Die Verbreitung fragwürdiger Umfrageergebnisse schadet der Demokratie. |
Wer genau verantwortlich ist, muss noch erforscht werden. Linkerhand wird die Union verantwortlich gemacht, die die Brandmauer nach ganz rechts nicht ausreichend energisch verteidigt. Rechts dagegen sehen Beobachter den verschärften Kulturkampf aus Auslöser: Genderbegeisterung und Heizungsverbote, die zur lässlichen Sünde erklärte Sippschaftswirtschaft im Klimaministerium und die beinahe täglich herausgesprudelten neuen Verbotsideen würden auf das Konto der AfD einzahlen, analysierte der CDU-Chef Friedrich Merz.
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Mit jeder gegenderten Nachrichtensendung gehen ein paar hundert Stimmen Mehr zur AfD", versucht er, die Wählerwanderung von SPD, Grünen, Union, Linkspartei und FDP nach Rechtsaußen mit den fortschrittlichen Gebräuchen des Gemeinsinnfunks zu begründen. Sein Parteigenosse Michael Kretschmer aus Sachsen, ein Ministerpräsident, der vor schweren Zeiten steht, schiebt es Auf Sieben Jahre demonstrierter Unfähigkeit, drängendste Probleme auch nur anzufassen. Reiner Haseloff aus Sachsen-Anhalt auf "bürgerferne Politik und Dauerstreit" in der Ampelkoalition. Der wahre Grund aber ist woanders zu suchen.
PPQ-Kolumnistin Svenja Prantl rechnet entschlossen ab mit den Spesenrittern demoskopischer Katastrophenmeldungen und deckt einen sich selbst verstärkenden Prozess auf.
Gegen die Schlechte-Laune-Partei
Svenja Prantl, Koordinatorin für Meinungsfragen |
Durchhalten, jetzt nicht knieweich werden, die eigenen Sachen durchdrücken, am besten gleich mit ein wenig mehr Beinfreiheit, indem die Wahlperiode im Bund möglichst schnell von fünf auf Sieben Jahre oder 17 Jahre verlängert wird. Gefragt sind dabei zuallererst die großen Medienhäuser, sowohl Gemeinsinnsender als auch privatkapitalistische Heuschrecken. Auf der Suche nach Sensationen bedienen die sich derzeit noch begierig bei jedem demoskopischen Budenzauber, der die AfD bundesweit haussieren und in einzelnen Bundesländern bereits als stärkste Partei sieht.
Umfrage-Hämmer
18 Prozent, 19 Prozent, 30 Prozent - wer mehr bietet, bekommt mehr Aufmerksamkeit. Ungeachtet der demokratieschädigenden Wirkung, die dergleichen "Umfrage-Hammer" (Merkur) naturgemäß haben. Wer in Sachsen bisher noch mit gutem Grund zögerte, den "gärigen Haufen" (Alexander Gauland) zu wählen, um den demokratischen Block mal so richtig zu erschrecken, überlegt es sich vielleicht anders, wenn er liest, dass jeder Dritte, den er kennt, das sowieso schon macht.
Selbst im demokratisch fest verwurzelten Westen der alten Bonner Republik führt die die Präsentation traditionell äußerst fragwürdiger Umfrageergebnisse als Tatsachen über die politische Stimmungslage sicherlich nicht zu einer Rückbesinnung auf die Klima- und Gerechtigkeitsparteien. Sondern, weil Menschen stets lieber Gewinner wählen, zu einer möglicherweise dramatischen Schwächung der progressiven Basis, auf der Deutschlands Träume von der "großen Transformation" (Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen) wachsen.
Es muss Schluss sein damit, dass bedenkenlos fragwürdigen Umfrageergebnissen eine Plattform gegeben wird, um Propaganda für die Kräfte zu machen, die der Gesellschaft schaden wollen. Ricarda Lang ist vollumfänglich zuzustimmen - ohne den Lärm der Umfragen mit ihren alarmistischen Ergebnissen würde wieder Ruhe einkehren. Und die Politik hätte endlich Zeit, unbeeinflusst von kurzatmigen Stimmungsbildern Entscheidungen zu treffen, um die bekanntlich kein Weg herumführt.