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Der Speicher-Revolutionär: Vater der Zukunft

Jens Urban, der aus Schrott einen Super-Akku machte, in seinem Labor.
 

Schon als ganz kleiner Junge konnte Jens Urban nicht anders. "Ich habe schon immer gern mit Elektronik gespielt", Sagt der Mann, dem es vor einige Jahren gelungen war, ein von Spezialisten des US-Geheimdienstes NSA erdachtes Modell eines Perpetuum Mobile zur Serienreife weiterzuentwickeln. 

Der Durchbruch aber blieb ihm verwehrt, obwohl Urban sicher gewesen war, dass seine Briefe ins Kanzleramt und an den damaligen Wirtschaftsminister Aufmerksamkeit erregen müssten. "Wir hatten die Lösung unserer Stromprobleme in der Hand", betont er heute noch.

Rückschläge bremsen ihn nicht

Abgehalten vom Weitermachen aber hat ihn der Rückschlag nicht. Schon als Kind habe ich aus alten Radios und Fernsehern neue Geräte gebaut, die ich an meine Freunde verkauft habe", sagt er stolz. Ein nettes Zubrot, dass es ihm erlaubte, als Jugendlicher an einem Commodore 64 Computerspiele zu programmieren. 

Der Anfang einer Erfinderkarriere, die sich nun zu vollenden scheint: Als Erwachsener, nun schon im reifen Alter, hat Jens Urban einen elektronischen Großspeicher entwickelt, der nur aus handelsüblichen Haushaltsbatterien, Playstation-Chips und Klingeldraht besteht.

Klingt unmöglich, doch wie Urban sagt "ist das auch nicht viel unmöglicher als die Umstellung der gesamten energieintensiven Industrie auf grünen Wasserstoff." Als ihm das klargeworden sei, habe er nicht anders gekonnt: "Ein Speicher, der die überschüssige Energie aus Wind- und Sonnenkraftwerken aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben kann, das ist doch der Stein der Waisen der Energiewende." 

Zumindest wäre es der Speicher, der die große deutsche Transformation revolutionieren könnte. Wenn er denn funktioniert, denn die ersten zur Begutachtung geladenen Experten hatten Zweifel. Die sind Jens Urban fremd. "Ich habe selbst schon Strom aus dem Batteriecluster gezogen", bestätigt er. Nur die Welt, die ist noch nicht so weit.

Entscheidender Weichensteller

Seit er vor vielen Jahren seine Arbeit als Elektriker verlor, tüftelt der Dessauer in seiner kleinen Werkstatt immer wieder an solchen entscheidenden Weichenstellungen. Er hat sich alles selbst beigebracht, aus Büchern, Zeitschriften und dem Internet. 

Er hat sich alles selbst besorgt, aus dem Baumarkt, dem Elektroschrott und vom Flohmarkt. Und er am Ende alles selbst gebaut, aus Holz, Metall und Plastikabfall. "Finanziert mit meinem Bürgergeld, dem bisschen Ersparten und dem Ertrag regelmäßiger Pirschgänge nach Pfandflaschen." 

Jens Urban hat sich nicht beirren lassen von den Zweiflern, den Spöttern und den Behörden. Beim Bundesamt für Energieeffizienz (BfE) haben sie ihn nicht ernst genommen. Oder zu ernst, so ganz klar ist das bis heute nicht. "Ich wurde bedroht", so hat es Urban erlebt, "ich solle mich rausscheren und  nie mehr wiederkommen, sonst würde die Polizei geholt", schildert er seinen letzten Besuch in der BfE-Zentrale.

Energiebehörde lehnt ab

Jens Urban war enttäuscht und er sagt noch mal, was der Sachbearbeiter von der obersten Bundesenergie-Behörde ihm entgegnete: "Das sei doch alles Quatsch!, sagte er, Haushaltsbatterien seien kein Speichermedium, das für Großanwendungen taugt!" 

Doch Urbans Akkus, mit Spezialband zu riesigen Clustern geklebt, besteht trotzdem aus simplen Zink-Kohle-Zellen, er hat eine smarte Bedarfsschaltung aus alten Playstation-Chips und sechsfach verdrillter Klingeldraht leitet die Energie zum Abnehmer. 

"Erstaunlicherweise ist das Prinzip hierzulande durch das Energiegesetz verboten." Urban, von Hause aus Elektriker und Energiewende-Befürworter, schaut trotzig. So ist das in Deutschland, wenn mal jemand mit neuen Ideen kommt, sagt er. 

Interesse in Venezuela

Abhalten will er sich nicht lassen. In der Schweiz gebe es Interesse, auch in Peru und Venezuela und sogar in Simbabwe, das über eine eigene rege Energieerfinderszene verfügt.. Einerseits sei die Herstellung der Energiespeicher, die er "Urbatterien" getauft hat, sehr kostengünstig. "Es gibt 40 Millionen Tonnen Elektroschrott auf der Welt”, rechnet der 54-Jährige vor, "da wäre es doch schade, wenn man das nicht nutzt." 

Statt sich wenigstens mal die Fotos anzuschauen, die er von seinem Prototypen gemacht hat: Eine Art Schrank aus bunten Kästen ist darauf zu sehen. "Das Herz des Speichers", erklärt Urban. 

Die runden Punkte sind die einzelnen Batterien, das Wirrwarr aus Drähten drumherum  stellt die selbstentwickelte Schaltung dar. In diesem Akku, hat Urban am heimischen Taschenrechner grob überschlagen, würde eine Ladung Energie 24 Stunden halten. 

Vater der Elektroschrott-Revolution

Seit er seinen ersten Prototypen fertiggestellt hat, zieht der Dessauer nimmermüd über die Erfindermessen, Innovationskongresse und von Ministerium zu Ministerium und preist seinen Strom aus dem Schrott an. "Die Energie geht ja dann hier lang", zeigt er erklärend mit dem Finger auf die Fotos, "und dann hier rein und da raus." Der Laie versteht wenig, auch der Vater der Elektroschrott-Revolution ist sich nicht bei allen Details sicher, wie genau er den Durchbruch geschafft hat. 

Aber nun komme jedenfalls Strom raus. Punkt. Und später seien die Batterien leer, zack. Chemisches Gesetz, sagt Jens Urban stolz und zitiert Volta: Umwandlung von chemischer in elektrische Energie! Der Erfinder nickt jetzt zufrieden. 

Erster Streich gleich ein Roboter

Die Abwärme, die die Batterien abgeben, sei selbst im großindustriellen Maßstab "kein Problem": "Das sind doch nur 40 Grad oder so." Spiele keine Rolle für Erderwärmung, obwohl die auf 1,5 Grad begrenzt worden sei, das sagt ihm seine Erfahrung als Erfinder, der vieles, was andere sich mühsam erarbeiten müssen, einfach spürt, wie er sagt. "Als ich meine erste Erfindung machte, damals, in der 8. Klasse beim Unterricht in der Elektrotechnik, habe ich nicht geahnt, dass ich das Basteln im Blut habe." 

Aber der kleine Roboter, den er aus Lego, Motoren und Sensoren zusammengebaut hatte, funktionierte. Und er brachte seinem 13-jährigen geistigen Vater schnelle 50 Mark Prämie von seinem stolzen Vater. 

 "Heute ist es entschieden schwerer, gute Ideen umzusetzen und Geld damit zu verdienen", klagt Urban über ein "gewisses Innovationsfeindliches Klima in Deutschland." 60.000 Euro koste ein Euro-Patent, "und selbst wenn man die ausgibt, hat man noch niemanden, der einem den Bau bezahlt." 

Erfinder des leichten Schwerkraftgenerators

Auch deshalb sind die besten Stücke des Daniel Düsentriebs bis heute allesamt geheime Verschlusssache, abgespeichert nur in "meiner großen Festplatte hier oben" wie er mit einem Tippen an die breite Stirn sagt. Dinge stapeln sich da, die zum Beispiel "Osmose-Gegendruckpumpe" heißen oder "Elektrostatik-Antrieb mit leichtem Schwerkraftgenerator" und über die ihr Schöpfer aus Gründen der Geheimhaltung nicht allzuviele Details verrät. 

Aber Fantasie ist das nicht: Mitten im Labor steht eine Modulsolaranlage, die entsalzt, kühlt, heizt und Strom erzeugt, daneben ein Oxisationsfeld-Motor, umgeben von mehreren Modelle von Wind-zu-Wind-Generatoren und einem Phasen-Kompressor zur Herstellung ökologisch einwandfreier Braunkohle.

Jedes für sich, sagt das überzeugte Greenpeace-Mitglied Urban, würde die Welt zu einem besseren Ort machen. Nur hätten die Großkonzerne eben einfach kein Interesse. Warum eigentlich nicht? "Na, schon allein, weil ein Außenseiter wie ich die mit jeder guten Idee blamiert." Dort die riesigen Laboratorien mit ihren Milliarden und Heeren von Weißkittelinnovatoren. Hier der Einzelkämpfer in der ockerfarbenen Windjacke, den eine Fernsehdoku über Annalena Baerbock dazu inspirierte, seinen  Super-Akku zu bauen. "Sie sprach da so überzeugend von grüner Physik und speichernden Netzen, dass ich einfach dachte, Jens, da machst du dich jetzt m al ran."



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