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Grüner Monsterglaube: Die Herrschaft über das Wetter

Monster, Unheil, Gebete: Im Umgang mit dem Klima zeigen sich vielfach jahrtausendealte Phänomene.

Sie sehen das Unheil kommen, sie haben Angst, sie fühlen sich hilflos, sie sehnen sich nach Erlösung. Um sie zu erreichen, knien nicht auf den Straßen, sie sitzen, sie nageln sich nicht ans Kreuz, Sondern kleben sich an den Asphalt. Es gilt, einen Gott gnädig zu stimmen, der jeden Abend, jeden Tag, jede Minute Botschaften auf allen Kanälen sendet. Es ist zu spät. Die Zeit läuft ab. Das Böse wird herrschen. Ein Monster ist hinter Euch! Dreht Euch um! Bekämpft es! Sonst wird es Euch zerstören!

Kinderkreuzzug gegen das Erwachsenwerden

Was vor Jahren als eine Art Kinderkreuzzug gegen die Einsicht begann, dass die Welt komplizierter ist als sie es aus dem Klassenzimmer eines Gymnasiums gesehen zu sein scheint, ist in nur vier Jahren zu einem neuen Glauben an höhere Wesen, die Macht von Beschwörungen und die Fähigkeit des Menschen geworden, mit Plänen, Zielen und Heilsversprechen unumschränkt über den Planeten herrschen zu können. Manches ist ausgetauscht worden. Die Prediger heute sind nicht mehr alte Männer mit weißem Bart, sondern junge Frauen, die Mikrophone halten ihnen nicht Mönche, sondern eilfertige Medienarbeiter, die eigentliche Organisation der neuen Kirche übernehmen Parteien und ihre Vorfeldvereine. Es gibt Hexen, die Leugner genannt Werden. Es gibt Agnostiker, die vorsichtshalber schweigen. Es zählen nicht mehr Mathematik, Physik und Chemie als Wissenschaften, sondern Gefühle.

Es geht um die Herrschaft über Das Wetter, eine langfristige Herrschaft, aus der sich die Macht über das Klima ergeben soll. Wie in den frühen menschlichen Zivilisationen sind es auch diesmal wieder vermeintlich besonders extreme Wetterereignisse, die höheren Mächten zugeschrieben werden. Flut, Sturm, Hitze, Dürre, Kälte, Blitze, alles gilt als nie dagewesen, nie so sehr, nie so viel, nie so schlimm. Warum, wieso, weshalb? Der Mensch hat sich versündigt. Gott, schon vor Zehntausenden von Jahren als Wettergottheit erfunden, zürnt ihm. 

Der Mensch als Beherrscher das Natur

Mit Recht. Die Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. Die aber besteht keineswegs in der frisch gewonnenen Überzeugung, dass der Mensch auf dem Weg zur immer umfassenderen Beherrschung der Natur, beim Versuch, sie sich untertan zu machen und sie nach seinen Bedürfnissen zu formen, falsch abgebogen ist. Nein, stattdessen wirkt das Fortschrittsnarrativ fort: Im Klimaglauben kommt der Weltuntergang, wenn der Mensch nicht die totale Macht über die Natur gewinnt, wenn es ihm nicht gelingt, das Wetter zu machen, die Hand an den Weltthermostaten zu bekommen und sich aufzuschwingen zum Klimatechniker des Planeten.

Er kann das nicht in seiner Masse, zu viele Hexen, zu viele Teufel, zu viele bequeme Bürger, die einfach nur ihre Ruhe haben wollen. In vielen Weltgegenden sind die Menschen auch noch zu arm, zu ungebildet, zu verführt von kapitalistischen Wohlstandsversprechen und Konsumismus, als dass der Klimagott erwarten würde, sie könnten an ihn glauben. Nein, das muss hier geschehen, das müssen die Klugen, von überflüssigem Wohlstand fast Erstickten tun. Menschen aus Großstädten, die sie hassen. Menschen aus kalten Ländern, die wegen der Wärme gern in den Süden fliegen, Gegenbesuche der Wärme daheim aber fürchten wie der globale Atomtod eine deutsche Fukushima-Doku.

Lärmende Apokalyptik

Die lärmende Apokalyptik, die alle Sender füllt bis in die Werbeblöcke, dient so ein weiteres Mal zur Vorbereitung einer Verantwortungsübertragung: Wenn alles untergeht, das hat noch jede religiöse Schule behauptet, dann müssen die Eingeweihten, die festen Wissens sind, das Heft des Handeln in die Hand nehmen und führen wie Moses, durch die Wüste, ins gelobte Klimaland. Der Moses unserer Tage ist der wohlmeinende Staat, der lenkt, leitet, fördert und straft. Er weiß. Er ersetzt Gott als das Maß aller Dinge. Er macht, wenn alles am Ende doch gut geht, auch das Wetter. Und rettet damit nicht nur das Klima, sondern die ganze Spezies Mensch.

Rettung durch Opfer und Gebete

Dass es vielmehr Einflüsse und vielleicht sogar andere Ursachen für Klimaveränderungen geben könnte, diesen Gedanken lässt der von Schule und Elternhäusern ausgebildete Narzissmus der Generation Greta nicht mehr zu. Gefragt ist, was den Glauben stärkt: "Klimamodelle", die das Bedürfnis nach einfachen Wahrheiten bestätigen, nach denen es immer heißer wird. Die Erwartung der bevorstehenden Endzeit, die schon festgeschrieben ist und nur verhindert werden kann, wenn Opfer gebracht werden, je später, desto größer. 

Als Aberglaube, der sich zumaßt, für den Schutz eines eingebildeten Wesens namens "Mutter Erde" einzutreten, hat sich die Klimakirche junge Frauen und unschuldige Kinder als Symbole gewählt, die schon im Äußeren beim Ideal von Leben, Zukunft, Reinheit, Fruchtbarkeit und Jugend entsprechen. Ihnen gehöre alles, was noch kommen werde, argumentieren sie. Denen, die dann nicht mehr da seien, gehöre entsprechend bereits heute nichts. Das habe Gaia, die verlange, dass dem Klimagott geopfert werde, damit er gnädig eine letzte Chance gebe, so bestimmt.

Ein religiöses Phänomen

Kein Zweifel, der Klimaglaube, der sich auf eine Wissenschaft beruft, die von Gläubigen betrieben wird, hat Züge eines religiösen Phänomen. Es finden sich Erweckte und Berufene, Wissende und Lichtgestalten, zu denen auch die Menge der Skeptischen und Zweifelnden aufschauen kann. Bei großen Kirchentreffen der Auserwählten, die medial wie tagelange Papstmessen im Beisein von Buddha und Mohammed gefeiert werden, werden Gebets- und Liedersammlung zur Anrufung der höheren Mächte auf den neuesten Stand gebracht, die Psalmen erhalten aktuelle Verse, neue Lob-, Dank- und Vertrauensgesänge, aber auch Klage- und Bittgebete werden in den Kanon des Grünen Glaubens aufgenommen.

Im beständigen Scheitern und der dauernden Verschiebung der fest verabredeten Untergänge findet der wahre Gläubige keinen Grund, an der Gesamtverheißung zu zweifeln. Sein religiöses Erleben vollzieht sich nicht auf der Ebene von Fakten, sondern tief im Gefühl, es kommt ihm nicht auf das Ende an, sondern darauf, danach sagen zu können, er habe ja alles getan, es verhindern zu wollen.



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