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Traditionelle Silvesteraufstände: Eine Friedensmission für Berlin

Übergriffe auf Polizisten, Sanitäter und Feuerwehrleute Gelten Seit Alters her nicht nur in Sachsen, Thüringen und Bayern als Glücksbringer bei Heranwachsenden.


Eine Angst geht um in Berlin, eine Angst vor dem Jahresende. Immer genau, wenn es beinahe geschafft ist, kommen sie aus ihren Höhlen und unbezahlbaren Mietshäusern, Partypeople und andere Angehörige der Partyszene, junge Männer und junge Feiernde, viele, viele Einzelfälle, wegen des noch verbotenen Böllerverbotes bewaffnet mit Böllern und Raketen. Die "jungen Männer", in der deutschen Gerontokratie wegen der alternden Gesellschaft eigentlich ausgestorben geglaubt, wurden zur Silvesterfeier  2015/2016 zum ersten Mal in Köln beobachtet. Seitdem hat sich die Spontanbildung nach Osten weiterbewegt. 2017 bereits ein vielbeachtetes Medienphänomen nach getaner Arbeit, sind die Antänzer, Trinker und Erlebnissuchenden inzwischen bereits vor dem großen Rutsch ein großes Thema.

Größte Friedensmission seit Jahren

Berlin plant den größten Polizeieinsatz seit Jahrzehnten. Aufklärungsfilme bitten um Mitgefühl mit der Feuerwehr und appellieren an Angehörige "tobender Mengen" (DPA), beim gezielten Abschießen von Raketen Rücksicht zu nehmen auf Sanitätsfahrzeuge, Notärzte und zufällig anwesende Schaulustige. Im Fokus stehen besonders "entsprechende Stadtteile", in denen "Randalierer" und "Krawallmacher" (SZ) zu Hause sind, darunter häufig "Clubgänger", "vermummte Menschen", "Nicht-Deutsche" und "feiernde Personen", wie die Polizei nach den sommerlichen Corona-Feiern in Stuttgart im Jahr 2020 analysiert hatte. 

Seitdem ist Krieg ausgebrochen und die deutsche Hauptstadt gehört zu einem der am schlimmsten betroffenen Gebiete. Hier ist es trotz Bundeshitzeschutzplan weitaus wärmer geworden als anderswo, hier sind die Proteste dagegen, dass die Juden sich nicht wieder ohne Widerstand abschlachten lassen, viel emotionaler als in Karachi, Kabul oder Bekasi. Im Berliner Partymenschen brodelt es, das liege am Nahost-Konflikt, sagt Polizeipräsidentin Barbara Slowik. Das Geschehen im Gaza-Streifen mache die Einsatzlage "deutlich anspruchsvoller und komplexer". 

Das übliche heftige Feuerwerk

Schon zu Silvester im vergangenen Jahr, weit vor dem in Deutschland vielbeachteten israelischen Angriff auf ein Pferd, hatte es "in einigen Vierteln Berlins und anderen Großstädten" neben dem seit Menschengedenken deutschlandweit "üblichen heftigen Feuerwerk" auch die traditionellen Böllerwürfe und Angriffe auf Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter gegeben.

Die gelten seit alters her nicht nur in Sachsen, Thüringen und Bayern als Glücksbringer bei Heranwachsenden: Der "Spiegel" schilderte den Brauch bereits vor 2005 in sieben teils längeren Reportagen aus Basdorf, Kenia und Bitterfeld, die überwiegend von anderen Themen handelten. Seit die Behörden mit sogenannten "Böllerverbotszonen" strikt gegenhalten, explodiert das Genre der "Bambule" (Spiegel): Knapp 100 mal musste in den Jahren seitdem Klage geführt werden über "die Konflikte dieser Welt", die "sich auch auf unseren Straßen und Schulhöfen ab", wie Berlins gescheiterte Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey klagt.

Sich entladende Spannungen

Fast 40 Prozent der erschütternden Berichte über sich entladende Spannungen, Anklagen nach Krawallen und die ewigen "Schaufensterreden der Politik" (Spiegel) entstammen dem Jahr 2023, das damit den Höhepunkt einer Entwicklung markiert, die allen Analysen zufolge von nirgendwoher kommt, von niemandem, der klar bezeichnet werden kann, betrieben wird, und nun eine Friedensmission erfordert, an der viermal mehr Einsatzkräfte teilnehmen als an der am Widefstand der Einheimischen so malerisch gescheiterten "Minusma"-Mission in Mali.

2.000 bis 2.500 Berliner Polizisten und zusätzliche Kräfte aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und von der Bundespolizei werden für Ruhe und Ordnung sorgen, weitere 1.000 Beamte sind in 220 Streifenwagen unterwegs und auf den Wachen in Habacht. S- und Fernbahnhöfe werden von 500 Bundesbeamten geschützt, die wegen der "Emotionalisierung durch den Konflikt im Nahen Osten" (Barbara Slowik) als ausgesprochen sensible Zonen für den interkulturellen Austausch gelten. 

Mit Erfolg, wie das frühere Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" vorab berichtet: Das nach den Ausschreitungen des vergangenen Jahres vom Senat aufgelegte Erziehungsprogramm "Freunde sind Helfer" habe Wirkung gezeigt, selbst im ehemaligen Problembezirk Neukölln seien die Silvesterkrawalle erstmals "vollkommen friedlich" verlaufen und das stadtweite Böllerverbot ausnahmslos eingehalten worden.



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