Get Even More Visitors To Your Blog, Upgrade To A Business Listing >>

In Ulan Bator angekommen – wir haben es tatsächlich geschafft.

Tags: aber haben sind

Wir stecken fest. Nichts geht mehr. Es gibt zwar kein Gehupe und wenig Drängler, Aber wir schaffen es trotzdem nur zentimeterweise vorwärts. Rushhour, obwohl Sonntag ist. Ihr ahnt es schon: Ulan Bator läßt grüßen – wir sind in der mongolischen Hauptstadt angekommen – nach ziemlich genau sechs Monaten „on the road“.

In sechs Monaten von Erding nach Ulan Bator

Nachdem wir uns zu Beginn der Reise viel Zeit gelassen hatten und eigentlich nur bis Kirgistan wollten, wurde es nach unserer Entscheidung, bis in die Mongolei zu fahren, doch ein bißchen anstrengender. Wir Haben uns weniger Zeit für Pausen genommen und mussten mehr organisieren, u.a. weil wir für Russland ein Visum brauchten.

Nachdem wir jetzt schon ein paar Tage hier sind, ist es Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen.

Wir sind gut 26.000 Kilometer in 25 Ländern gefahren. Wir hatten bis auf einen echten Crash letzte Woche (dazu später mehr) praktisch keinen Pannen, unsere BMWs G650 GS haben wunderbar durchgehalten. Auch hatten wir fast keinen Regen, so dass unsere tollen Motorradkombis von Klim gar nicht zeigen konnten, was sie alles können. Wir hatten nämlich optimistisch die Extra-Regenkombis daheim gelassen. Was wir allerdings hatten, war Schnee. Gleich in den ersten Tagen unserer Reise auf dem Balkan hatten wir Schneeregen, und vor einigen Wochen in Sibirien bzw. im angrenzenden mongolischen Altai war es richtig kalt und die frische Schneedecke zog sich fast bis zu unserer Straße runter. Aktuell sitze ich bei über 20°C in Ulan Bator in der Sonne, in drei Tagen aber soll es hier laut Wetterbericht ebenfalls schneien. Im Frühling haben wir über die Kälte geklagt, im Sommer über die Hitze. Wir hatten – gerade in Usbekistan und Tadschikistan – deutlich über 40°C. Als Motorradfahrer kann man dem kaum entgehen und so manches Mal habe ich sehnsüchtig den Campervans mit ihren Klimaanlagen hinterhergeschaut. Aber abgesehen vom Wetter haben Motorräder natürlich viele Vorteile: allem voran machen sie VIEL mehr Spaß als vierrädrige Fortbewegungsmittel. Sie vermitteln anderen Menschen auch ein ganz anderes Bild. Im Auto hat man eine Grenze zwischen sich und der Welt gezogen, mit dem Motorrad ist man mittendrin. Das ist oft anstrengend, wenn mal wieder eine Bande von Kindern ungefragt am Gasgriff zerrt, aber es macht auch einen guten Teil unseres Reisefeelings aus. Mittendrin.

Die zentrale Erkenntnis der letzten Monate ist aber, dass wir zu schnell unterwegs waren, obwohl wir uns besonders zu Beginn bemüht haben, genau das zu vermeiden. Sechs Monate klingt lang, ist es aber nicht. Wir wollten uns viel Zeit lassen. Beispielsweise waren wir zwei Wochen lang in Odessa, eine Woche in Istanbul, eine Woche in Tiflis. Trotzdem hatten wir den Eindruck, dass wir zu viele Orte nicht sehen und tolle Gelegenheiten verpassen. Eine Reise zu planen bedeutet naturgemäß immer, eine Auswahl zu treffen und vieles wegzulassen. Klar. Unsere Idealvorstellung vom Reisen ist aber, ein Land so lange zu bereisen, bis es uns reicht und wir weiterziehen wollen. Die Rahmenbedingungen der Strecke Deutschland-Mongolei waren aber so, dass wir anders geplant haben. Man denke nur an den Start mit Schnee und das Ende mit Schnee. Wir haben aber daraus gelernt und werden es auf der weiteren Reise anders machen.

Eine zweite Erkenntnis ist, dass Begegnungen mit anderen Menschen immer an der Oberfläche bleiben, wenn man sich nicht unterhalten kann. Es ist natürlich unmöglich, bei einer Reise durch 25 Länder auch 25 Sprachen zu lernen. Auf dem Weg in die Mongolei hätten uns aber Russischkenntnisse in vielen Ländern sehr geholfen. Ich beherrsche zumindest die kyrillischen Schriftzeichen, schon das war hilfreich, aber die meisten Gespräche liefen mehr oder weniger pantomimisch ab. Je größer der Ort, desto eher sprach jemand Englisch. Manchmal beherrschten einige sogar ein paar Brocken Deutsch und waren stolz, sie präsentieren zu können. Meist waren es die Zahlen von eins bis zehn oder die Namen einiger deutscher Städte. Das ergab lustige Situationen. Aber in die Tiefe ging es nur mit Englisch. Ich erinnere mich an einen Homestay in Tadschikistan, bei dem der Großvater des Hauses uns sehr viel in Landessprache erzählte und wir ziemlich hilflos waren, bis beim Abendessen die Tochter des Hauses dazu kam und mit guten Englischkenntnissen anfing zu übersetzen. Dann konnten wir unsere vielen Fragen zum Thema Politik, Schulpflicht, Leben in Tadschikistan im Winter und so weiter loswerden. Es war eine win-win-win-Situation: der Großvater durfte erzählen, die Tochter übte für ihr Berufsziel Dolmetscherin und wir konnten in gemütlicher Atmosphäre unsere Fragen loswerden.  Was wir mittlerweile in vielen Sprachen können, ist das Wort „Danke!“. Damit haben wir bei vielen Situationen ein Lächeln geerntet.

Dritte Erkenntnis: Wir sind so privilegiert! Als weiße Westeuropäer, die sich eine solche Reise leisten können (aka: lange erarbeitet haben), sehen wir tagtäglich, dass es vielen Menschen nicht so gut geht. Wir lernen den jungen Hotelmanager in Tadschikistan kennen, der die 150 Kilometer entfernte Stadt nicht kennt, weil er sieben Tage die Woche arbeitet. Unsere Definition von Luxus verschiebt sich: Toiletten sind über viele Ländern hinweg ein Loch im Boden. Oft ohne Toilettenpapier, manchmal ohne Tür. Hotel- oder Hostelzimmer haben nicht selbstverständlich ein eigenes Bad, bis zu 30 Personen und zwei Duschen sind nicht ungewöhnlich. Jurten sind zu dieser Jahreszeit nachts ganz schön kalt, wenn die abends angeschürte Glut verloschen ist. Wir müssen auch normalerweise keinen Yak-Dung sammeln und trocknen, um im Winter heizen zu können. Dafür können wir jeden Tag aufs Neue dankbar sein. Sind wir auch, wir vergessen das nur gelegentlich, wenn es schwierig wird.

Zusammengefasst: Dankbar, langsam und mit Sprachkenntnissen!

Diese Erkenntnisse sind eigentlich nicht besonders spektakulär. Für uns und unsere weitere Reise sind sie aber essentiell. Im Januar startet unser Sprachkurs in Spanien. Auf gehts mit Vokabel-Büffeln!

P.S.: Ach ja, der Crash. Wir haben vor ein paar Tagen den Asphalt geküsst. Jacken und Hosen haben ein paar Löcher, aber grundsätzlich den größten Schaden abgefangen; geprelltes Handgelenk bei Daniela, Bänderanriss im Knie bei Wolfgang, stark angeschlagene Gepäcktaschen. Aber insgesamt ist alles glimpflich abgelaufen, wir konnten direkt weiterfahren und werden in den nächsten Wochen unsere Blessuren auf den Philippinen am Strand auskurieren. Das Leben ist schön.



This post first appeared on Discovering The World | 600 Days On Our Round The World Trip, please read the originial post: here

Share the post

In Ulan Bator angekommen – wir haben es tatsächlich geschafft.

×

Subscribe to Discovering The World | 600 Days On Our Round The World Trip

Get updates delivered right to your inbox!

Thank you for your subscription

×