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Katarina Barley: Wahlkampf mit Sowjetstern

Passt wie angegossen: Der Stern in Katarina Barleys Kandidatenkampagne zur EU-Wahl wurde nach dem bekannten historischen Vorbild des Sowjetsterns entworfen. Unklar ist noch, was die SPD den Wählen damit sagen will.


Ein Stern musste rein, wenigstens ein Stern muss doch noch sein. Früher, als die SPD noch als "Europa-Partei" auftrat, gab es zwar deutlich mehr davon, sechs bis zehn  waren die Regel. Doch als Katarina Barley in dieser Woche gemeinsam mit der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken das Rätsel um die sozialdemokratische Spitzenkandidatur zur EU-Wahl im kommenden Jahr löste, zeigten die ersten Plakatmotive, dass die SPD Schlüsse gezogen hat aus der gewachsenen Unzufriedenheit vieler Bürgerinnen und Bürger mit dem bürokratischen Monstrum in Brüssel.  

Weg mit den gelben Sternen

Weg mit dem ewigen EU-Blau. Weg mit den gelben Sternen. Der kämpferische Slogan "Katarina Barley für Europa" kommt auf klassischem SPD-Rot daher. Als kleine Reminiszenz an die Tage, als sich noch mit Pulse of Europe und den Europa-Sternen werben ließ, ist nur ein einziger ☆ geblieben, der das O in "Europa" zackig ersetzt.

Ältere Ostdeutsche erkannten den Sowjetstern sofort.
Ein Hingucker, der bei genauerer Betrachtung allerdings viel mehr ist als ein beliebiger Stern, den die von der SPD verpflichtete Werbeagentur als optische Auflockerung in das Wort "Europa" gestreut haben, das so viele Menschen schon neun Monate vor der großen Wahl nicht mehr hören können und nicht mehr lesen wollen. Dieser Stern Ist anders, er ist kein EU-Stern, wie ihn der "Leitfaden Anwendungshinweise EU-Logo" beschreibt, er verzichtet nicht nur auf die amtlichen Farben Pantone Reflex Blue für die Rechteckfläche und Pantone Yellow für den Stern und die kreisförmige Anordnung, die für die Werte Einheit, Solidarität und Harmonie zwischen den Völkern Europas steht, wie sie in einer Verwaltungsvereinbarung mit dem Europarat festgeschrieben ist.

Eine ungewöhnliche Form

Nein, die SPD setzt auf eine andere Art von Stern, der viel weiter zurück in der Geschichte  gefunden wurde als die gewöhnlichen EU-Sterne, die seit 1955 in der derzeitigen Form Verwendung finden. Katarina Barleys Stern gibt sich durch seine ungewöhnliche Form zu erkennen: Die Seitenflächen der der Spitzen sind nicht gerade wie bei den üblichen EU-Sternen. Sondern sie scheinen leicht gebogen und gewölbt, als drücke eine große Kraft die Mitte des Sterns nach vorn.

Kein Zweifel, er ist es.

Älteren, vor allem in Ostdeutschland, kommt dieses spezielle Design zweifellos bekannt vor. Über Jahrzehnte hinweg gehörte es in den Ländern des Ostblocks zur alltäglichen Szenerie: Wo immer Soldaten der sowjetischen Besatzungsarmee auftauchten, trugen sie den nach vorn gebogenen sogenannten
Krasnaja Swesda am Käppi. Der Stern war rot, in seiner Mitte kündeten Hammer und Sichel eingebettet in die mathematische Form eines Pentagramms vom unaufhaltsamen Sieg der klassenlosen Gesellschaft.

Mit dem Sowjetstern in den Wahlkampf

Ausgerechnet diese ein wenig dreidimensional anmutende sowjetische Version des Sterns hat sich Katarina Barley ausgesucht, um damit in den Wahlkampf zu ziehen. Ein Statement, aber wofür? Möglicherweise ahnt die 54-Jährige nicht, welches Kuckucksei ihr die Designer ihrer EU-Wahl-Kampagne ins Nest gelegt haben. Möglicherweise aber war es auch der ausdrückliche Wunsch der Vizepräsidenten des EU-Parlaments, die in Russland bis heute hochverehrte bolschewistische Sternform zu nutzen: Ein Mustervergleich des von der Sowjetarmee an den Pilotka der Soldaten genutzten Stern-Abzeichens mit der weißen Freifläche der Barley-Plakate zeigt jedenfalls, dass die Form kein Zufall sein kann.

Das passt, da wackelt nichts oder hat Luft. Dieser Stern ist Absicht. Dieser Stern soll genau dieser sein, denn dass in der traditionsreichen deutschen Sozialdemokratie niemand genug historisches Wissen hat, um den Verweis auf den traditionsreichen Sowjetstern zu entdecken, ist trotz der nachgewachsenen Generation der in der Assiette aufgezogenen Parteiarbeiter kaum vorstellbar. Viele der Jungfunktionäre haben sich schon glühende Sozialisten zu erkennen gegeben. Auch die Parteivorsitzende hat immer wieder für einen neuen Anlauf hin zu einem diesmal aber wirklich richtig demokratischen Sozialismus plädiert. Dass ein übereifriger oder kenntnisfreier Gestalter diesen speziellen Stern unentdeckt in die Barlays Kandidatenpräsentation geschmuggelt haben könnte, scheint vor diesem Hintergrund ausgeschlossen.

Kollektivismus und Bevormundung

Nein, der nur wenig aufwendig getarnte Sowjetstern in Barleys Kampagne ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Botschaft, die nur die Älteren im Osten ohne Dolmetscherin lesen können. Barley signalisiert den Wählerinnen und Wählern daheim unverhohlen, welchen Politikansatz sie verfolgt. Gegen rechts will sie kämpfen und verhindern, dass die Bürgerinnen und Bürger in anderen EU-Staaten Politiker nach Brüssel schicken, die "weniger progressiv" (Barley) eingestellt sind als sie. „Es ist nur noch das europäische Parlament, das ein Korrektiv sein kann gegen Rechtspopulismus für ein Europa, das stark ist in der Welt und die Menschen in den Mittelpunkt stellt“, sagt sie. 

Dazu will die als Nachfolgerin von SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi gescheiterte Ex-SPD-Generalsekretärin "institutionelle Reformen" in der Gemeinschaft durchführen, unter denen sich kein Wähler etwas vorstellen kann, die aber den Progressiven die Möglichkeit geben sollen, künftig über die Köpfe von Minderheiten etwa in verhassten Staaten wie Ungarn und Polen hinweg zu entscheiden. Und schließlich soll das Ganze am besten so "emotional" rüberkommen, dass doch noch der eine oder andere darauf hereinfällt.



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