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Alten-Diskriminierung: Mehr Vielfalt für den Regenbogen

Maik Sahmer präsentiert die diskriminierende Regenbogenfahne, die für das Grau der marginalisierten Alten und Älteren bis heute demonstrativ keinen Platz hat.

Deutschland wird bunter, Deutschland wird immer älter und vielfaltiger, doch gerade in diesem großen Prozess der wachsenden Toleranz stehen bestimmt Gruppen von Menschen außerhalb der großen Transition. Statt ihre Veränderungsbemühungen zu wertschätzen und ihren Einsatz für ein Überleben der Menschheit zumindest im Rahmen ihrer damals noch beschränkten Möglichkeiten anzuerkennen, fällt diese letzte Generation der Kriegskinderkinder in den meisten Diskussionen nurmehr als Störfaktor auf. Obwohl die EU mit ihrem Programm "Fit for 55" ausdrücklich ein Angebot an Ältere formuliert hat, weiter fester Bestandteil der europäischen Zukunftskoalition zu sein, die über alle Altersklassen reicht, gilt in vielen gesellschaftlichen Bereichen die Grundregel, dass alle über 55 besser nicht mehr in der Lage sein sollten, weiterhin Schaden anzurichten.

Sozialverträglich Sterben

Vom sozialverträglichen Frühableben ist noch nicht wieder die Rede, doch Maik Sahmer sieht die Gesellschaft im Moment nicht mehr weit weg von einer ersten Forderung, sich der Alten und Älteren zu entledigen. Sahmer, der als Frührentner begann, sich für seine Alterskohorte zivilgesellschaftliche zu engagieren, zählt die Vorwürfe auf, die seiner Generation gemacht würden. "Wir haben das Klima auf dem Gewissen, arbeiten zu kurz, leben zu lange und lassen die Jüngeren, die alles besser wissen, einfach nicht ans Ruder", fasst der aus Rietzneudorf-Staaken gebürtige Brandenburger zusammen. 

Dazu gesellten sich dann regelmäßige Kampagnen, die den noch lebenden Älteren und Alten an den wenigstens teilweise ja doch selbst ersparten Wohlstand gehen. "Man will uns die Führerscheine nehmen, man wirft uns vor, wie wir wohnen, und macht uns dafür verantwortlich, Dass die Nachgeborenen eine teures und ineffektives System an Kultureinrichtungen übernehmen und finanzieren müssen, das sie selbst gar nicht zu nutzen vorhaben."

Mehr Toleranz für wenige

Sahmer, inzwischen 72 Jahre alt, ist kaum verwundert darüber, dass die bundesweiten Bemühungen um mehr Toleranz gegenüber einzelnen gesellschaftlichen Gruppen direkt vor der sogenannten A-Kohorte Halt macht - das "A" oder auch "Ä" steht dabei für Alte beziehungsweise Ältere. "Es gibt derzeit in deutschen Städten und Gemeinden 11.286 Aktionsplan gegen LSBTIQ-Feindlichkeit und für die Akzeptanz von Vielfalt" rechnet er vor, "aber nicht ein einziger davon berücksichtigt unsere marginalisierte A+Ä-Gruppe."

Für die Altenaktivisten hat das System. "Wir arbeiten seit Monaten auf allen politischen Ebenen auf  einstimmige politische Beschlüsse der Stadte und Gemeinden, aber auch der Länder und des Bundes hin, uns endlich gleichberechtigt zu den anderen Randgruppen gemäß des LGBTQIA+-Alphabets anzuerkennen, werden allerdings eben überhaupt nicht wahrgenommen." Bezeichnend sei, dass vor vielen Rathäuser immer noch mehrmals jährlich die Regenbogenflagge gehisst werde, die das Grau, das die Altenbewegung seit der Gründung der gleichnamigen Partei  Ende der 80er Jahre zu ihrer Farbe gemacht hat, gezielt ausspart. "Für uns ist das ein deftiger Affront."

Fahnen ohne Grau


Maik Sahmer greift gezielt die Grünen, die SPD und die CDU als fortschrittliche politische Kräfte an, wenn er auf den "Month of Pride" verweist, in dem die LSBTIQ-Beflaggung überall per Verwaltungsanweisung erfolgte. "Ihre Aktionspläne gegen Schwulen-, Lesben- und Transfeindlichkeit erarbeiten viele Städte ohne einen konkreten Vorfall, dass es dagegen mehrfach täglich überall zu Überfällen auf Alte kommt, wird ignoriert."  Ausgespart würden dabei nicht nur tätliche Übergriffe auf Ältere, die wegen ihrer gepflegten Kleidung und ihrem häufig noch recht bestimmten Auftreten schnell für reiche Manager gehalten werden. Sondern auch die Vielzahl der über die Kommunikationsnetze verübten Gewaltverbrechen. "Beim Enkeltrick sind es immer Jüngere, die und Alten gezielt ans Ersparte wollen."

Um sich diskriminierungsfrei aufzustellen, müsse mehr geschehen, sagt der Altenfunktionär, der früher selbst im öffentlichen Dienst gearbeitet hat. Er erinnert an den nicht lange zurückliegenden Mord an einem einer 77-Jährigen,  der viele verunsichert habe, von der Politik aber beharrlich nicht als gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit anerkannt werde. "Es wird höchste Zeit, dass die Pride-Fahne einen grauen Streifen bekommt, damit sie auch ein Zeichen gegen die Altenfeindlichkeit setzen kann." Je früher das geschehe, desto länger könne sie hängen. "Wichtig ist, dass wir uns zur Vielfalt bekennen", sagt Maik Sahmer, "und noch wichtiger, dass diese Vielfalt wirklich auch vielfaltig ist." 

Ein Farbstreifen für die Altersdikriminierten

Eine Beschränkung des stolzen Zeigens der Zeichen der Benachteiligung auf Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans, inter, nicht-binäre und queere Menschen (LSBTIQ) durch das Hissen der Regenbogenfahne passe nicht mehr in die Zeit. "Die Alten und Älteren einzubeziehen, wäre ein Zeichen der Weltoffenheit und trüge zur Erhöhung der Sichtbarkeit der LSBTIQAÄ-Community bei", sit sich Sahmer sicher. Dass die anhaltende Diskriminierung von und die vielen Fälle von Gewalt gegen Ältere und Alte damit nicht sofort enden werde, sei in der Community allen klar.

Aber wir machen auf unser Leiden aufmerksam und zeigen, dass sich die Gesellschaft insgesamt aktiv gegen alle Formen von Diskriminierung einsetzt." Der nächste Schritt müsse dann ein Beauftragte:r, sein, der nicht nur für LSBTIQ-Personen, sondern auch für LSBTIQAÄ-Menschen ansprechbar sei. "Es muss analog zum Integrationsbeauftragten und zur Gleichstellungsbeauftragten helfen, uns als Gruppe sichtbar zu machen."

Die Älteren fordern ihren Teil vom Stolzmonat


Eine Arbeitsgrundlage bildet dabei ein Aktionsplan zur Förderung Der Akzeptanz Von Vielfaltigkeit, den die Altenaktivisten adäquat zu den gleichfalls betroffenen Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans, Inter und Queer-Menschen gleich welcher Nation und Herkunft entworfen haben. "Als kosmopolitische Menschen sind wir fester Bestandteil der Gesellschaft, aber bedauerlicherweise gehören aber Alten- und Älterenphobie nach wie vor auch zum gesellschaftlichen Alltag."

Maik Sahmer und seine Mitaktivisten fordern von den Kommunen die Erstellung von Aktionsplänen zur kultursensiblen Förderung der Akzeptanz von Vielfalt und zur Gleichbehandlung aller Menschen ein, unabhängig von kultureller Herkunft, Alter und geschlechtlicher und sexueller Identität. "Wir wollen doch nichts Ungehöriges", sagt er, "nur Chancengleichheit und Teilhabegerechtigkeit durch konkrete Maßnahmen in der realen Lebenswelt.“




 



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