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Lauterbach: So stoppte er die Todeshitze

Mit aller Energie stemmte sich Karl Lauterbach Ende Juni gegen die Klimaerwärmung - und das überaus erfolgreich.

Zwei, drei oder sogar vier epochale Entwicklungen prägen diesen Sommer, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben. Erst war es lange nass und kalt, dann wurde es wärmer, schließlich sogar für einige Tage so heiß, dass plötzlich ein Ausblick auf eine dystopische Zukunft vor der Menschheit lag. Es brannten die Wälder, es kochte der Ozean, Deutschlands Landwirte barmten, dass sie bald ähnlich große Probleme mit beständig steigenden Erträgen bekommen würde wie die Kollegen in Spanien und Italien. 

Vom Wein allein kann niemand leben, zumal wenn der Hitzetod grausam grassiert. Die Wettereignissen eines Sommers, lange für normal gehalten, spiegelten eine sich beschleunigende Klimakrise. Die Uno meldete einen Hitzerekord: Niemals in den zurückliegenden 100.000 Jahren seit Beginn der  Temperaturmessungen war ein Juli so warm gewesen wie dieser. Niemals zuvor hatte ein Sommer sich mit Feuern, die nun auch auf die Ozeane übergriffen, so unüberhörbar zu Wort gemeldet, um ein Ende der fossilen Weltwirtschaft anzumahnen.

Eine Strategie gegen das Schwitzen

Unübersehbare Erfolge im Hitzekampf.
Der Süden verglühte, das Mittelmeer zeigte erste Spuren von Austrocknung. Gegen beides waren unmittelbar wirksame Maßnahmen fällig - und während der Bundeskanzler in den Urlaub fuhr, entschloss sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zur Tat. Mit dem nach dem Vorbild des Nationalen Wärmeplans (NWP) entworfenen Nationalen Hitzeschutzplan (HS) legte der umtriebige Sozialdemokrat eine Strategie vor, die auf die Sehnsucht der Bürgerinnen und Bürger zählte, zur vermeintlichen Normalität zurückzukehren.

Fünf Warn-, Alarm- und Einsatzstufen regeln seit Mitte Juni die Reaktionstiefe, mit der Behörden das Alltagsleben aufrechterhalten müssen. Je nach Heat Readiness Condition (Hetcon) - dem aktuelle ausgerufenen sogenannten Hitzebereitschaftszustand - ist hier festgelegt, welche Automatismen wann greifen. Stufe 1 steht dabei für bedrohliche Hitze, Stufe 2 für gefährliche, Stufe 3 für erhöhten Kühlungsbedarf, Stufe 4 markiert die Vorstufe zum Verbringung der vulnerablen Bevölkerung in Innenräume (Code: Fast Pace) und Stufe 5 ruft zum Rückzug aller Lebewesen in eigens gekühlte kommunale Schutzbauten (Code: Crocked Pistol) auf.

Einstieg in den Ausstieg

Am 26. Juni legte Lauterbach den ersten Entwurf des HS vor, einem Montag, der mit Temperaturen von bis zu 33 Grad deutlich machte, wie dringend der Einstieg in den Ausstieg aus immer weiter steigende Hitzeopferzahlen war. Kritik blieb nicht aus. Lauterbach erntete Hohn und Spott von Hitzeleugnern und selbst wohlmeinende Stimmen stellten in Abrede, dass tatsächlich eine Chance bestehe, die Zahl der sommerlichen Todesfälle mit Trinkbrunnen, Warnanrufen bei Senioren und vom deutschen Wetterdienst ausgelösten Interventionskaskaden auf die Hälfte zu senken.

Doch Wunder geschehen. Kaum hatte Karl Lauterbach seinen Schutzplan öffentlich gemacht, setzte bei der Natur ein Umdenken ein: Bereits zwei Tage nach dem Start der durchdigitalisierten Website Hitzeservice.de erreichten die Höchsttemperaturen kaum noch 30 Grad, mit dem 1. Juli kletterte das Thermometer deutschlandweit nur mehr bis in die Mitte der 20 Grad und einen Monat nach Lauterbachs Kampfansage an den Klimawandel kratzte die Quecksilbersäule allenfalls noch an der 21. Die Aussichten: Beruhigend kühl. Liegen die Meteorologen richtig, dann war es das mit dem Sommer. Nachts pegelt sich die Temperatur auf erfrischende zehn  Grad ein, tagsüber ist nach oben bei 19 Grad Schluss. Das Klima ist zu ende, nun ist endlich wieder Wetter.

Entlastung an den Brandfront

Und nun lacht niemand mehr über Lauterbachs Idee, den Klimawandel mit gezielter nationaler Politik in die Schranken zu verweisen. Im Gegensatz zu dem, was Unkenrufer vorhergesagt hatten, entfaltet der deutsche Hitzeschutzplan  sogar Wirkungen über die Landesgrenzen hinweg: Bis in die Frühschneegebiete von Österreich zeigen sich die Wirkungen der Kühlstrategie, die nicht zuletzt auch für Entlastung in den den Waldbrandgebieten in Südeuropa gesorgt hat.

Im politischen Berlin hat Karl Lauterbach dennoch nicht mit Triumphgeheul, sondern mit der ihm eigenen Bescheidenheit auf die rascher als erwartet eingetretenen Effekte des Nationalen Hitzeschutzplanes reagiert. Mit keiner Silbe hat der studierte Mediziner bisher erkennen lassen, dass er sich selbst das Verdienst zuschreibt, die Parade der seit Wochen vorüberziehenden Tiefdruckgebiete organisiert oder sie wenigstens ermutigt zu haben. 

Unterwegs zur nächsten Baustelle

Karl Lauterbach, seinen Wählerinnen und Wählern schon aus den Tagen der Pandemie und der Impfkämpfe als Arbeitstier bekannt, ist bereits weitergeeilt zu den nächsten Baustellen.  Nach der Abschaffung des Sommers ist er nun drauf und dran, den illegalen Drogenkonsum  zu beenden und in der Pflege durch eine zusätzliche Mehrbelastung auf der einen Seite eine Entlastung auf der anderen Seite zu bewirken. Danach wartet dann schon die große Krankenhausreform, bei der Lauterbach der "Tagesschau" zufolge auf weniger Kliniken mit hoher Qualität zielt.

Scheitern ist nicht eingeplant, Aufgeben keine Option für den 60-Jährigen. Sein Triumph im Kampf gegen Todeshitze und Klimazusammenbruch  gibt Karl Lauterbach neue Energie, das Unmögliche immer wieder an- und keine faulen Kompromisse einzugehen. Die Geschichte des unkonventionellen Helden, der die Hitze stoppte, ehe sie erneut Tausende dahinraffen konnte, sie wird vielleicht für immer unerzählt blieben in den großen Magazinen und den Gemeinsinnsendern, die sich nur selten noch wagen, die ungeschminkte Wahrheit mitzuteilen. Spätere Generationen aber werden genau hinschauen und nicht übersehen können, wer wann entschlossenen handelte und was er damit bewirkt hat.



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