Verschwiegene Wurzeln: Die ersten Windkraftfans träumten in den 30er Jahren von der Energieautarkie. |
Reihenweise melden die deutschen Windkraftanlagenbauer Probleme, wirtschaftlich sieht es schrecklich aus, es gibt Entlassungen, Schließungen von Betriebsstätten, Kapitalerhöhungen sind nötig, um wenigstens einen Rest zu retten für den Boom der "Erneuerbaren" (Robert Habeck), der eines Tages kommen wird. Deutschland, vor allem das politische Deutschland und das kommunizierende, es liebt die Vorstellung, Energie aus dem Nichts zu "erzeugen" (Ricarda Lang). Kostenlos dreht die Natur einen Rotor, kein Russe kassiert mit, wie der alte Müller am Ortsrand vor 1.000 Jahren ist das ganze Land bald autark. Und klimaneutral.
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In dunkler Zeit geträumt
Ein Traum, der schon in dunkler Zeit geträumt wurde. Damals, man schrieb das Jahr 1934, stellte der aus dem Rheinland stammende Ingenieur und Unternehmer Hermann Honnef dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler seine Idee des Reichskraftturmes vor. Bis zu 500 Metern hoch und mit fünf querdrehenden Rotoren versehen, sollte ein einziger Turm eine Leistung von 20 MW bei 15 m/s Windgeschwindigkeit erzeugen - etwa viermal so viel wie ein Standardwindrad heute liefert. Nicht einmal tausend dieser aus Stahlgestänge zusammengesetzten Riesen, so hatte Honnef ausgerechnet, würden mehr als genug Strom für alle Fabriken und Haushalte in ganz Deutschland liefern. So viel sogar, dass Äcker im Winter beheizt und vier Ernten eingefahren werden könnten.
Der Traum von der autarken Versorgung
Wie das moderne Deutschland heute träumte auch Hitler davon, sein Reich autark zu versorgen. Keine Öl-, Gas- oder Stromimporte mehr, dafür Energie im Überfluss für alle. Auf der Basis des von Werner von Siemens bereits 1867 beschriebenen dynamoelektrischen Prinzips - einer urdeutschen Erfindung also - hatte der amerikanische Erfinder Charles Brush 1887 in Cleveland die erste Windturbine gebaut und Strom für 350 Glühbirnen und mehrere Elektromotoren erzeugt. Honnefs gigantische Krafttürme versprachen nun, die Methode auf nationaler Großebene zu etablieren. Das kleine Problem, dass die damaligen Batterien nicht annähernd genug Energie speichern konnten, würde sicher auch noch gelöst werden können.
Honnefs "Wunderwerk deutscher Ingenieurskunst" klang einfach zu gut, seine Pläne zur Wasserstoffspeicherung gar wie aus einem anderen Jahrhundert. Hitlers Reichskanzleichef Hans Heinrich Lammers verteidigte den Erfinder anfangs noch gegen kleingläubige Kritiker, doch als Hermann Honnef dann wirklich in Hitlers Vorzimmer sitzt, um seine Idee darzulegen, kommt es nicht zum Treffen. Stattdessen wird Honnef von SS-Männern festgenommen und abgeführt, angeblich, weil er beim Konkurs einer Ingenieursfirma Gläubiger betrogen haben soll.
Ende des ersten deutschen Traums
Es ist das Ende des Ersten Deutschen Traums von der Gratis-Energie aus dem Wind. Nach Kriegsbeginn soll Honnef seine Großkraftwerke umplanen, weil sie zu anfällig für Bomberangriffe seien. der Führer wolle "Kleinanlagen. Am liebsten möchte er auf jedem Dach ein Windrad sehen." Honnef baut fünf Modelltürme in der Nähe von Bötzow, 30 Meter hoch und unfähig, stabil Strom zu liefern. Er wird als "Oberclown" verlacht und ignoriert, nur einmal noch betritt er eine große Bühne, als ihm 1952 das Bundesverdienstkreuz überreicht wird. 1961 stirbt Hermann Honnef völlig verarmt, mit ihm stirbt die Idee von der Windkraftnutzung im großen Maßstab.