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Ein Jahr Krieg: Wir feiern rein

Das bisschen Krieg im Osten kann deutschen Narren die Laune nicht verderben.

Selten war die Stimmung so gut, das Fernsehprogramm so bunt, waren die Bildausschnitte der Karnevalszüge aus den Hochburgen so aufmunternd geschnitten. Nach Jahren der Pandemie endlich wieder Karneval, endlich wieder Fassenach und Allaf, Prunksitzung, Kamelle und lustige Wagen. Daneben marschieren die Narren in Uniform, auf augenzwinkernd stilisiert. Kurz vorm ersten Jahrestag des Kriegsausbruchs im Osten sind die ersten deutschen Panzer unterwegs zur Front, in der Heimat aber gehen die Regierungsvertreter voran beim Fröhlichsein und Singen. Ein Narr, wer sich von Putin Morden, von Butscha und Bachmut die Laune verderben lässt.

Auszeit vom kriegerischen Ernst

Deutschland als das Land weltweit, das am ernsthaftesten um einen Weg zum Frieden ringt, mit den Panzern, aber auch mit Petitionen an sich selbst, nimmt eine Auszeit von der Ernsthaftigkeit der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Anders als damals kurz nach dem Ende des Kalten Krieges, als die frischvermählte Nation überempfindlich auf das bisschen Balkankrieg reagierte und die Narren Trauer trugen, fallen die Karnevalsumzüge nicht aus. Ein bisschen Spaß muss sein! Ein Jahr Krieg, wir feiern rein.

So sitzen sie breit in ihren Festpräsidien, sie heben die Becher und brüllen vor Lachen. Nicht einmal eine Diskussion um eine Faschingsabsage wie 1991 hat es gegeben. Wegen Corona sei schon genug abgesagt worden,  bloß wegen hundert- oder zweihunderttausend Toten kann das gute alte Brauchtum nicht schon wieder warten. Die organisierte Ausgelassenheit, der gesellige Frohsinn, sie sind Wirtschaftsfaktoren in den Karnevalshochburgen, sie füllen das Programm der Gemeinsinnsender, die bieten launige Ablenkung in finsteren Tagen. Erstmals haben auch hunderttausende ukrainischer Flüchtlinge Gelegenheit , diesen Teil der deutschen Wesensart kennenzulernen.  

Fröhlichsein und Singen

Wolle mer se rinlasse? Narrhallamasch! Humpappa, humpappa! Kölle wie es singt und lacht gibt es im WDR, der Rosenmontagsfeldzug aus Mainz läuft live im SWR. Auch im ZDF sind die Narren los, der Zoch kütt und die Kommentatoren sprechen Kölsch wie Wolfgang Niedecken, als der noch ein Gegner der Bundeslustbarkeit war und voller Überzeugung  "Nit für Kooche" knödelte.

Ein Lied, über das die Zeit hinwegspülte wie die Berichterstattung des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" über den Panoramaplan der deutschen Außenministerin für Putin und die FR über die blutige Nase, die sich die selbsternannten chinesischen Friedensvermittler auf der Münchner Sicherheitskonferenz bei den westlichen Verbündeten holten. Karneval schließt terminlich direkt an den Krieg um den Frieden auf der Münchner Stiko an, beißt sich aber glücklicher auch nicht mit dem Gedenken an die neun der zehn Opfer des Anschlages von Hanau, die unvergessen blieben. Nachdem im Vorfeld langfristig sichergestellt wurde, dass sich keine falschen Zwischentöne ins Gelächter mischen und die Humorerlaubnisbehörden nun endlich ein sicheres Faschingserlebnis für die ganze Familie garantieren können, steht dem Spaß nichts mehr im Wege.



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