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Nord Stream-Sprengung: Still ruht die See

Die Pipeline-Sprengung war das erste Umweltverbrechen, das die Berliner Taz mit dem "Footprint-Award für sozialökologische Transformation" auszeichnen wollte. Mit den freigesetzten 7,5 Millionen Tonnen CO2 sollen sie "für das Ende des fossilen Albtraums mehr geleistet" haben als "jeder vegane Nachtzugfahrer".

Schaum auf der Ostsee - keiner hat's geseh'n

Schaum auf der Ostsee - was ist bloß gescheh'n

Schaum auf der Ostsee - keiner weiß warum

Schaum auf der Ostsee - alle bleiben stumm

(Dritte Wahl)

Niemand wusste, ob jemand etwas wusste. Aber wäre das nach draußen gedrungen, hätte jeder es gewusst. Der Generalbundesanwalt zögerte deshalb nicht lange. Kaum war der Verdacht aufgekommen, dass Mitarbeiter des Bergamtes Stralsund Staatsgeheimnisse der Bundeswehr im Zusammenhang mit der Nord-Stream-2-Pipeline preisgegeben haben könnten, zog die höchste deutsche Ermittlungsinstanz die Sache auf ihren Tisch. Das Staatswohl stand auf dem Spiel. Und dort steht es immer noch. 

Zwei Monate nach dem Beginn der Prüfung der Preisgabe von "geheimen Nord-Stream-Daten" gibt es nichts Neues, aber es ist alles beim Alten, auch was den eigentlichen Anlass der Affäre anbelangt: Seit Unbekannte ein Jahr und sechs Monate zuvor die beiden Gasleitungen auf dem Grund Der Ostsee sprengten, wird mit Hochdruck ermittelt. Und bisher ohne Ergebnis: Nachdem Schweden sein Ermittlungsverfahren Anfang Februar einstellte, führten Anfang März kurzzeitig Spuren in die Ukraine. 

Abzug der Medienarbeiter 

Seitdem ruht die See still. Auch die letzten investigativen Medienarbeiter haben sich zurückgezogen, dorthin, wo sich die Bundespolitik bereits seit 18 Monaten versammelt hat, an einen Ort, an dem der größte Terroranschlag auf die kritische deutsche Infrastruktur unter einem lauten Schweigen beerdigt wird. Selbst der Jahrestag der "Thematisierung der Sprengungen der Nord-Stream-Pipelines" bei einem Treffen des Bundeskanzlers mit dem US-Präsidenten verging wortlos, als lege es das politische Berlin darauf an, den längst widerlegten ehemaligen Enthüllungsjournalisten Seymour Hersh zu bestätigen, der steif und fest behauptet, Scholz sei an einer Aufklärung der Nord-Stream-Sprengung nicht interessiert. 

Ist er sicher nicht. Seit das "ZDFheute-Backgroundcheck-Team" Hinweise dafür vorgelegt hat, dass kein Feind, sondern ein Verbündeter die Leitungen lahmgelegt hat, wiegen die Indizien zu schwer, als dass sie sich mit Fingerzeigen auf die vielen, vielen anderen denkbaren Möglichkeiten ausräumen ließen. Rache der Natur, russischer Anschlag auf sich selbst - je weniger über die Alternativen zur ukrainischen Spur gesprochen wird, desto unwahrscheinlicher werden Fragen nach den Schlüssen, die gezogen werden müssten, wären es wirklich die Ukrainer gewesen. 

Besser nichts wissen

Je weniger gewusst wird, desto besser für alle. Je gründlicher der Generalbundesanwalt ermittelt, desto sicherer liegt das Ergebnis erst dann vor, wenn es niemanden mehr interessiert. Die Nord Stream-Affäre ist damit inzwischen vor allem ein Lehrbeispiel in gelungener Krisenkommunikation: Von Anfang war nur ein einziger Verdacht für die öffentliche Diskussion freigegeben. Nachdem Hersh seine unbelegten Thesen verbreitete, ging es wochenlang weniger darum, wer es war, als darum, wer ganz bestimmt nicht. Heute der Auftritt der "Pipeline-Helden" (Taz) zur Spitzenmeldung des Versicherungsboten geschrumpft. 

Der Terroranschlag, der einen Schaden von etwa 7,4 Milliarden Euro anrichtete und die Deutschen weitere 20 bis 40 Milliarden Euro für Ersatzbeschaffungen kostete, ist noch schneller von der Tagesordnung verschwunden als der Krieg in Syrien und die Pandemie. Das neue Normal ist ein Land, das erfolgreich verdrängt, was ihm Schwierigkeiten machen könnte. Vor einem Jahr gab es die letzten Neuigkeiten zum Stand des Verfahrens. Spätere Nachfragen im Bundestag erbrachten keinen Erkenntnisgewinn. Seit einem Monaten werden dort nun auch keine Fragen mehr gestellt.



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