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Wahre Ostern: Als Jesus die Eier auspackt, flieht der Hase

Der klassische Ostermoment: Nach dem Verlassen der Höhle präsentiert Jesus seinen Jüngern die zwischen Kreuzigung und Auferstehung bemalten Eier.


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ur Passion Jesu gehörten nicht nur die Demütigung des Sohn Gottes und seine Schmerzen, der lange Weg, das Kreuz, die Soldaten und die ersten Bewunderer, die sich zu Füßen des menschgewordenen Opferlammes niederließen, noch ehe der später weltweit verehrte junge Nazarether seinen letzten Atemzug ausgehaucht hatte. Niemand half, keiner griff ein. Das Christentum, das in jenen historischen Momenten noch in den Kinderschuhen stand, verleugnete zum ersten Mal seine eigene Mission: Du sollst den Feiertag heiligen, heißt es später im dritten Gebot, rangmäßig noch vor "Du sollst nicht töten". Aber an jenem 11. April im Jahr 32 vermieden die ersten Christen zwar tatsächlich zu viel ausschweifende Freude. Doch beim heftigsten Gewaltakt der Hinrichtung des Herrn zuzuschauen, scheuten sie sich nicht.  

Verschwiegene Details

Heute ist auch das Verschweigen dieser fürchterlichen Details integraler Teil des großen Erlösungswerkes, das seit fast 2.000 Jahren betrieben wird, noch immer aber zu keinem Ende kommen zu können scheint. Durchgesetzt hat sich der zum Gesetz erklärte Brauch, dass am Todestag Jesu' mehr als 700 Filme nicht öffentlich gezeigt werden dürfen. Daraus resultiert eine Leere in vielen Leben, die Menschen auf sich selbst zurückwirft: "In dieser Stille geschieht nicht einfach nichts", vermutet der katholische Bischof Georg Bätzing in einer aktuellen Analyse. Vielmehr tue Gott "etwas, was auch für uns heute eine unglaubliche Kraft entfalten kann". 

Was genau? Es entzieht sich genauerer Diagnose. Das Neue Testament berichtet uns von Jesus, wie er menschliche Beziehungen heilte, mit wenig Fisch zahllose Hungrige heilte und dass er es als Ziel seines Daseins betrachtete, auch das kaputte Verhältnis zwischen Gott, in dem er seinen Vater sah,  und den Menschen zu heilen, die nichts von einem einzigen höheren Wesen irgendwo im Reich der Götter hören wollten, sondern auf ein buntes Sammelsurium an Halb- und Vollgöttern für verschiedene Lebenslagen vertrauten.

Opfer des Aberglaubens

Ein Aberglaube, der Jesus das Leben gekostet hat. Doch sein Vater hat ihn nicht hängen lassen, sondern sein grausiges Lebensopfer akzeptiert. Nach drei Tagen bangen Wartens weckte der Vater den Sohn, der mittlerweile in einer kleinen Höhlung mitten im Heiligen Land abgelegt worden war - die eben erst im Entstehen befindliche Christenheit hatte ihn nur kurz betrauert und beklagt, dann aber beinahe schneller aufgegeben als Mohammed, der andere große Religionsgründer der Moderne, seinen Anhängenden später als Frist setzen wird.

Der Karfreitag und das Osterfest, sie erinnern uns auch tausende Jahre später immer wieder an diese Schande. Bei allem Pomp und aller Pracht, die gerade die katholische Kirche sich durch Leibeigenschaft, die Unterstützung von Diktatoren, Kriegen und marktwirtschaftlicher Immobilienbewirtschaftung und kluge Bündnispolitik zugelegt hat, geht jeder Christ zu Ostern keinen einfachen Weg. Hatten sie nicht Jesus eben noch mit Palmenzweigen und Gesängen vor Jerusalems Toren begrüßt? Hatten sie ihm nicht zugejubelt, weil er Heil und Leben bringen wollte?

Kein rechtsstaatliches Verfahren

Stattdessen brachte man ihn um. Und verdrängte das Verbrechen, das ohne rechtsstaatliches Verfahren, ohne Einspruchsfristen und ohne jede Chance auf Berufung durchgezogen worden war. Wie sich die spätere DDR entschied, gegen Nazis zu sein und Damit Frei Von ihnen, bot das Christentum jedem die Chance, Mitglied zu werden - und damit frei von Schuld am grausamen Akt der Kreuzigung. Damit lässt sich nach der Lesart der in den Jahrhunderten seit jenem 11. April allmählich entwickelten Glaubenslehre alles wiedergutmachen, was dem Mann von Golgatha angetan worden ist.

Das Bild ist stimmig. Wie heute Regierungschefs, internationale Organisationen oder moralisch besonders kompetente Menschen aus der Nachbarschaft nahm Jesus nicht nur seinen Zeitgenossen die Dämonen ihrer Schuld ab, die Fesseln ihrer Irrtümer, die Kälte der Gottlosigkeit. Sondern er gab auch allen nachfolgenden Generationen neuen Lebensmut, neues Gottvertrauen und eine hoffnungsvolle Perspektive, zumindest bis zum Beginn der Klimakatastrophe, die so manche Frage neu stellt.

Das Schweigen der Gutwilligen

Auch das aber hat Jesus vorhergesehen, als er zuletzt ganz allein vor seinem irdischen Richter stand. Die Jünger waren geflohen, die Dankbaren stumm, die einfachen Leute, die so viel Hoffnung in ihn gesetzt hatten, waren vom Glauben schon wieder abgefallen. Die Gutwilligen schwiegen. Die Enttäuschten schlugen sich auf die andere Seite. Nicht erst seit dem Streit um die Heizungspflicht in der Woche vor Ostern wissen gerade die Deutschen aus aktuellen Umfragen: So gehen Menschen mit ihresgleichen um, wenn sie gegen eine Regel verstoßen, die zu den ältesten überhaupt gehört: "Extende in vidulum alterius. Et te percutiam in pinnulis!" (Zu Deutsch: Greif nach einem fremden Portemonnaie. Und ich hau' Dir auf die Flossen!)

Die Schuld Jesu war, dass er Gott gehorchen wollte, obwohl sich der "himmlische Vater", als der er heute weltweit von Milliarden Menschen verehrt wird, binnen kürzester Zeit als sadistischer Egomane erwiesen hatte. Statt den einfachen Leuten zu helfen, Sklaverei, Unterdrückung, Feudalismus und Krieg abzuschaffen und die nach seinem Ebenbild geformte Menschheit wie versprochen zu erlösen, schenkt er ihr das Bild des leidenden Christus am Kreuz, um Gläubige wie Ungläubige immer wieder daran zu erinnern, dass es schicksalhafte Dinge gibt, die niemand ändern kann, deren Geschehen aber trotzdem ein Gefühl von Schuld hinterlässt.

Verlassen und vergessen

Ecce homo", welch ein Mensch!, soll Pilatus vor knapp 2000 Jahren gerufen haben, als Jesus auf einem Esel geritten kam und alle glaubten, dass er Großes vollbringen werde. Die Besatzer aus dem Land jagen. Die letzten Pandemieregeln streichen. Ein Gottesreich errichten, wie es selbst heute nur ganz, ganz wenige Menschen aus eigenem Erleben kennen. Stattdessen ließ er sich greifen und töten. Was für eine Schmach! Was für ein Versager! So laut die Masse gejubelt hatte, so eilig wandte sie sich ab. Die Eifrigsten schrien wohl sogar mit Lust das "Kreuziget ihn". Als am Ostermorgen die Sonne der Auferstehung und der Hoffnung aufging über dem Loch im Felsen und Jesus hervortrat, die Hände voller buntgefärbter Eier, da war niemand Zeuge, denn alle hatten ihn verlassen.

Diese Ostersonne, sie erleuchtete eine Szenerie, die die Amtskirchen bis heute strikt und steif leugnen: Jesus, übernächtigt und doch müde, tritt erstmals seit seiner aufsehenerregenden Kreuzigung ins Freie, bepackt mit liebevoll bemalten Ostergrüßen. Dort aber wartet niemand, kein einziger Mensch. Und der Hase, der staunend im Gebüsch hockt, er hoppelt verschreckt davon.



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