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Über den Nebel – Melibokus zum Jahresende (10,1 km)

Tags: bild aber noch


Bild #0: Teaserfoto. Ha!

(ohverdammichwiegingdasnochmalhiermannmannmannsoschwerkanndasdochnichtseinfrüherhatsddochauchgeklappt…)

Hallo?!??

Hallooohooo?!?

Irgendjemand hier?!???

Wahrscheinlich ja nicht, es heißt ja immer, dass man so einen Blog regelmäßig pflegen soll, um Leser bei der Stange zu halten.
Und da „seit zweieinhalb Jahren nix mehr gepostet“ irgendwie gar nicht soooo besonders viele Kongruenzen mit „Regelmäßig Pflegen“ hat – naja… Ich schreib einfach mal was, vielleicht sieht´s irgendwer…
Zumal ich mir vorgenommen hatte, dieses Jahr unbedingt noch zumindest einen einzigen pieseligen Post zu veröffentlichen. Und da dieses Jahr nicht mal mehr zwei Stunden hat, ist jetzt irgendwie die letzte Chance…

Wohlan:

Zuerst die Basics: Laufen? Ja immer noch!
War aber kein gutes Jahr. Echt nicht.
Bänderdehnung, viel Arbeit die viel Kreativität braucht die dann fürs Laufen fehlt, Norddeutsches Wetter und Norddeutsche Landschaft (zuweilen ja wirklich sehr apart, aber auch nach fast fünf Jahren im Norden fehlen mir immer noch die Berge, gerade bei der Laufmotivation), außerdem werd ich alt und hab Rücken, und der ist dummerweise so, dass er beim Laufen schlimmer wird. Der schnöselig-desinteressierte Orthopäde, den ich konsultiert hab, meinte, ich müsste was für die Rücken und Armmuskulatur tun. Zum Laufen!!! So´n Mist, wo mich fitten doch über alle Maßen langweilt!
Folgerichtig war das nicht so wirklich viel Lauferei 2016, wahrscheinlich das erstemal in 10 Jahren, dass ich nicht mal 1000 Jahreskilometer geschafft hab (nachrechnen werd´ ich nicht, das deprimiert nur).

Aber gut, es is, wie es is, wie man im Norden sagt! Jawollja!

Anyhow, egal wie mies das Jahr sportlich so war, zum Jahresende muss man natürlich trotzdem laufen gehen. Von wegen versöhnlicher Abschluss und so. Und heute ist Jahresende, also nix wie los. Zumal´s Zuhause (über Weihnachten und Sylvester hab ich nicht nur frei sondern bin auch daheim an der Bergstraße) Berge und so´n Gedöns gibt, das gehört ausgenutzt!

Heute ist einfach nur grau!
Eisiger Nebel, Temperatur unter Null, bleiernes Halblicht, kein Sonnenstrahl kommt durch den Dunst.
Zumindest unten am Fuß der Berge. Oben könnte es besser aussehen, die Wetterlage steht nämlich auf „Inversion“ (aka „Unten kalt und bodenneblig, ab einer bestimmten Höhe viel wärmer und strahlender Sonnenschein).
Im Klartext: Hoch genug Laufen = Superwetter!
Also: hoch!
Höher als auf den Melibokus kommste an der nördlichen Bergstraße nicht, und da ich schon seit Monaten nicht mehr oben war, mach ich das heute. Zumal die fünf Kilometer aufwärts auch immer ne schöne Standortbestimmung dafür sind, wie unfit man so mit Rücken, Norddeutscher Tiefebene und Weihnachtsfressereiplautze so ist (ich rechne mit dem Schlimmsten).

Dicke Socken.
Mütze.
Handschuhe.
Halstuch.
Gefütterte Leggins.
Laufjacke drüber.
Schuhe an.
Foto mitnehmen (könnte hübsch werden)
Vor die Tür.

AAAARGH.
Kalt!

KALTKALTKALTKALTKALT!!!!!

Immerhin, kannste nicht trödeln, gleich los, die Jossastraße hoch, vorbei am am hässlichsten Neubau ever (steht seit zwei Jahren hier und ist damit technisch gesehen gar nicht mehr sooo neu. Aber ich bin ja selten hier und kann mich deswegen immer noch gruseln, wenn ich mir die augenkrebsige Ausgeburt architektonischer Umnachtung angucken muss. Brrr!!!) und hoch in den Wald.

Die gute Nachricht: Auch wenn ich die Strecke nicht mehr oft laufe, meine Beine kennen gefühlt noch jede Bodenwelle.
Die nicht ganz so gute: Irgendwie ist das hier steiler als früher, zumindest hab ich vor fünf Jahren nie so geschnauft, wenn ich hier hochgelaufen bin.
Puuuh!
Aber: macht warm!
Immerhin!

Oh, und es ist richtig stimmungsvoll: Es riecht nach Frost, die Luft ist scharf und so kalt, dass sie beim Einatmen ein bisschen wehtut. Und der Wald ist still und eisig, Bäume, Äste, Gestrüpp, alles sitzt voll mit pelzigem Rauhreif, im schummrigen graublauen Halblicht des nebeligen Nachmittags wirkt der farbentsättigte Hangwald fast schon gespenstisch… Schön!


Bild 1: Am Waldrand


Bild 2: Darsbergswiese


Bild 3: Über der Ruine Jossa

Ehrlich gesagt: Ich bin ganz froh, dass ich den Foto dabei hab.
Gute Ausrede, um hin und wieder mal kurz anzuhalten, ein Bild zu knipsen und dabei zu verschnaufen.
Es geht zwar noch, aber in knapp über 30 Minuten wie vor sieben oder acht Jahren schaff ich den Aufstieg definitiv nicht mehr.
Anstrengend. Tut aber gut.

Aufwärts, über der Mercksvilla auf den Pürschweg, dann immer geradeaus und aufwärts durch den Wald.
Der übrigens tatsächlich langsam aber sicher lichter wird.

Hinter der Darsbergswiese, nach knapp der Hälfte der Strecke und der Höhenmeter, ist der Dunst zwischen den vereisten Bäumen schon nicht mehr bleiern graubläulich, sondern kriegt langsam einen leichten, rosiggelben Schimmer von oben:

Bild 4: Es wird heller! Yaaay!

Kurz danach sehe ich auch schon das erste mal die Sonne: Eine kreisrunde, tief stehende Scheibe, die blaßgelb durch schweflig ausgeleuchtete Nebelschwaden lunst. Sieht faszienierend aus:

Bild 5: Wintersonne im Nebel


Bild 6: Größer

Mehr sieht man allerdings auch nicht. Selbst kurz hinter dem Hohe-Stich-Weg, wo man zwischen den Bäumen hindurch normalerweise einen tollen Blick in die Rheinebene hat: Nichts als grauer, wabernder Dunst. Muss wohl noch ein Stück höher…

Bild 7: Blick in die Rheinebene (mutmaßlich). Nicht im Bild: Alles

Konditionsmäßig ist es inzwischen übrigens echt ein bisschen anstrengend. Ich sag mir ja immer selbst, wenn ich mal nicht mehr auf den Melibokus laufen kann, ist es Zeit, sich Gedanken zu machen.
Soweit ist es offensichtlich noch nicht, aber es strengt echt an.
Schritt für Schritt für Schritt, mit kurzen Beinen und kürzerem Atem aufwärts. Reicht gerade noch, um den überraschend zahlreichen Spaziergängern und Mountainbikern auf dem Pürschweg ein kurzes „Hallo“ oder „Guten Rutsch“ zuzukeuchen.
Immerhin, warm ist mir jetzt, und das obwohl wenn mein zauseliger Hipsterbart vollkommen eingeeist ist. Hatte ich schon lang nicht mehr…

Schließlich das letzte, das fiese Stück. Am Ende des Pürschwegs: Die Fahrstraße und der Fußweg zum Melibokus hoch:

Bild 8: Is nichmehrweit

Hier noch mal Schatten und Kälte, die Sonne wird jetzt durch den Bergkegel verdeckt. Aber oben leuchtet schon der blaue Himmel.
Noch ein paar Meter bis ins Licht…

Dummerweise: Ein paar fiese Meter.
Traditionell nehme ich nicht den serpentinigen, langen Fahrweg mit der moderaten Steigung, sondern den Wanderweg daneben.
Keine Serpentinen. Dafür gut zweistellige Steigungsgrade.
Schmerzhaft steil.
Argh!!!

Aber es lohnt sich!
Buchstäblich aus dem letzten Loch pfeifend schleiche ich aufwärts, auf den letzten Metern wird es hell, die Baumwipfel strahlen in einem sattgoldenen Wintersonnenlicht, daazwischen hellleuchtender Dunst, ober glänzt der Funkturm auf dem Gipfel:

Bild #9: Faaaast…


Bild #10: …oben!

Geschafft!

Ich bin oben.
A) Es geht noch!
B) Achdukacke ist das herrlich hier:


Bild #11: Melibokus, Aussichtsturm auf dem Gipfel

Der eisige, tote Wintertag im Tal: Vergessen.
Hier oben strahlt die Sonne von einem blauen Himmel, es ist deutlich wärmer, fühlt sich an wie eine anderer, wunderschöner Kontinent, weit weg von allem, hoch über den Wolken.
Ziemlich voll ist es auch, offenbar hatten viele Spaziergänger, Wanderer, Biker die gleiche Idee und haben sich hier hochgequält.
Macht aber nix, zu schön um sich zu beschweren…

Vorwärts, zum vorderen Ende des Gipfelplateaus, von wo aus schon die nebelbedeckte Ebene durch die Bäume schimmert…

Bild #12

…dann die Treppe am Aussichtsturm runter, und über den steilen, steinigen Pfad zur Drachenfliegerrampe, direkt über dem Abgrund.
Panoramablick in die strahlende Weite auf… nichts!

Ein Teppich aus Nebel unter mir, die Abgrenzung zum strahlendblauen Himmel darüber wie mit dem Lineal gezogen. Ein Meer aus pastelligen Farben, am Horizont ein paar wenige Berggipfel in Taunus und Pfälzerwald, die wie Inseln daraus hervorragen – es fühlt sich an, wie das Ende der Welt.
Un-glaub-lich schön!!!


Bild #13: Drachenfliegerrampe


Bild #14: Ein freundlicher Herr macht netterweise ein Bild von mir an der Rampe. Er kann offensichtlich besser mit dem Foto umgehen als ich selbst, denn er schafft es sogar, das Gegenlicht wegzublitzen.
On a slightly related note: Gut dass ich die dunklen Laufklamotten anhab, darin seh ich fast schon schlank aus (leider eine waschechte optische Täuschung… )


Bild #15: Blick nach Südwesten. Wer genau hinguckt, kann die Gipfel des Pfälzerwaldes aus dem Wolkenmeer ragen sehen…


Bild #16: Der nette Herr, der das Foto gemacht hat, genießt den Anblick offensichtlich auch…


Bild #17: Nix mehr mit wässriger Scheibe. Hier oben hat die Sonne Kraft, selbst wenn sie schon ziemlich tief steht!


Bild #18: Selbstportrait vorm Aussichtsturm. Man beachte die Eisbrocken in meinem Bart, die die natürliche graufärbung nachgerade ideal unterstreichen…

Leider halte ich es nicht allzulange aus – egal wie schön es ist, auch hier oben ist es nur knapp über null, dazu ein leichter Wind und nassgeschwitzt bin ich auch noch. So gerne ich ausharren würde, bis die rote Sonne auf ihrem Weg zum Horizont im Dunst versinkt – es wird kalt, ich muss weiter!

Also wieder aufwärts, zurück auf dem steinigen, steilen Trampelfpad durchs frostig-helle Buschwerk…

Bild #19

…und zur Treppe am Aussichtsturm…

Bild #20: Ja, ich weiß, fast das gleiche Bild wie das letzte. Aber die Farben sind halt sooo super…

…noch ein kurzer Blick von der Aussichtsplattform, auf die einsame Rampe über dem Nebel…

Bild #21

…und in den strahlenden Dunst im Südwesten, wo sich die Sonne mehr und mehr der Nebelgrenze nähert…

Bild #22

…dann geht´s abwärts, durch den hell erleuchteten Bergwald an der Südseite des Gipfels…

Bild #23


Bild #24


Bild #25


Bild #26

…auf die Fahrstraße, den Serpentinen hinterher bis zum Pürschweg, und den dann nur noch bergab.
Zurück in den eisigen, grauen Wald, der jetzt langsam aber sicher in der Dämmerung versinkt.

Bild #27

Werd nochmal verdammt kalte fünf Kilometer bis runter. Aber dafür geht bergab irgendwie doch ziemlich einfach…

So. Und das war´s von mir für 2016.
Guter Vorsatz fürs neue Jahr: Mindestens doppelt so viele Post hier.
Also zwei.
Mal gucken, ob das klappt…

Frohes Neues!

M.




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