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Frauen: Sind sie doch nicht die besseren Männer?

Einziger echter Mann im Team: Alexandra Popp.

Nicht Manns genug. Die gibt es nicht Mehr, sagt die Kommentatorin, noch vollkommen konsterniert. Die Kerle unter den Frauen sind weg, das Feuer, der Wille, dieses Deutsche, das den Männern drüben bei Hansi Flick schon so lange fehlt. Nun ist es auch hier verschwunden, bei den "Frauenfußballspielerinnen", die nach dem Abstieg der DFB-Hauptelf die letzten Hoffnungsträger des früher so erfolgreich betriebenen Sports waren.

Tränen am Ende bei den Damen, den "Spielerinnen", die dennoch eine "Mannschaft" bilden, die nicht gegendert wird. Nach Australien gereist, um ein Wunder zu wirken. Die Nation aufzuwecken, ihr positive Energie zu geben, einen Halt, eine Vision. Nach einer Vorrunde ausgeschieden, die nicht viel länger war als die Zeit der Akklimatisierung auf dem fünften Kontinent.  

Bedröppelt im Kreis

Bedröppelt standen sie nach dem Abpfiff im Kreis. Eine Trauerversammlung, nun doch irgendwie erwartbar. Aber unerwartet, weil die Mediennation sich geschworen hatte, das Team zum Titel zu schreiben. Wieder Südkorea, wie bei den Männern. Der Fußballgott zeigt zwinkernd, wie viel Humor er hat: Die einzige Mannschaft, in deren Fankurve die Frage, welche Binde die "Mannschafts"-Kapitänin als Zeichen an die Welt am besten tragen sollte, ist fast noch früher daheim als Mitspielerin Janina Minge. Die hatte der DFB erst mal mit nach Australien genommen, falls eine der Verletzten nicht wieder wird. Als die dann signalisierten, dass es doch irgendwie gehen würde, katapultierte der weltgrößte Sportverband die Freiburgerin kurzerhand in die Heimat.

Spart Geld für ein Hotelzimmer, einen Platz im Bus und Ausgaben für ein Zuschauerticket. Und stärkt den inneren Zusammenhalt einer ohnehin zumindest früher "verschworenen Truppe" (Wolfgang Niersbach). Niemand hatte Einwände, denn  in der Szene sind alle so schwer verkumpelt, dass zwischen Journalisten und Aktiven geduzt wird wie auf dem Schulhof. Kein Wort der Kritik kommt aus dem Kokon. Die einen haben nicht gern Ablenkung von den sportlichen Aufgaben. Die anderen haben am Ende ja doch ein paar Millionen bezahlt. Da redet man sein Produkt nicht kaputt.

Oder doch besser erst danach. Gute alte Zeiten, als unsere Fußballfrauen noch Männer waren, so klang es aus dem Studio in Melbourne. Vorbei. Gestartet als Straßenfeger, von dem nur noch nicht ganz klar war, ob er noch vor dem Finale oder erst im letzten Spiel des Titelsturm alle Zuschauerrekorde daheim brechen würde, kehrt das Fußballspielkollektiv, das Deutschland hatte zurückführen sollen zu altem Glanz und Gloria, zurück als Prügeldamen.

Vorbild Faustballer

Nichts kann es mehr, das Land der Weltmeister und Weltmeisterinnen. Was beim Faustball glückt, wo deutsche Behörden die Konkurrenz vorsichtshalber nicht einreisen ließen, geht anderswo mit Anlauf schief. Die Schwimmer tauchen ab, die Radfahrer strampeln hinterher,  die Wirtschaft hinkt. Gäbe es nicht wenigstens noch die Para-WM, wäre für die verwöhnten Fans daheim gar nichts mehr zu feiern.

Ein Aufschlag auf dem Boden der Tatsachen, der nur dort überrascht, wo nicht nur im Sport tunlichst vermieden wird, Worthülsen, Propagandasprüche und Durchhalteparolen infragezustellen. Dass Deutschlands fußballspielende Frauen, häufig als "Frauenfußballerinnen" bezeichnet, als spielten sie ein anderes Spiel als die Männer, nach der märchenhaften Europameisterschaft im vergangenen Jahr durchmarschieren würden, war ausgemacht. DFB-Chef Bernd Neuendorf würde zum Achtelfinale einschweben. Der Kanzler dann erst zum Finale anreisen, wie letztes Mal.

Die übliche Arroganz

Die Arroganz, die sich in dieser Haltung kaum versteckt, ist die übliche. Deutschland weiß und kann alles besser, alle dürfen und sollen zuschauen, wie das Vorbild wirkt. Der "Höhenflug", der ernster Anlass war, zu fragen, warum nicht jede Frauenfußballerin so viel verdient wie jeder Männerfußballer, er ist nur ein "Equal Desaster", halb englisch, halb deutsch, damit die Daheimgebliebenen es auch verstehen. Die Arroganz darf nun auch erwähnt werden, auch wenn Verallgemeinungen womöglich  nicht mehr helfen.

Sie müssen doch sein, Sind Sie Doch der einzige Weg, das Grauenhafte zu erklären. Die Studiobesatzung bei der ARD ist fassungslos. Die Damen da draußen, sie sind alle zu weich, zu verwöhnt, zu wenig gestählt und gewohnt, Widerstände zu überwinden. Die frühere Frauenfußball-Trainerin Silvia Neid hält die Trainingsinhalte für falsch, die Nachwuchsfußballzentren für den Tod des Sports, die Laptop-Trainer für dessen Totengräber. Vom Willen ist immer wieder die Rede, davon, dass die anderen mehr gewollt hätten und die eigenen womöglich sehr gut mit dem Ball umgehen können, nicht aber mit Situationen, in denen die Dinge ungeachtet aller Zeitungsschlagzeilen nicht von allein laufen.

Keine Beißer mehr

Ein Generationenproblem, vermutet Reporterin Claudia Neumann, die bis zur letzten Minute versucht hatte, die deutsche Elf in die nächste Runde zu kommentieren. Die Jungen, auch wenn sie Mädchen sind, sie beißen nicht mehr. Abgesehen von Alexandra Popp, einer Art Niclas Füllkrug mit Zopf. Sie wollen sich auch nicht quälen. Sie sind eine Enttäuschung. Verpimpelt. Verzogen. An saubere Trikots gewöhnt. Keiner kickt mehr auf der Straße, klagt Neid, sie gendert nicht, meint aber alle.

Die große Hoffnung, dass Frauen auch im Fußball die besseren Männer sind, sie ist gestorben, obwohl schon ein Tor mehr gereicht hätte, den Beweis anzutreten. Erstmals in der Geschichte scheiden die Frauen in der Gruppenphase der Fußball-Weltmeisterschaft aus. Die zweimaligen Weltmeisterinnen, achtmaligen Europameisterinnen und Olympiasiegerinnen von 2016 treten die Heimreise an - eine gute Nachricht für das Klima: DFB-Chef und Kanzler samt ihrer Begleiter können zu Hause bleiben.



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