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Damenwahl: Dampfertour ohne trans Menschen

Demonstrativ spricht Nancy Faeser gern von "allen Menschen". An Bord ihres Wahlkampf-Dampfers aber möchte sie Nur Frauen lassen, keine trans Personen.

Wenn einem die Felle davonschwimmen, dann heißt es Leinen lohos! und raus aufs Wasser, um zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Auch die hessische Wahlkämpferin Nancy Faeser weiß, Dass es da kein Vertun gehen kann:; Wer Schiffbruch erleiden will, braucht wenigstens ein Boot. Wer sich dem Untergang geweiht hat, der sticht am besten nur mit seinesgleichen in See, damit das Narrenschiff (Der Spiegel) nicht zu tief im Wasser liegt.  

Reise ohne Wiederkehr

Für Nancy Faesers Wahlkampf-Ausflug auf dem Main, geplant als Frauenrunde den drei Ministerpräsidentinnen Malu Dreyer (Rheinland-Pfalz), Anke Rehlinger (Saarland) und Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern) hat der hessische Landesverband der deutschen Sozialdemokratie deshalb auch klare Regeln vorgegeben: Weil nur Frauen zur Reise ohne Wiederkehr nach Wiesbaden geladen sind, sollen auch keine Männer an Bord dürfen, um die üblichen entlarvenden kritischen Reportagen über die finale Runde im erfolglosen Landtagswahlkampf der SPD zu schreiben.

Ein echter Faeser. Die 53-jährige Lokalpolitikerin, die zwar schon seit 2009 der Arbeitsgruppe "Innen" des SPD-Parteivorstands angehört, der an neuen Sprachvorschriften für den Parteiapparat arbeitet, arbeitet erst seit zwei Jahren auf der Bundesebene, hat aber überall schon deutliche Spuren hinterlassen. Auf ihr Konto gehen mehrere verbotene Nazi-Organisationen, die Wiedereinführung von Grenzkontrollen trotz aller Mahnungen der EU zu einer Rückkehr zum geltenden Recht und die erschütternden Bilder aus Kiew, die vielen Deutschen zeigten, dass Krieg nicht immer nur gedrückte Stimmung und Angst vor völkerrechtswidrigen Angriffen sein muss.

"Unkonventionelle Regeln"

Die "unkonventionellen Regeln" (Focus) für die Pressekonferenz nach der großen Main-Kreuzfahrt sorgte dennoch für Empörung. Die männlich dominierte hessische Landespressekonferenz (LPK) verkündete, dass es sich um einen "Anschlag auf die Freiheit der Presse" handele. Über eine Veranstaltung für "Ladys only" klagt der Mediendienst Turi, als "Wunsch" bezeichnet das teilstaatliche Portal T-Online die Aufforderung, dass "mit Blick auf die ausschließlich weiblichen Gäste der Schifffahrt" auch die "Presseplätze mit Frauen besetzt" werden sollten. 

Eine verständlich Aufregung, die jedoch zugleich viel über die immer noch fest betonierten Empörungsschienen erzählt, auf  denen Skandale und Skandälchen in Deutschland ins Freie gefahren werden. Hier sind es nun wieder ausgerechnet die ohnehin privilegierten zumeist weißen, männlichen Journalisten, an deren Anwesenheit an Bord der Fortbestand der Pressefreiheit festgemacht wird. Zwar vermeiden es überregionale Medien wie die Tagesschau, ZDF heute, Süddeutsche Zeitung, der "Spiegel" und die "Zeit" mit Rücksicht auf die ohnehin prekären Umfragewerte der Noch-Ministerin, in die Klage über handverlesene Berichterstatter einzustimmen. 

Kein Wort über trans Personen

Doch auch bei den Medienhäusern, die sich für einen Fortbestand der Unabhängigkeit von Redaktionen bei der Entscheidung über die personelle Besetzung von Themengebieten und Terminen ohne Berücksichtigung von Alter, Hautfarbe oder Geschlecht stark machen, findet sich kein Wort des Bedauerns darüber, dass die SPD faktisch nicht nur Männer auszuschließen versucht, sondern auch trans Personen. Die unverhohlen als "Bitte" verbrämte Aufforderung, nur Frauen zu entsenden, schließt Angehörige von wenigstens einem Dutzend bis hin zu 69 Geschlechtern kategorisch aus. Ausgerechnet die ehemals progressive SPD fällt hier zurück in das duale Schema eines Biologismus, nach dem es durch unterschiedliche Chromosomenpaare definierte Geschlechter gibt und darüberhinaus nur Vorstellungen, die im gesellschaftlichen Disput nicht ernstgenommen werden müssen.

Erschreckend ist nicht nur dieser Rückfall ins längst vergangenen Zeiten, sondern auch die mediale Reaktion. Dort, wo sich in der Regel ganze Redaktionen mit der Verteidigung des Geschlechts im sozial-kulturellen Kontext beschäftigen, herrscht nach dem unerklärlichen Angriff der hessischen Sozialdemokratie auf den gesellschaftlichen Konsens ein betäubtes Schweigen. Niemand nirgendwo, der das Recht von trans Reportern verteidigt, mit an Bord zu gehen. Keiner da, der Faesers Wahlkampfmanagern deutlich macht, dass eine Politikerin es nicht dabei belassen kann, gelegentlich eine "One Love"-Binde spazierenzuführen. Sondern dass sie den Inklusionsgedanken tagtäglich leben muss.



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