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Sylt-Krise: Paschajagd am Nordseestrand

Knapp am Liveticker vorbei: Die Reichbürger von Sylt.

Wenn das kein Grund ist, alles andere abzuräumen. Nach den empörenden Parolen von Berlin, Hassgesängen wie "Brennt Gaza, brennt Berlin", reagierte die "Tagesschau" umgehend: Mehr als zwei Minuten waren am Tag danach dem unerwarteten Hassausbruch gewidmet, von dem zuvor verstörende Bilder im Internet aufgetaucht waren. Junge Leute, aufgewachsen mitten im besten Deutschland, das wir jemals hatten, verhöhnen den Rechtsstaat, schreien verfassungsfeindliche Parolen und beschmieren Tisch und Wände wie betrunkene Pennäler.

Reichbürger am Sonnenstrand

Der Schock sitzt tief. Die SPD reagierte sofort. Kanzler, Justizminister, Innenministerin und Parteiführer äußerten Abscheu und ließen erkennen, dass Deutschland keinen Platz hat für diese Art Reichbürger, die sich auf Kosten der Gesellschaft kleiden und ausbilden lassen, nur um die Hand, die sie füttert, bei erster Gelegenheit zu beißen. Der Bundespräsident ist besorgt über "die Verrohung der politischen Umgangsformen".  Besetzungen. Angriffe auf die Freiheit von Forschung und Lehre. Er sehe da "eine Radikalisierung, die mindestens in Teilen in der Mitte der Gesellschaft auch stattfindet", hat Walter Steinmeier in einem klassischen Steinmeier-Satz gesagt.

Nein, Antisemitismus, das hatte Nancy Faeser allen infrage kommenden Verdächtigen bereits im vergangenen Jahr deutlich klargemacht, das geht gar nicht. "Das ist mehr als eine historische Verantwortung. Es ist unser Selbstverständnis von Menschlichkeit und Zusammenhalt."

Deshalb nun das ganz große Besteck. In der "Tagesschau" wurden Zeugen wie die renommierte  Amadeu-Antonio-Stiftung gehört. Ministerpräsident Daniel Günther erklärte, wie es überhaupt so weit hatte kommen können und was nun zu tun ist. Offener Antisemitismus und öffentlich von der Leitung einer Universität geduldeter Israelhass am Festwochenende für das Grundgesetz. Was, wenn nicht das, ist eine Bedrohung der Demokratie? Was, wenn nicht so, geht eine Staatskrise?

Die grölenden Paschas von Sylt

Natürlich, es sind die "die reichen, grölenden Paschas von Sylt", deren Namen die Süddeutsche Zeitung umgehend zu erfahren wünscht. Das Fake-News-Portal Correctiv hat ein Meldeportal für alle freigeschaltet, die von ähnlichen Vorfällen zu berichten wissen. Der "Spiegel" listet weitere ernste und akute Fälle auf, in denen Gigi D’Agostinos schrecklicher Hit "Immer lieben" brutal "missbraucht" (Der Spiegel) worden sei, um Hass zu säen.

Es ist dank all dieser Bemühungen dieses traurige Lied mit seinen vier stampfenden Akkorden, das die Debatte bestimmt.  Es empört um mehrere Größenordnungen mehr als die Manifestationen der Antisemiten und Israelhasser im Herzen Berlin, es siegt über den Ukrainekrieg, den DFB-Pokal und die allgemeine Krisenangst. Ein medialer Coup wie seinerzeit die Hetzjagd von Chemnitz, der grüne Veggie-Day und Eva Hermans Autobahn-Auftritt.

Nach dem Anforderungsprofil

Es passt einfach alles und das genau ins Anforderungsprofil einer hochentwickelten Klickbait-Kultur: Menschen, die anders sind als alle, brechen Tabus, die für alle gelten, sie halten sich für schöner, klüger und reicher, für eine auserwählte Elite, die sich alles erlauben kann und keine Rücksicht auf die Regeln nehmen muss, die sie selbst verordnet hat. 

In früheren Wahlkämpfen hatten "Manager" (Franz Müntefering), "Spekulanten" (Angela Merkel) und "Steuersünder" (SZ) ins Kostüm des Sündenbocks schlüpfen müssen, der nach dem traditionellen Ziegenbock-Bobesch-Prinzip der Augsburger Puppenkiste dazu auserkoren ist, das Volk der Puppenkiste zu einen, so dass alle größeren Probleme liegenblieben können und existenzielle Bedrohungen nicht mehr weiter beachtet werden müssen. 

Im kleinen Dorf Holleschitz herrschte nach dem Reinigungsprozesse immer schnell wieder eitel Sonnenschein.



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