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Im Schatten des Feigenbaums: wie es gewesen sein könnte

Die Sonne brennt unerbittlich auf den staubigen Boden Galiläas.

Jonah sitzt im Schatten eines weit ausladenden Feigenbaumes und schaut versonnen in Richtung Kafarnaum. „Nur noch eine Stunde“, denkt er, „dann bin ich endlich da!“

Plötzlich hört er Stimmen. Eine Gruppe Männer nähert sich dem Baum. Es mögen zwei Handvoll sein, einige wenige Frauen sind auch dabei. „Schalom!“, spricht ihn einer der Männer an, „dürfen wir uns für eine Pause zu dir in den Schatten setzen?"

Jonah nickt und macht eine einladende Bewegung mit dem Arm.

Die Gruppe scheint schon lange unterwegs zu sein. Kaum sitzen sie und haben es sich bequem gemacht, da schließen sie die Augen für ein kurzes Nickerchen. Es wird wieder still, sogar die Grillen scheinen ihr Zirpen eingestellt zu haben. Doch schon nach wenigen Minuten hört Jonah den Mann neben sich flüstern:

„Hört mal, Thaddäus, was war das eigentlich für eine Nummer vorhin? Wieso hast du Petrus gesagt, Dass die Leute dich ständig um deinen Rat fragen?“

„Weiß nicht, ist mir nur aufgefallen.“ Thaddäus grinst und nimmt einen Schluck Wasser.

„Das nervt aber! Ständig tust du so, als ob du hier der große Zampano wärst, kaum dass Jesus mal den Rücken dreht. “

„Nun reg’ dich mal nicht so auf. Wo ist dein Problem?“

Der Mann neben Jonah setzt sich auf. „Mein Problem? Ich stehe ihm mindestens genauso nahe wie du! Erst Gestern Hat er mir die Hand auf die Schulter gelegt, als ich ihm von meinen Sorgen erzählt habe.“

„Das mag sein. Aber mir hat er schon mehrmals zugenickt hat, wenn ich ihm geholfen habe. Und erst gestern hat er gesagt, dass ich immer so kluge Fragen stelle …“ Thaddäus setzt sich ebenfalls auf.

„Du bist solch ein Spinner! Fragen stellen kann jeder. Mir hat er heute Morgen das Brot gereicht, als wir alle zusammen gegessen haben. Das zeigt doch wohl, dass er mich besonders schätzt!“

„Oh, wie toll für dich! Aber scheinbar hast du vergessen, dass er MICH gebeten hat, bei der Verteilung der Fische zu helfen. Auf mich kann er halt zählen, wenn’s wirklich darauf ankommt!“

Der Mann neben Jonah atmet schnell und flach, als er versucht, die aufkommende Wut in sich zu unterdrücken.

„Was bist du für ein Kindskopf! Mach nur weiter so, dann werde ich ihm einfach sagen, dass du eifersüchtig auf mich bist, und dann wird er dir zeigen, wer hier der Größere ist!“

„Und du bist kindisch! Gleich wirst du noch behaupten, du kannst weiter spucken als ich und bist deswegen der Größere …“

Wütend sitzen die beiden Männer einander gegenüber. Jonah fühlt sich unwohl, dass er unfreiwillig Zeuge dieses Streits geworden ist. Zum Glück sind die beiden jetzt ruhig und es ist offensichtlich, dass sie ihren eigenen Gedanken nachhängen. Mit zusammengezogenen Augenbrauen starren sie vor sich auf die Erde.

Es ist wieder still.

Eine Viertelstunde später erhebt sich der Mann, der anscheinend der Anführer dieser Gruppe ist.

„Lasst uns aufbrechen. Kafarnaum ist nicht mehr weit und ich möchte euch dort jemanden vorstellen.“

„Wen möchtest du uns vorstellen, Rabbi?“, fragt der Mann, der mit Thaddäus gestritten hatte.

Mit einem Gesichtsausdruck, den Jonah nicht deuten kann, sieht der Rabbi seinen Schüler an. „Einen großen Menschen.“ Er unterstreicht diese Aussage mit einer vielsagenden Geste, indem er seine Hand in etwa auf Hüfthöhe vor sich ausstreckt.

„Einen sehr großen Menschen. Den Größten! Ihr alle könnt von ihm lernen.“

Als die Gruppe langsam weiterzieht, sieht Jonah, dass die beiden Streithähne die Köpfe zusammengesteckt haben und aufgeregt miteinander tuscheln.

Willst du wissen, wie die Geschichte weitergeht? Lies zum Beispiel Matthäus 18,1-5 oder Markus 9,33-37. Man mag es schon fast eine „heilige Ironie“ nennen, wenn Jesus dem kindischen Verhalten seiner Jünger das Vorbild des Kind-Seins gegenüberstellt.

Jörg „lieber Kind als kindisch“ Peters



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