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Ist ja gut, Mensch!


Zum neuen Unwort des Jahres haben einige kluge Leute schon einiges Kluges gesagt. So schreibt Wolf Lotter bei Twitter: "Wer sich für einen Gutmenschen hält, macht andere schlecht. Und schafft damit die Voraussetzung für Ausgrenzung, Diskriminierung und Hass" und "Gutmensch als Unwort des Jahres zeigt vor allen Dingen eins: die Selbstgerechtigkeit der Moralinstanzen" und "Wer an Gut und Böse glaubt und sich selbst bei den Guten verortet, lebt in der Voraufklärung. Fällt in Deutschland nicht weiter auf". Ansonsten muss man zum Thema "Gutmensch" nicht viel mehr wissen als das. Dass die Begründung der Jury dümmlich bis vollständig dämlich ist, zeigt Ulli Kulke hier auf. Und wem an ein bisschen Volkspädagogik gelegen ist, der wird an dieser Stelle gut bedient.

Putzig wird es, wenn die Gutmenschen zum selben Zeitpunkt eine Vorstellung geben, die das Unwort des Jahres bzw. seine Wahl äußerst unsubtil zur Farce machen. Zur Vorgeschichte: Der Linken-Nachwuchspolitiker Julian Kinzel aus Mecklenburg-Vorpommern hatte von einem rechtsradikalen Angriff auf ihn berichtet. Kurze Zeit später kam jedoch heraus, dass die angeblich auf ihn verübte Messerattacke erfunden war. Davon gehen zumindest die Staatsanwaltschaft Schwerin und der Staatsschutz der Schweriner Kriminalpolizei aus. Die Staatsanwaltschaft leitete am Montag ein Ermittlungsverfahren wegen Vortäuschung einer Straftat ein. Und so haben sich die Parteikollegen des Sebnitz-Lehrlings zu dieser Tatsache geäußert:

Dietmar Bartsch (Chef der Linksfraktion im Bundestag)

Vorher: "Wer nimmt den Tod eines 20-Jährigen in Kauf, dessen pol. Gesinnung ihm nicht gelegen ist?"

Zwischendurch: "Der Staatsschutz ermittelt. Von den Ermittlern werden die Zweifel nicht bestätigt. Ich kenne den jungen Mann sehr gut. Klug und ehrlich."

Nachher: "Ich habe meine Facebook- und Twittereinträge gelöscht + Julian Kinzel dringend gebeten, alles zur Aufklärung zu tun." bzw. "Abwarten mit Äußerungen, bis es endgültige Ergebnisse gibt. Rechtsstaat."

Katja Kipping (Linksparteichefin)

Vorher: "Der Messerangriff ist abscheulich und auch ein Angriff auf die Demokratie."

Nachher: Der Tweet wurde inzwischen gelöscht.

Matthias Höhn (Bundesgeschäftsführer der Linken)

Vorher: "Der aktuelle Fall belegt auf traurige Weise einmal mehr, wie gefährlich und menschenverachtend Rechtsextremismus ist."

Nachher: Höhn erklärt auf Anfrage, er wolle sich "erstmal nicht" äußern.

Peter Brill (Schweriner Kreischef der Linken)

Vorher: "Die drei Täter schlugen ihn nieder und stachen, nach Aussage der behandelnden Ärzte, mit einem Messer etwa 17 mal auf ihr Opfer ein. Dabei wurde er als „schwule Kommunistensau“ beschimpft. Dies und die Bekleidung eines der Täter mit szenetypischer Bekleidung (Thor Steinar) nähren den Verdacht, dass es sich um eine rechtsextremistisch motivierte Straftat handelt."

Nachher: "Ich habe keine neuen Erkenntnisstände. Da gegen Herrn Kinzel ermittelt wird, werde ich Tod und Teufel tun, mich in irgendeiner Weise zu äußern."
Wir sprechen zwar verschiedene Sprachen. Meinen aber etwas völlig anderes.


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