seeufers. Danach kam Farmland und Buchenwald und schon waren wieder im Tussock Country. Es war anstrengender als gedacht. Viel auf und ab. Aber die Aussicht auf die Berge und Lake Wanaka war genial und das Wetter heiss und sonnig (besser als kalt und regnerisch).
In der Highland Creek Hut waren meine Knie dann aber froh, eine Pause zu bekommen. Denn sie wissen, was morgen auf sie wartet.

Nadine

: 7/10

: 6/10

Rauf, runter, rauf, runter… Nachdem wir den Lake Wanaka hinter uns liessen, führte uns der Weg wieder in die Berge. Ich fühlte mich irgendwie steif vom Zero Day, meine Hüfte schmerzte wieder und meine Knie litten noch immer unter dem 950m Abstieg auf 3,5km zum Lake Hawea.
Aber wir kamen trotzdem zügig voran und waren um 17 Uhr in der Hütte. Eine gute Uhrzeit, die uns genügend Zeit lässt für unsere Abendroutine und um die herrliche Aussicht zu geniessen.

Tag 98: Highland Creek Hut nach Arrowtown

32,5 Kilometer, 10h

Philippe

: 8/10

: 6/10

Heute Morgen war es scheisskalt. Der Boden war mit einer Schicht Frost überzogen, der erst am Vormittag schmolz. Und meine Hände waren erst nach 1009m Aufstieg für kurze Zeit warm.
Auf und ab war auch das Hauptthema für heute. 4x 400-500m rauf und 4x 400-500m bergab. Jetzt weiss ich warum diese Section mit “sucker” beschrieben wird. Immerhin, wir hatten wieder tolle Aussichten und der Weg war meistens gut in Stand gehalten.
Der letzte Aufstieg zum Big Hill war mehr als ein “sucker”. Ich bekam explosionsartigen Durchfall. Giardia? Wir befürchteten es. Nach zwei Immodium und zwei Zwischenstopps beruhigte sich (oder verstopfte) die ganze Sache. Wir werden morgen sehen, wie’s weitergeht.
Wegen meiner Verdauung oder deren Endresultat liefen wir dann weiter als geplant bis kurz vor Arrowtown, wo es eine Toilette hatte

Nadine

: 8/10

: 6/10

Bald können wir den Countdown für die letzten Tage auf dem Te Araroa starten. Auf der einen Seite freue ich mich darauf, fertig zu sein. Denn ja, manchmal ist es hart. Und manchmal ist es unangenehm. Andererseits möchte ich nicht, dass der Trail endet. Denn meistens ist es grossartig, ich schlafe am Abend zufrieden ein und wache am Morgen mit Energie und Vorfreude auf. Und für Monate nun hatten wir immer eine Route, einen Plan, ein Ziel. Doch wenn wir in Bluff sind, was dann? Ich fühle mich, als würde ich ins All geschleudert, ohne Schwerkraft und ohne Orientierung.

Tag 99: Arrowtown nach Queenstown

30 Kilometer, 5h55min

Philippe

: 8/10

: 8/10

Es war wieder kalt am Morgen. Der Herbst kommt. Da es mehr oder weniger geradeaus ging, lief ich mit Fleece, Handschuhen und Leggings. Erst als gegen 10 Uhr die Sonne wärmer wurde wechselte ich zu T-shirt und kurzen Hosen.
Nach dem bildhübschen Arrowtown liefen wir durch diverse Vororte, einen elitären Country Club und Industriegebiete. Nichts Schönes aber dennoch interessant. Gibt halt nicht nur Berge. Auch die hässliche Zivilisation.
Nach dem Resupply im Countdown traffen wir wieder auf Mary Kate und James und liefen die letzten Kilometer gemeinsam ins geschäftige Queenstown. Viele Menschen! Zu viele. Am liebsten wäre ich weiter gelaufen. Aber nein. Wir bleiben für die Nacht auf dem Campingplatz. Eine Dusche ist fällig.
Btw: kein Durchfall. Das Immodium blockiert erfolgreich alle Ausgänge. Hoffentlich implodiere ich nicht.

Nadine

: 8/10

: 8/10

Dies war seit Langem unsere erste Nacht ohne Mary Kate und James. War irgendwie anders, aber wir habens überlebt Und kurz nach dem Mittagessen und Resupply unterwegs hatten sie uns wieder eingeholt und begleiteten uns auf den letzten Kilometern nach Queenstown.
Der heutige Wandertag war irgendwie surreal. Wir starteten in einem Wäldchen bei Arrowtown und liefen kurz durch diesen historischen schmucken Ort. Dann folgten wir mehrere Kilometer einem Trail durch einen Countryclub mit riesiger Gated Community. Dann einem See entlang, schliesslich durch eine Retorten-Vorort und einem Fluss entlang. Als nächstes kamen Kläranlage, Industriegebiete, Einkaufszenter, See, Park und dann: Queenstown.

Tag 100: Kinloch nach Taipo Hut

33,5 Kilometer, 7h20min

Philippe

: 7/10

: 7/10

Es dauerte eine Stunde bis uns ein Amerikaner in Queenstown mitnahm. Er war so hilfsbereit, dass er uns bis nach Kinloch brachte, obwohl er eigentlich in die andere Richtung musste. Wir bedankten uns artig mit einer Spende fürs Benzin und liefen die restlichen 12km auf der Kiesstrasse bis zum eigentlichen Anfang beim Greenstone Track.
Dann ging es erstmal auf einem sehr gut ausgebauten Trail zur Greenstone Hut. Wäre dochnder ganze Trail so. Der Laufspass war dann nach der Hütte vorbei, wo wir wieder auf den Te Araroa abbiegen mussten. Durch Buchenwälder folgten wir dem schmalen, teils sumpfigen Trail durch ein breites Tal. Irgendwann wechselten wir ins Tussock und der Untergrund wurde noch sumpfiger. Schneller als erwartet erreichten wir die Taipo Hut, wo Mary Kate und James bereits angekommen waren.

Nadine

: 9/10

: 8/10

Mit Hitchhiking und 9,5 Kilometern zusätzlichem Strassenlaufen gelangten wir von Queenstown zum Greenstone Trailhead. Der anschliessende Track war zum Glück sehr angenehm zum Laufen und so kamen wir trotz Verspätung beim Start nicht allzu spät in der Taipo Hütte an.
Die Umgebung hier ist beeindruckend. Breite Täler mit Flüssen und Bergseen, hohe schroffe Berge und Tussock, das im Wind wie ein Meer Wellen schlägt.

Tag 101: Taipo Hut bis nach South Mavora Lake

38,5 Kilometer, 8h25min

Philippe

: 7/10

: 8/10

Die Motivation war am Morgen nicht so präsent. Vielleicht lag’s am sumpfigen Tussock oder weil es gegen das Ende des Trails zugeht. Immerhin war mir warm, da wir in der Hütte übernachtet hatten.
Die Szenerie war schön. Zu beiden Seiten ragten die Berge empor und im Tal ergoss sich ein goldenes Meer aus Tussock. Nach der ersten Hütte wechselte der Trail auf einen 4WD-Track, was uns schneller vorankommen liess. Beim South Mavora Lake hebte sich meine Stimmung wieder. Die Landschaft war einfach zu schön, um zu grübeln.
Wir liefen den nördlichen und südlichen Mavora Lake entlang und tauchten schliesslich in den Buchenwald ein. Eine nette Abwechslung nach vielen Tagen ohne Bäume. Wir campten schliesslich im Wald. Es war ein langer Tag gewesen.

Nadine

: 8/10

: 8/10

Die Tage mit tausenden von Metern Auf- und Abstiegen liegen hinter uns, wie es scheint. (Meine Knie sind dankbar…)
Dafür fanden wir auf der heutigen Strecke wieder etwas: verwunschene Wälder! Long time no see. Und auf Moos gebettet schläft es sich auch gleich besser.
Durch den gut erhaltenen Track zwei Seen entlang und durch den Wald konnte ich meine Augen auch teilweise vom Weg loslösen und die tolle Landschaft bestaunen.
Trotz der Schönheit um mich herum, erwischte ich mich jedoch immer wieder dabei, wie ich die letzten Tage abzähle und mich auf das Ende freue. 8, 7, 6, …

Tag 102: nach South Mavora Lake nach SH93 (und Hitch nach Te Anau)

31 Kilometer, 5h45min

Philippe

: 7/10

: 8/10

Heute gaben wir ein wenig Gummi. Wir starteten um 7 Uhr, da es früher noch zu dunkel ist. Der Herbst hat angefangen und die Tage werden merklich kürzer.
Nach 2,5km überquerten wir den Mavora River über eine Hängebrücke. Dann fing die Kiesstrasse an. Eigentlich würde der Trail entlang des Flusses führen. Doch nach Aussagen verschiedener Te Araroa Wanderer ist dieser Abschnitt einer der schlimmsten des gesamten Trails. Viele stachelige Pflanzen und Bushwalking vom Feinsten. Wir verzichteten gerne und nahmen die Strasse. Nach rund 6h waren wir bei der Hauptstrasse und hoben die Daumen. 15min später waren wir auf dem Weg nach Te Anau. Resupply, Dusche, Waschen, Essen.

Nadine

: 9/10

: 9/10

Uff, das war ein bisschen viel Glace aufs Mal. Aber es war das erste Mal, dass wir milchfreies (für Philippe) Hokey Pokey (eine Art crunchy Caramel Stückchen) Glace gefunden hatten. Da mussten wir natürlich zuschlagen.
Te Anau war also der Ort, wo wir unseren Kalorienbedarf befriedigten, Essen für die nächsten fünf Tage einkauften und unsere Kleider sowie uns selbst wuschen. Es ist jedoch nur ein kurzes Vergnügen in der Zivilisation, morgen hitchen wir wieder raus aus Te Anau. Die letzte Woche auf dem Te Araroa Trail steht bevor!

Tag 103: SH93 (Hitch von Te Anau) nach 4km nach Aparima Hut

26,5 Kilometer, 7h30min

Philippe

: 4/10

: 7/10

Heute freute mich auf das baldige Ende des Te Araroa. Vielleicht lag’s daran, dass wir 1h30min benötigen, um 30km aus Te Anau zu hitchen. Oder weil ich mir zweimal das Knie verdrehte, als ich in ein verstecktes Loch/Bach fiel. Oder weil der Track einfach scheisse war. Meine Toleranzgrenze für schlechte Tracks ist definitiv erreicht. Sumpf, mannshohes Tussock, versteckte Löcher und andere Stolperfallen und Schlamm. In der letzten Woche mag ich mich nicht mehr scheren. Aber, nein. Und dann warten noch einige Kilometer Strand. Strand!
Naja ein Highlight wird die letzte Woche eher nicht werden. Also geniesse ich noch den Sandfly verseuchten Wald und die letzten 200km so gut es geht.

Nadine

: 3/10

: 7/10

Kaum geschlafen. 1,5 Stunden auf eine Mitfahrgelegenheit gewartet. Überwachsener Pfad. Schlamm. Nasse Füsse. Tussock-Stolper-Felder.
Lieber Te Araroa, wieso machst du es mir auf den letzten Kilometern so schwer?

Tag 104: 4 km nach Aparima Hut nach Ohai Clifden Highway

36 Kilometer, 9h35min

Philippe

: 8/10

: 8/10

Der Track war heute eindeutig besser. Oder unser Enerergie-Level war höher. Die ersten Kilometer bis zum höchsten Punkt auf +1000m waren alle im Wald und auf einem sichtbaren Track. Je höher wir kamen, desto mystischer, krummer und überwachsener wurden die Bäume. Sie erinnerten mich gleich an den Pureora Forest auf der Nordinsel. Ganz oben hätten wir eine Aussicht bis an die Küste und die vor uns liegende Route gehabt. Regenschauer und Wolken blockierten aber leider die Sicht auf wenige dutzend Kilometer.
Anschliessend folgten wir dem Track bis zur DOC Campsite und dann weiter auf 4WD Tracks und Kiesstrassen bis wir unser Camp bei einem Fluss in einem Nadelwäldchen aufschlugen.

Nadine

: 7/10

: 7/10

Camping einsam in Wald mit nur dem Plätschern des nahen Bachs als Hintergrundgeräusch ist so viel erholsamer als in einem Holiday Park. Ausserdem hatte Philippe Erbarmen und verbrachte die Nacht auf meiner defekten Matte. Ich war am Morgen also ausgeruhter und besser gelaunt als gestern. Auch der Weg wurde besser und brachte mich nicht mehr an den Rand der Verzweiflung.
Am Nachmittag liefen wir rund 20 Kilometer durch das Land einer einzigen (!) Farm. So viel Gras- hnd Weiseland haben wir seit der Nordinsel nicht mehr gesehen.

Tag 105: Ohai Clifden Highway nach Merrivale Rd end

35 Kilometer, 7h5min

Philippe

: 8/10

: 8/10

Der Trail ähnelte so mancher Section von der Nordinsel. Strasse, Farmland, Forstwirtschaft, normaler Wald, Kiesstrasse und dies alles im Mix. Zusätzlich verhielt sich das Wetter wie im April. Mal Regen, mal Sonnenschein, aber immer um kalte 12°C (6°C in der Nacht). Ein Tag zum Drinnhocken und Teetrinken. Geht bei uns aber leider (noch) nicht. Noch 4 Tage bis nach Bluff.  

Nadine

: 7/10

: 8/10

Das Ende ist nah. Heute gaben wir nochmals Gas, um ihm rasch näher zu kommen. 5 km/h liefen wir im Schnitt, auf Kiesstrassen, Waldwegen, Trampelpfaden. Viel Spannendes gab es auch nicht zu betrachten, also war ich eher in Gedanken vertieft.
Es wird langsam herbstlich. Kalt, windig und regnerisch war es heute. Da wünschte ich mir eine warme Stube, heisse Maroni und eine dampfende Tasse Tee. Ich hoffe, das Wetter wird für die nächsten Tage wieder freundlicher.

Tag 106: Merrivale Rd end nach 8km vor SH99

37,5 Kilometer, 9h50min

Philippe

: 6/10

: 7/10

Ja, sind wir den auf der Nordinsel? So viel Schlamm hatte ich seit Monaten nicht mehr gesehen. Die ersten +6h zur Martins Hut waren ein Schlamminferno. Dabei wäre doch die leicht verdeckte Sicht bis nach Bluff recht toll gewesen. So war ich aber mehrheitlich mit dem Schlamm in den Goblin-Wälder (moosig, krumm, märchenhaft) und dem Sumpf auf den kahlen Hügelspitzen beschäftigt.
Mein Energielevel war auch nicht wirklich hoch. Seit langem führte Nadine wieder einmal für ein paar Stunden. Wenig Schlaf, lange Tage und das Ende des Trails ist in Sicht. Es wird Zeit für eine Pause und einen komplette Schlafphase.
Auf dem Water Race Track wurde der Track wesentlich besser. In Hundertausend Windungen und Wendungen führte er uns Stunde um Stunde durch den Wald. Bis wir nicht mehr weiter wollten/konnten und mitten im Wald campten. 90km to go.

Nadine

: 8/10

: 9/10

Kann mir jemand schildern, wie es sich anfühlt, mit trockenen Schuhen zu wandern? Ich habe es vergessen.
Der Longwood Forest kann es schlammtechnisch mit Raetea, Herekino und co. von der Nordinsel aufnehmen.
Die Schlammschlacht dauerte bis zur Mitte des Nachmittages, dann begann ein Track entlang eines künstlich angelegten Wasserlaufs (aus Goldminen-Zeiten). Dieser Weg war besser als erwartet. Besser = schnelleres Vorankommen, (fast) kein Schlamm.
Gegen 19.30 Uhr fanden wir dann auch glücklicherweise einen kleinen Campspot für unsere vermutlich letzte Nacht im Zelt auf dem Te Araroa. Gute Nacht!

Tag 107: 8km vor SH99 nach Riverton

25 Kilometer, 4h30min

Philippe

: 6/10

: 8/10

Hui, es war schlechtes Wetter angesagt. Regenschauer und Sturmböen. Kurz nachdem wir losgelaufen waren, fing es an. Der restliche Teil auf dem Water Race Track war eine verschwommene Sicht aus Regen, Dunkelheit und Ärger. Und 1h30min später, kaum aus dem Wald raus, klärte es auf und nur der Wind blies kräftig.
Mit Rückenwind liefen wir nach Colac Bay und nach einem Stopp weiter der Küste entlang. Dann hiess es: Strand oder Strasse? Die Flut war bereits hoch und der Wind legte zu. Da die Strecke fast gleich lang war, entschieden wir uns für die Strasse.
Die Kleider waren fast trocken. Sogar die Sonne schien. Doch ein Blick nach Hinten offembarte uns eine dunkle Wand aus Regen und Wolken. Wir pushten voran (dank Rückenwinds) und versuchten dem Regen zu entkommen. Es gelang uns überraschenderweise!
In Riverton fanden wir nach einiger Suche eine Unterkunft. Ein halber Tag Zeit, um uns von den vergangenen Tagen zu erholen (und zu waschen ). 66km to go!

Nadine

: 7/10

: 10/10

Um 4.30 Uhr lag ich hellwach im Zelt und zählte die Sekunden zwischen Blitz und Donner. Das Gewitter war zwar noch einige Kilometer entfernt, aber die Donner waren so langgezogen und laut, dass ich ein heftiges Unwetter erwartete. Abgesehen von einigen leichten Regenschauern kam jedoch nichts. Erst als wir losliefen (war ja klar), begann heftiger Regen auf uns niederzuprasseln. Kaum traten wir 1,5 Stunden später aus dem Wald heraus, erblickten wir über uns dann blauen Himmel und bald erreichten uns die ersten Sonnenstrahlen. Bis auf die Haut durchnässt war ich froh um die Wärme.
Den Rest des Tages blieb es trocken, doch der Wind wurde immer stärker. Wie schön war es da, bereits am Mittag in Riverton anzukommen und ins Hostel einzuchecken. Diese warme Dusche und das Bett haben wir uns verdient! Der Te Araroa zehrt in der letzten Woche nochmals richtig an meinen (Willens-)Kräften.

Tag 108: Riverton nach Invercargill

33,5 Kilometer, 6h30min

Philippe

: 9/10

: 8/10

22km auf Strand. Darauf hatte ich mich nicht besonders gefreut. Doch es war gar nicht so schlimm. Der Sand war nass, wenig wind (nur kalt war es) und die drei stream crossings waren dank Ebbe und gutem Timing nicht der Rede wert. Wir kamen also schnell voran. Das nahende Ende und die Kälte/Regen trieben uns an.
Leider entwickelte ich noch eine Schienbeinentzündung (shin splint), was auf das viele Geradeauslaufen der vergangenen Tage zurückzuführen war. Bis nach Invercargill schaffte ich es aber ohne Hilfe von Ibuprofen.
In Invercargill buchtten wir für drei Nächte ein Hostel. Zusammen mit Mary Kate und James und Moonkid werden wir dann morgen den letzten Tag begehen und beenden. 1 day to go.

Nadine

: 9/10

: 9/10

Der heutige über 20 Kilometer lange Strandabschnitt war weniger schlimm als erwartet. Da wir während der Ebbe dort waren, konnten wir auf dem harten Sand laufen, was das Vorankommen einiges einfacher und schneller machte. Und danach der Strasse entlang hatte es sogar Gehwege! Das macht einen Wanderer happy
In Invercargill (das wohl den Preis für die hässlichste Stadt Neuseelands verdient) checkten wir für drei Nächte im Hostel ein. Morgen wandern wir von hier nach Bluff und legen dann gleich einem wohlverdienten Zero Day ein. 1 Day to go!

Tag 109: Invercargill nach Bluff (ENDE DES TE ARAROAS)

34,5 Kilometer, 6h40min

Philippe

: 10/10

: 7/10

Mein shin splint wurde über Nacht noch schlimmer. Ohne Ibuprofen lief nichts. Aber egal, es galt nur noch einen Tag zu laufen. Durchbeissen.
Zuerst ein paar Kilometer auf Kieswegen der Küste entlang durch Reserves, Industriegebiete und unsere dritte Kläranlage. Dann 16km auf der Hauptstrasse und schliesslich die letzten 7,5km auf einem schönen Weg rund um Bluff Hill mit Sicht auf Stewart Island. Bis auf Letzteres nichts spektakuläres.
Aber daruum ging es heute auch nicht mehr. Heute beendeten wir unsere Wanderung durch Neuseeland! Als eine vage Idee in Vietnam entstanden, in Australien geplant und nun nach 4,5 in Neuseeland realisiert. Unsere erste (und nicht letzte) Fernwanderung.
Ich fieberte natürlich dem Ende entgegen. Körpernund und Geist waren müde. Es war höchste Zeit für eine Pause, wie lange die auch sein wird. Am Ende angekommen erlebte ich aber nicht die grosse Parade der Emotionen oder hatte das Gefühl, etwas Grosses geleistet zu haben. Es war mehr wie ein Kiwi sagen würde: Good on ya!
Grossartig war’s aber trotzdem. Meine Schwester machte extra einen Abstecher nach Bluff und empfing uns mit sparkling wine. Ind wir konnten zusammen mit Mary Kate und James und Moonkid den Trail beenden und das Ende feiern. Ein gelungenes Ende. Es war sehr schön und speziell mit dem Amerikanischen Paar gemeinsam ans Ende zu kommen. 80% von der Südinsel waren wir zusammen gelaufen.
Wahrscheinlich braucht es jetzt noch eine Weile, um das Ganze zu verdauen und die Leistung zu realisieren. Ich werde dann ein Fazit wagen.

Nadine

: 10/10

: 10/10

Unser letzter Tag auf dem Te Araroa Trail! Im Schein der Strassenlampen liefen wir zum Trail und begannen unseren letzten Abschnitt auf dem Weg von Cape Reinga nach Bluff. Wegen Sturmschäden war ein Teil des ersten Tracks entlang des Flussmündungsgebietes geschlossen. Von diesem Hinderniss liessen wir uns jedoch nicht beirren, wir waren schon auf weitaus schlimmeren Wegen gewandert.
Danach standen 16 Kilometer auf dem Highway an (ohne Gehwege). Nicht schön. Aber zügigen Schrittes waren wir nach drei Stunden durch. Philippe litt immer mehr unter seinem Shin Splint (Schienbeinkantensyndrom) und auch bei mir machte sich wieder ein Ziehen am Schienbein bemerkbar. Kein Wunder, wir waren die letzten fast 100 Kilometer geradeaus gelaufen. Aber hey, noch 7,5 Kilometer!
Diese waren die besten des heutigen Tages. Nicht nur weil das Ende so nah war. Es war nochmals ein richtig schöner Track um die Halbinsel herum mit schönen Aussichten aufs Meer, Stewart Island und die Küste.
Und dann kam Stirling Point. Das offizielle Ende des Te Araroa Trails. Wir haben es geschafft. 3008 Kilometer von Cape Reinga nach Bluff. Nein, wir legten nicht alle Kilometer zu Fuss zurück (wir paddelten auch im Kanu, fuhren Fahrrad und ja, fuhren per Anhalter). Aber wie man so schön sagt: “Hike your own hike.”
Ich habe unterwegs gelacht, geflucht, geweint, hatte tolle Tage und schlechte Tage. Aber am Ende war es ein einmaliges und tolles Erlebnis, das ich auf keinen Fall missen möchte. Der Te Araroa lehrte mich vieles über mich, meinen Körper, meine Fähigkeiten und meine Grenzen. Ich gewann Einblicke in die Neuseeländische Kultur, wie es sonst nicht möglich gewesen wäre. Ich sah Ecken und Täler dieses Landes, die mir sonst verborgen geblieben wären.
Gegenüber all unseren Trail Angels verspüre ich tiefe Dankbarkeit. Vor allen anderen Te Araroa Wanderern habe ich grossen Respekt und danke auch euch, dass ihr meinen Hike zu dem gemacht habt, den er geworden ist.

Und zum Schluss noch dies: Ein passender Song aus Herr der Ringe

Roads Go Ever On

Roads go ever ever on,
Over rock and under tree,
By caves where never sun has shone,
By streams that never find the sea;
Over snow by winter sown,
And through the merry flowers of June,
Over grass and over stone,
And under mountains in the moon.

Roads go ever ever on,
Under cloud and under star.
Yet feet that wandering have gone
Turn at last to home afar.
Eyes that fire and sword have seen,
And horror in the halls of stone
Look at last on meadows green,
And trees and hills they long have known.

The Road goes ever on and on
Down from the door where it began.
Now far ahead the Road has gone,
And I must follow, if I can,
Pursuing it with eager feet,
Until it joins some larger way,
Where many paths and errands meet.

The Road goes ever on and on
Down from the door where it began.
Now far ahead the Road has gone,
And I must follow, if I can,
Pursuing it with weary feet,
Until it joins some larger way,
Where many paths and errands meet.
And whither then? I cannot say.

The Road goes ever on and on
Out from the door where it began.
Now far ahead the Road has gone.
Let others follow, if they can!
Let them a journey new begin.
But I at last with weary feet
Will turn towards the lighted inn,
My evening-rest and sleep to meet

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