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Nord Stream-Anschläge: War es doch der Blitz?

Ein Ermittler schaut neugierig auf die Ostsee: Niemand möchte Spekulationen befeuern, Dass die Nord-Stream-Anschläge Sabotage gewesen sein könnten. Foto: Die Anmerkung

Es war eine klare Ansage von Bundeskanzler Olaf Scholz, der gar kein Hehl aus seiner Ansicht machte, im Fall der Fälle sogar ganz rechtsstaatlich vorgehen zu wollen. "Da kann keiner auf Rücksicht hoffen", drohte Scholz in einem seiner "Sommergespräche", diesmal nicht vor verstockten Thüringern, sondern im Kreise handverlesener Bürgerinnen und Bürgern im mondänen Politikerwohnort Potsdam. Gemeint waren die sogenannten "Verursacher der Nord-Stream-Explosionen" (ZDF), die glücklicherweise bis heute nicht gefunden werden mussten, obwohl es Verdächtigte in großer Zahl und Auswahl gibt.  

Tun, was wir können

Das aber könne jeden Augenblick geschehen, zumindest vermittelte der Bundeskanzler diesen Eindruck: Der Generalbundesanwalt ermittele weiter in diesem Fall. Komme es zu einem Fahndungserfolg, so Scholz, komme dann auch ein Gerichtsprozess in Deutschland infrage. Fest steht aber jetzt schon: "Wir werden herausfinden, wer es war, soweit wir das können."

Wichtig ist das "wenn wir es können", denn was kann Deutschland schon noch? Industrie, Energie, Empathie sind es nicht. Selbst der früher so oft beschworene deutsche Gemeinschaftssinn hat einer "tiefen Spaltung der Gesellschaft" Platz machen müssen. Die einst weltweit beneidete enge Ballführung klappt nicht mehr, die Luftwaffe muss am Boden bleiben, die Außenministerin daheim. Ein gewöhnlicher Mensch könnte angesichts einer derart verzweifelten Situation versucht sein, schwach zu werden, aufzugeben und die Hände zu heben. 

Keine Rücksicht auf Täter*innen

So einer ist dieser Bundeskanzler aber gerade nicht. Olaf Scholz, dem es schon gelungen war, die von Rechtsextremisten bereits hämisch totgesagte SPD  als Klima-, Mieter- und Rentenkanzler für einen Moment aus dem Koma zu küssen, verspricht sicher nicht zu viel, wenn er den Tätern droht, dass sie gefunden werden, wenn Deutschlands Fahnder sie denn eines Tages finden können. "Und wir werden nicht, weil uns Ergebnis nicht gefällt, das nicht zur Anklage bringen", betonte Scholz, dass selbst in diesem völkerrechtlich und weltpolitisch ungünstigsten Fall "keiner auf Rücksicht hoffen" dürfe.

Klare Worte, die deutlich machen, dass niemand die Absicht hat, Abstriche an der Rechtsstaatlichkeit zuzulassen, nur weil befreundete Staaten wie die USA, Großbritannien oder die Ukraine hinter dem fast schon demonstrativen Verstoß gegen die strenge deutsche "Verordnung zur Bestimmung Kritischer Infrastrukturen" und deren umfassendem Schutz stecken. Selbst in diesem schlimmsten aller vorstellbaren Fälle würde die Bundesregierung der unabhängigen Justiz nicht in den Arm fallen. Sondern stattdessen wohl einfach inständig hoffen, dass die mutmaßlichen Täter*innen möglichst lange nicht gefasst und nach Deutschland ausgeliefert werden können. 

Geschieht das doch, wäre das auch noch kein Beinbruch. Es bliebe dann immer noch die Hoffnung, dass sich das Gerichtsverfahren lange hinzieht, so lange vielleicht, dass der größte Terroranschlag auf die deutschen Infrastruktur seit dem Zweiten Weltkrieg am Ende wegen der langen Verfahrensdauer diplomatisch sanft mit einer Geld- oder Bewährungsstrafe beigelegt werden kann, die sich gewaschen hat und Nachahmer abschreckt.

Alles nur Spekulationen

Neue Hinweise, die der "Welt" sowie allen anderen Blättern gleichlautend vorliegen, deuten sogar noch deutlich mehr Entspannung an. Seit der frühere US-Investigativreporter Seymour Hersh behauptet hatte, dass das "große Nord-Stream-Schweigen" verursacht worden sei durch die geheimgehaltene Täterschaft befreundeter Mächte, haben sich rund um den Tatort eine ganze Reihe weiterer Kandidaten eingefunden. Russen sind darunter, Wikinger, Briten, Ukrainer natürlich und Amerikaner, dazu auch Polen. Manche wären als "Verursacher" sehr gut, einige akzeptabel, die übrigen aber würden vor Gericht mehr Schaden anrichten als am Boden der Ostsee.

Kurz vor dem Jahrestag des Feuerwerks am Meeresgrund könnte nun aber auch alles wieder ganz anders gewesen sein, denn möglich ist nun auch wieder ein Unfall oder ein ungehöriges Naturereignis, dass zur Folge hatte, dass die Pipelines Nord Stream 1 und 2 nahezu gleichzeitig an mindestens drei Stellen geborsten sind. Die Danachrichtenagentur DPA jedenfalls berichtet  nach Monaten der Bergung von allerlei Gegenständen, der Sicherung von Spuren und der Bildung nebst Auflösung eines "Joint Investigation Teams" jetzt über sämtliche Nachrichtenportale hinweg davon, dass im Grunde genommen nur Schwedens Fund von Sprengstoffspuren an den Leitungen "Spekulationen befeuert" habe, "es handele sich um Sabotage". 

Aber war es so? Man weiß es nicht. Zieht Schweden also seine Vorwürfe zurück, wäre es vielleicht der Blitz gewesen, der die Fesseln gesprengt hat, die Deutschland mit eisernen Rohren an den Kreml banden. Dann könnten die Ermittlungen zeitnah eingestellt werden. 

Das Nord Stream-Theater im Archiv:

Kommando Augen zu 

Donnernde Dementis

Hersh hat den Hut verloren 

Was wir nicht wissen und warum das gut ist 

Bombenleger mit Ladekran

Endlich: Eine amtliche Verschwörungstheorie 

Terroranschlag: Die Taz sagt danke

Aquamans letztes Abendmahl 

Es war nur die Rache der Natur

Glück im Unglück: Neue russische Spur 

Waren es doch die Wikinger?

Hoffnung auf noch mehr Unklarheiten: Alle oder keiner 

 



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