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Aus der Teppichwerkstatt: Fädchen um Fädchen, mit Ruhe und Bedacht.

Besonders aktiv war ich in der letzten Zeit in meiner Teppichwerkstatt. Einiges war aber auch noch in der Wohnung zu werkeln und noch immer ist nicht alles fertig. Zum Beipiel ist noch immer nicht der Fernseher angeschlossen. Ich muss aber auch sagen: Ich brauche ihn nicht.
Fliegenfenster haben wir gebaut für alle Räume und vielleicht lassen mich die kleinen Blutsauger von Mücken nun in Ruhe. Nur Penny nervt: Türe auf, raus, Türe zu, Türe wieder auf, rein, Türe wieder zu …. usw.

Vier Farben für den Teppich brauche ich. Das sind erst zwei.

Kein Schwein ruft mich an …

Ich wage es nicht zu sagen, aber ab heute scheint mein Telefon endlich zu funktionieren. Vorige Woche ging das auch schon mal für einen Tag, aber dann war wieder Stille. Hoffentlich war es das nun. Gerade jetzt ist mir das Telefon wichtig, denn meine Kontakte halte ich immer noch eingeschränkt. Mich hat das schon geärgert, dass auch die Behelfsnummer nicht mehr funktionierte und eben wirklich alles wie abgeschnitten war. Damit mich der Frust nicht auffrisst, die schlechte Laune sich nicht hochschaukeln kann, habe ich mich in meine Teppichwerkstatt verzogen.

Wollweiß wird der Teppich werden und darinnen ein Muster aus vier Farben. Ich habe schon 15 cm geknüpft, das heißt Reihe für Reihe weiße Fädchen in den Teppichuntergrund geknotet. Das Muster beginnt gleich und ich musste mich beeilen, die vier verschiedenen Farben zu spinnen. Immer, wenn Zeit war, setzte ich mich an das Spinnrad. Die Wolle zu Strängen wickeln und ins Entspannungsbad zu geben, war dann schon eine Kleinigkeit. Durch das Baden wird die Wolle ausgeglichener.

Grüne Wolle wird versponnen.

Wie im Märchen

Isa hatte mir mal ein Märchen geschickt von Einem, der jedes Jahr einen Teppich webte. Reich wurde er nicht, aber er tat dies mit Bedacht. Bis ihm eines Tages der Webstuhl entzwei ging. Mit der Axt zog er in den Wald, um geeignetes Holz für die Reparatur zu holen.

Als er ein beeignetes Bäumchen fand, bot ihm der darin wohnende Waldgeist an, ihm drei Wünsche zu erfüllen, wenn er den Baum in Ruhe ließe. Er beriet sich zu Hause mit Frau und Töchtern. Die wünschten sich viel Geld bis an ihr Lebensende, viele schöne Kleider oder für ihn ein Amt, was es ihnen ermöglicht im Luxus zu leben.

Wieder bei dem Waldgeist angekommen, wusste er immer noch nicht, was er sich wünschen soll. „Ach, mach mir einfach meinen Webstuhl ganz“, meinte er. Und dann webte er wieder, Tag für Tag, mit Ruhe und Bedacht, ein ganzes Jahr lang.

Dicke musste die Wolle werden, denn der Teppich soll ja Füße wärmen.

Mit Ruhe und Bedacht – das Schöne in meiner Teppichwerkstatt

Das finde ich so schön in meiner Teppichwerkstatt: Ein Fädchen nach dem anderen, Reihe für Reihe, wird mit der Knüpfnadel in das Teppichuntergewebe geknotet. Geduld muss man haben. Auf die Schnelle geht da gar nichts. Ich lasse mich aber auch nicht mehr treiben und hetzen.

Wieviele Male ist die Wolle schon durch meine Hände gegangen? Waschen, zupfen, kardieren, spinnen, knüpfen. Wie schön das dann ist, wenn aus einem Berg schmutziger Schafwolle etwas Schönes entstanden ist!

Meine Wollprodukte könnte ich nie verkaufen. Billig kaufen, kurze Zeit nutzen, wegwerfen. Da kann und will ich nicht mithalten. Ich verschenke, an Menschen die ich noch mehr liebe als meine Wolle, die mir gut tun und mir helfen, die es einfach Wert sind.

Und jetzt gibt es eine heiße Zitrone.

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