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Hetze, Hass und Hohn: Wer nicht tot ist, simuliert

So viel Anstand muss sein unter Kollegen in der politischen Arena: Bodo Ramelow sagt nichts. Er fragt nur. Er behauptet nichts. Er verbreitet bloß, was andere sagen.

Der Vorfall ist rätselhaft. Ein Mysterium. War es ein Überfall? Eine Giftattacke? Ein Bienenstich oder ein Übelkeitsanfall aufgrund der eigenen tiefsitzenden Ressentiments und entsetzlichen Charakterschwächen? Noch weiß niemand etwas Genaues über die Attacke mit der "Pinnwandnadel" (FR). Außer Bodo Ramelow, der in Erfurt sitzt und wieselflink eine Ferndiagnose stellt. So schlimm  wird es schon nicht gewesen sein. Was die nur gleich wieder haben. 

Fotomontage eine Gebäckstücks

"Opferrolle!" heißt es auf Ramelows Fotomontage eines Gebäckstücks, das demonstrativ im neuen CDU-Ton "Cadenabbia" gefärbt ist, der für "Vitalität, Zuversicht und Freiheit" (Carsten Linnemann) steht. Zwei Fliegen. Eine Klappe. Mag der Chrupalla auch irgendwas haben. So lange er nicht tot ist, simuliert er doch nur.

Der Kampf gegen rechts, er duldet keine Halbheiten. Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft, und sei es, dass sie gerade im Krankenbett liegen. Bodo Ramelow, aus dem Westen in den Osten gekommen, wo er sich mit anderen Exilanten zuweilen rüde schlägt, aber zuweilen auch gut verträgt, weiß, dass die Zeiten vorüber sind, in denen politische Grundsatzschlachten mit gegenseitigem Respekt, Rücksicht vor dem Privatleben des Gegners und in Glacéhandschuhen ausgetragen wurden. 

Üble rechte Mitleidstour

Wer heute nicht Hetze, Hass und Hohn über dem politischen Konkurrenten ausschüttet, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden: Alles, was nicht im eigenen Lager und treu zur Sache steht, hat allenfalls Verachtung verdient, Entmenschlichung und die Unterstellung, selbst möglicherweise echtes Leid nur zu nutzen, um auf die Mitleidstour noch mehr Wählerinnen und Wähler widerrechtlich zu einem "Kreuz mit Haken" (Sebastian Krumbiegel) zu zwingen. 

Wie anders war das doch, als Ramelow selbst schwere Tage hatte, nachdem ihm tausende Menschenfeinde, Zweifler am Sozialismus und automatisierte Bots wegen eines Fotos, auf dem er mutig mit einer Regenbogen-Flagge posierte, Tausende Hass-Kommentare zuschickten. Nicht die Opferrolle war es, in die Thüringens Ministerpräsident anschließend schlüpfte wie in ein Lieblingshemd. Sondern die Rolle des Warners vor dem Schoß, der fruchtbar noch ist, so lange sich jemand findet, der Mitgefühl mit Nazis entwickelt, nur weil sie vielleicht gerade ein bisschen auf zur Beobachtung der Intensivstation liegen.

Bodo, der Bot

Kein Grund, sie anders zu behandeln als der "Nazi-Dreck" (Hassmaschine), der sie sind. Der klassische Tiervergleich, er ist zuletzt ein wenig aus der Mode gekommen. Aber das bedeutet nicht, dass sich nun jeder Ministerpräsident eines jeden Bundeslandes benehmen muss als sei er nicht innerlich zerfressen von Abscheu und Verachtung für Andersdenkende, Andersglaubende und Andersüberzeugte, während er äußerlich klammheimliche Freude spürt über einen  "Vorfall" (FAZ), der in Russland vielleicht in Attentat mit tödlichem Gift wäre. Sich in Deutschland aber doch auf jeden Fall als dreistes Wahlkampfmanöver herausstellen wird. 

Wirklicher Anstand im politischen Wettbewerb ist nicht Eiapopeia, sondern frischgezapfte Verachtung, eiskalt genossen. Solch ein wirklich politischer Anstand unterscheidet zwischen wertem und unwertem Leben, zwischen anerkennenswerten Leid sympathischer Opfer aus der eigenen Baracke und verdientem Schmerz für schlechte Haltung. 

Ganz anders als ein Nazi-Bot, der die Regeln der deutschen Rechtschreibung womöglich auch beim politischen Käfig-Fight ohne Regeln beherzigen würde, damit ihn niemand für einen russischen Einflussagenten hält, geht Ramelow mit offener Deckung ins Gefecht, geschützt allein durch die Methode Musk: Er sagt nichts. Er fragt ja nur. Er behauptet nichts. Er verbreitet bloß, was andere sagen. 



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