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Sachse des Bösen: Warum boomt der Sachsenhass?

Die Zahlen sind eindeutig: Tief im Westen der Bundesrepublik gibt es die meisten Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte. In Nordrhein-Westfalen gab es zuletzt mit 214 Anschlägen so viele wie in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Thüringen zusammen, im Saarland stieg die Zahl der Anschläge um 2900 Prozent und in Schleswig-Holstein um gleich 1700. Zum Vergleich: Sachsen bringt es nur auf eine gute Verdoppelung, schafft nicht einmal eine Verzehnfachung.

Doch in keinem Bundesland ist der Befund so eindeutig wie im Saarland. Rund ein Prozent der Einwohner Deutschlands lebt im kleinsten Bundesland. Zugleich wurden dort seit Januar 2015 knapp 4,5 Prozent aller Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte verübt. Kein anderes Bundesland erreicht eine solche Quote. Nicht einmal Mecklenburg-Vorpommern: Mit einem Anteil von 2 Prozent an der Bevölkerung ist das nordöstliche Bundesland nur für 5,4 Prozent aller Anschläge auf Asylbewerberheime verantwortlich.

Damit schaffen die Norddeutschen rund ein Drittel weniger Anschläge als die Saarländer. Sachsen fällt hier noch stärker ab: Mit fünf Prozent der Bevölkerung liefert das Land etwa acht Prozent aller Anschläge - das ist weit weniger als das benachbarte Sachsen-Anhalt schafft, das mit knapp über zwei Millionen Menschen (2,5 % der Bevölkerung) auf einen Anteil von fast zehn Prozent der Taten kommt.

Dennoch ist es vergleichsweise unauffällige kleine Sachsen, das mit fünf Prozent der Bevölkerung rund acht Prozent der Gewalt gegen Flüchtlingsheime produziert, das medial immer wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Die Sachse des Bösen, sie wird von der FAZ geschmiert, von der taz beklagt, von "Spiegel", Stern und dem restlichen Meute beklatscht, als hätten nicht dieselben Edelfedern einst zumindest im Geiste in Mittweida gestanden und der armen, armen Rebecca K. die Ärmchen verbunden. Und im Sebnitzer Freibad unsichtbare Naziertränker gejagt.

Sachsen gilt als Problemland, Heim eines "ängstlichen Mobs minderbemittelter Dörfler" (Turi 2), ein Schandfleck (Morgenpost) auf Deutschlands weißer Hilfeweste. Obwohl auch das benachbarte Thüringen – rot-rot regiert - mit 71 Straftaten auf 2,1 Millionen Menschen eine mehr als doppelt so hohe Quote bringt.

Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse erklärt die im Westen stärker ausgeprägte Aufmerksamkeit für Fremdenfeindlichkeit im Osten mit den "radikalen Umbrüchen der vergangenen Jahre".

Was man nicht selbst kennt, bleibt einem fremd, Oauschalurteile und grobe Schubladen regieren, schnell wird einsortiert, selten nachgefragt. 100 Schreihälse ins einem sächsischen Dorf müssen binnen Minuten als Rollenmodell für vier Millionen Sachsen herhalten.

Sachsenhass wird hoffähig, eine Modererscheinung wie die überaus angesagte Nordafrikanerkritik oder das fröhliche Balkan-Bashing, das einst die Zusicherung ablöste, es gebe keine Anzeichen für eine Einwanderung in die deutschen Sozialsysteme.

Thierse steht wie immer entschieden hinter der Entscheidung für Sachsen und gegen das Saarland. Einem Diktataufnehmer der westdeutschen Funke-Gruppe sagte er: "Wer in den vergangenen 25 Jahren so viele Veränderungen überstehen musste, steht unter dem Verdacht, seine demokratischen und moralischen Überzeugungen seien weniger gefestigt".

Thierse, der selbst zahllose Umbrüche erlebt hat, gilt selbst auch nicht als völlig unverdächtig: In einer Übersprungshandlung hatte der ehemalige Bundestagsvize sich in der Vergangenheit zumindest einmal unkontrolliert verbal als Fremdenfeind betätigt. Ein Ausfall des in Breslau geborenen Ex-Politikers, der nur mit dessen entbehrungsreicher Kindheit und Jugend in Thüringen erklärt werden kann.

Wir sprechen zwar verschiedene Sprachen. Meinen aber etwas völlig anderes.


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