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Wie eine Packung Kekse eine innere Krise auslösen können

Die folgende Geschichte ist im Original von Douglas Adams, den du vielleicht als den Autor von „Per Anhalter durch die Galaxis“ kennst. Er hat diese Geschichte nach eigenen Worten selbst erlebt und erzählt sie, um auf humoristische Weise etwas „typisch britisches“ zu zeigen. Und das darf er auch, denn er selbst ist Brite.

Für unsere Zwecke habe ich sie umgeschrieben. Ich will nicht sagen, dass sie „typisch christliches“ Verhalten zeigt. Aber sie beschreibt eine Situation, die wir so oder so ähnlich auch erleben können. Und es ist spannend, sich zu fragen:

Wie würde ich anstelle von Jonah reagieren?

Kekse, Kaffee und ein Kirchentag

Jonah schaut auf seine Uhr. „Mensch, da habe ich ja noch reichlich Zeit, der Kirchentag öffnet erst in einer Stunde. Ich hol’ mir erst mal Einen Kaffee.“

Im Gewusel auf dem Messegelände findet er einen Kiosk mit ein paar Tischen daneben. Er bestellt einen Pott Kaffee und eine Packung Kekse und weil er gerne Kreuzworträtsel löst, kauft er sich noch eine Zeitung. Voll beladen schaut er sich nach einem freien Platz um.

„Entschuldigung“, fragt er einen Mann mit schwarzer Lederjacke und sonnengelber Krawatte, der allein an einem Tisch mit drei Stühlen sitzt, „ist hier noch frei?“

„Ja, klar“, antwortet der, und schaut wieder auf sein Handy.

Dankbar setzt sich Jonah, legt die Zeitung auf den Tisch und kramt nach einem Kugelschreiber. Schnell ist er in das Kreuzworträtsel vertieft.

Es ist ein harmonisches Bild, was wir hier vor uns haben. Ein Tisch in einer Nische, abgetrennt vom Lärm und Gewusel der umher strömenden Messebesucher, eine kleine Oase des Friedens und der Ruhe, daran zwei Männer, die schweigend und zufrieden Kaffee trinken und lesen.

Niemals hätte Jonah vermutet, was dann passiert …

Er hat gerade einen besonders schwierigen Fluss mit fünf Buchstaben gefunden, da beugt sich Der Mann an seinem Tisch nach vorn, greift sich die Kekspackung, reisst sie auf und nimmt sich einen Keks heraus.

Jonah spürt, dass ihm heiss und kalt zugleich wird. Auf so etwas fühlt er sich jetzt überhaupt nicht vorbereitet. Wie soll er mit dieser Situation umgehen? Da sitzt jemand vor ihm und klaut ihm am helllichten Tag die Kekse?!? Auf einem Kirchentag?!?

Angestrengt starrt er auf sein Kreuzworträtsel.

Seine Gedanken rasen im Kreis. Er nimmt einen Schluck Kaffee. Auf das Rätsel kann er sich nicht mehr konzentrieren, also fängt er an, in der Zeitung zu blättern. Vielleicht findet er einen Hinweis? Doch er findet nichts und denkt nur immer wieder: „Was soll ich tun?“

Dann hat er eine Idee, gibt sich innerlich einen Ruck und tut es …

Wie beiläufig greift er nach der Kekspackung. Mit großer Mühe gelingt es ihm, nicht zu bemerken, dass die Packung auf mysteriöse Weise und wie von Zauberhand bereits geöffnet ist. Beherzt greift er hinein und Nimmt Einen Keks heraus.

„Phh“, denkt er bei sich, „damit dürft das erledigt sein.“

Doch das war es nicht.

Nur zwei, drei Augenblicke später tut der Mann es wieder. Er nimmt sich einen weiteren Keks.

Jonah hat das Gefühl, in einem schlechten Film zu sein. Wieder rasen seine Gedanken und mit Schrecken stellt er fest: „Wenn ich beim ersten Mal nichts gesagt habe, dann wird es jetzt beim zweiten Mal noch schwieriger! Was soll ich denn sagen? ‚Entschuldigen Sie bitte, ich habe bemerkt, dass Sie von meinen Keksen essen …‘?“

Nach kurzer Zeit gibt er sich abermals einen Ruck und nimmt sich ebenfalls einen zweiten Keks.

Und so geht das die ganze Packung weiter. Der Mann nimmt einen Keks und Jonah nimmt einen, der Mann, Jonah, der Mann … bis die Packung schließlich leer ist. Der Mann taucht den letzten Keks in seinen letzten Rest Kaffee, packt sein Handy in die Tasche und steht auf. Er wirft noch einen bedeutungsvollen Blick auf Jonah, den dieser bedeutungsvoll erwidert, dann dreht er sich um und ist nur Sekunden später in der Menschenmenge verschwunden.

Erleichtert atmet Jonah auf und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück. Er spürt, dass ihm das Unterhemd am Körper klebt.

Ein Blick auf die Uhr sagt ihm, dass der Einlass begonnen hat. Auch er nimmt seinen letzten Schluck Kaffee, packt den Kugelschreiber ein und greift nach seiner Zeitung.

Darunter liegen seine Kekse.

Siedendheiß wird Jonah bewusst, dass jetzt irgendwo auf dieser Messe ein Mann herumläuft, der genau dieselbe Geschichte erlebt hat wie er, nur dass er die Pointe nicht kennt.

Jörg „manchmal ist Schweigen nur Silber und Reden ist Gold“ Peters



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