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Grüner Wasserstoff: Komasaufen mit Energiechampagner

Alles wird grün und alle freuen darauf, dass der "Champagner der Energiewende" bald überall sprudelt.

Nun also wieder Wasserstoff, mit funkelnagelneuer neuer Bundesstrategie. 17 Jahre nach der Gründung der  "NOW GmbH Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie" durch die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und nur zwei Jahre nach einem grundlegenden Strategiewechsel der Firma mit zwei gutbezahlten Geschäftsführern hin zu allen "emissionsfreien Technologien in einem integrierten Energiesystem" soll es der superleichte Gasersatz aus Luft und Wasser wieder richten. Noch fehlt es an ausreichend Windrädern und Solaranlagen für den "überzähligen Strom" (DPA), der eines Tages aus reichlich Wasser und Technologie ganz und gar grünen Wasserstoff machen wird, der alles das antreibt, was nach dem Ende des Energieausstieges nicht mehr mit Erdgas und Öl gefüttern werden kann.  

Nur die Technologie fehlt noch

Es fehlt es auch noch am Wasser und an der Technologie, doch an Optimismus fehlt es nicht: Bis 2030 sollen in Deutschland zehn Gigawatt Wasserstoff hergestellt werden, um die Erderwärmung zu begrenzen. Wo elektrische Energie nicht geeignet ist, die Reste von Industrie, den Kollektivverkehr und die Kraftwerke anzutreiben, wird dann grüner Wasserstoff eingesetzt, CO2-neutral und nachhaltig. Auch schwere Nutzfahrzeuge, Flugzeuge und Schiffe werden in sieben Jahre umgerüstet sein und mit dem betrieben, was Jules Verne 1870 in seinem Roman "Die geheimnisvolle Insel" die "Energie von morgen" nannte: "Wasser, das durch elektrischen Strom zerlegt worden ist."

Wichtigste Voraussetzung, das große grüne Ziel zu erreichen, sind nicht technische Gegebenheiten, wirtschaftliche Fakten oder die praktischen Umstände, die das Vorhaben angesichts hoher Erzeugungskosten von Wasserstoff, niedriger Wirkungsgrade der Elektrolyseverfahren und großer Energieverluste durch die vorgesehene mehrfache Umwandlung von Strom in Gas, Gas in anderes Gas und Gas in Strom geradezu fantastisch erscheinen lassen. Wichtigste Voraussetzung ist wie immer der Plan, von dem Regierungen stets davon ausgehen können, dass er draußen im Land bei den Protokollführern für bare Münze genommen wird. Dann freut sich jedermann über den Raketenstart in Energiezukunft, die neuen Superziele finden allgemeinen Beifall, schließlich sind sie jetzt doppelt so gut und klimaschonend wie zuvor.

Begeistert gefeierte Blütenträume

Robert Habeck versteht vielleicht nichts von Wirtschaft, aber das Geschäft mit der Bewirtschaftung medialer Blütenträume beherrscht der Klimaminister wie kein zweiter. Irgendetwas mit "Kraftakt" und "Wasserstoffwirtschaft" hat er ihnen diesmal in die Blöcke diktiert, es wird wiedermal eine "gigantische Aufgabe", "denn das Gas soll eine zentrale Rolle in der nichtfossilen Zukunft spielen – als chemischer Grundstoff etwa in der Stahlindustrie, als klimaneutrale Energiequelle und als Speichermedium" (Taz). Dazu dreht Habeck nun vor aller Augen den "Wasserstoff-Hahn" (n-tv) auf, den es nicht gibt, um den "Champagner der Energiewende" nächstens mal so richtig strömen zu lassen.

Von fünf Gigawatt hoch auf 10 soll die Produktionskapazität für grünen Wasserstoff in Kürze sieben Jahren schnellen. Dann könne Deutschland schon "ein Drittel seines Bedarf" (Habeck) selbst produzieren. Das wird nichts weniger als ein weiteres großes Wunder werden: Derzeit werden in Deutschland jährlich 55 bis 60 Terawattstunden Wasserstoff in Deutschland produziert und verbraucht. Zu 95 Prozent handelt es sich dabei um den alten, grauen Wasserstoff aus Erdgas, nur der Rest ist so grün, wie bald alles sein soll. Weil aber nun die deutsche Erzeugungskapazität für grünen Wasserstoff bei etwa 20 Gigawatt liegen müsste, um allein den bisherigen Bedarf zu decken, geht Habecks Rechnung, mit Zehn Gigawatt ein Drittel des künftig verdoppelten Bedarfes herzustellen, nur in der Fantasie besonders Wohlmeinender  auf.

Nur die Rechnung geht nicht auf

Derzeit decken die fünf Gigawatt grüner Wasserstofffabriken fünf Prozent einer Nachfrage, die sich den Plänen der Bundesregierung zufolge in den kommenden Jahren durch die vielen, vielen neuen Anwendungsgebiete wenigstens verdoppeln soll. Die zehn Gigawatt würden damit am Ende wiederum für etwa fünf Prozent der Nachfrage reichen, günstigstenfalls. Selbst zwei Drittel grünen Importwasserstoff eingerechnet, von dem niemand weiß, woher er kommen soll, und niemand weiß, zu welchem Preis, bleibt eine Lücke von 35 Prozent Unterversorgung. 

Um die zu schließen, müsste Robert Habeck einen Weg finden, in den kommenden paar Jahren aus zehn Gigawatt Produktionskapazität eine von 100 Gigawatt zu machen. Oder er verlässt sich einfach weiter darauf, dass niemand nachrechnet.



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