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ThomasLloyd schiebt Anleger auf die Rolle

Fondsanleger werden von ThomasLloyd erneut vertröstet

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Der AAA hat den Fondsanbieter Thomaslloyd seit 2020 im Visier. Die ThomasLloyd-Gruppe, die sich selbst als “leading impact investment manager” bezeichnet und mit der Klimafreundlichkeit ihrer Kapitalanlageangebote brüstet, hat für vier geschlossene Fonds seit 2011 rund 670 Millionen Euro Eigenkapital bei knapp 25.000 deutschen Privatanlegern eingesammelt. Damit gehört ThomasLloyd zu den großen Playern am Markt der geschlossenen Fonds. Weil die ursprünglichen Prospekte spätestens aus dem Jahr 2013 stammen, fallen die Fonds nicht unter die Bestimmungen des KAGB, weswegen sie auch nicht von der BaFin kontrolliert werden. Das lässt eine Menge Spielraum, insbesondere was die Veröffentlichung von Bilanzen angeht.

Die zuletzt veröffentlichten Jahresabschlüsse der Fonds betreffen das Jahr 2020, auch die ThomasLloyd Cleantech Infrastructure Holding GmbH (TL CTI GmbH), in die das gesamte Fondskapital investiert wurde, hat noch keine neueren Zahlen vorgelegt.

Doch nicht nur bilanziell bleiben die Investitionen für die Anleger intransparent. Über die TL CTI GmbH soll das Kapital in verschiedene Solaranlagen in Indien und Biomassekraftwerke auf den Philippinen investiert worden sein. ThomasLloyd veröffentlicht wunderbare Berichte zu den Projekten und deren positiven Auswirkungen auf die Umwelt. Nicht erkennbar ist allerdings, welche Anteile an welchem Projekt die TL CTI GmbH tatsächlich hält. Die gesamte Investitionsstruktur bleibt für den Anleger unfassbar. Gewinne wurden in der Vergangenheit ausweislich der Bilanzen nur durch An- und Verkäufe innerhalb der Gruppe realisiert. Das Eigenkapital der Fonds hingegen ist bilanziell weitestgehend zusammengeschmolzen. Bezahlt wurden allerdings die erheblichen Vertriebskosten.

Seit Ende 2019 werden die Fonds nicht mehr weiter platziert, es fließt also kein neues Kapital zu. Seit 2020 schütten die Fonds nicht mehr planmäßig aus. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Mit Ausnahme einer “Sonderausschüttung” im Dezember 2021 floss kein Geld mehr an die Anleger, die immer wieder vertröstet werden. Wer auch immer die Anlegerinformationen für ThomasLloyd verfasst: Er oder sie ist MeisterIn in der Kunst, mit einer Menge wohlklingender Worte inhaltlich absolut bedeutungslos zu bleiben. Deutlich wird dies schon an Auszügen aus den Rundmails an die Anleger (Hervorhebungen im Fettdruck stammen teilweise von uns):

 

3. März 2021

“Aufgrund der seit Anfang 2020 im Zuge der globalen COVID-19-Pandemie zunehmenden personellen, technischen und administrativen Einschränkungen sowie Reise- und Kontaktbeschränkungen zeichnete sich im Frühsommer 2020 deutlich ab, dass der übliche Prozess der Liquiditätsgenerierung durch Rückflüsse aus Re- und Zwischenfinanzierungen sowie Erlösen aus zu attraktiven Marktpreisen realisierten Projektverkäufen vorübergehend empfindlich gestört sein würde…

Angesichts dieser Erkenntnis traf die Fondsgeschäftsführung pflichtgemäß und im Einklang mit dem Gesellschaftsvertrag sowie den Grundsätzen guter Unternehmensführung im wirtschaftlichen Interesse der Fonds die Entscheidung, mit einer zeitlich begrenzten Verschiebung der regelmäßigen, unterjährigen Vorabausschüttungen auf die jährlichen, gewinnunabhängigen Entnahmerechte zu reagieren (vgl. § 30 des Gesellschaftsvertrags).

Mit dieser einen einzigen Maßnahme wurde aus Sicht der Fondsgeschäftsführung hinreichend und abschließend auf die Pandemie reagiert, da die wirtschaftlichen Grundlagen des Fonds – wie das Portfolio, der Markt und die laufende Ertrags- und Liquiditätslage – fundamental zu jedem Zeitpunkt „gesund“ waren und sind.”

24. Februar 2022

“So bauten wir mit dem Kapital der Cleantech Infrastrukturfonds ein umfangreiches Infrastrukturportfolio in Asien auf und zahlten parallel dazu regelmäßig attraktive Ausschüttungen aus, die aus Projektverkäufen und Refinanzierungen geleistet werden konnten. Und das ausnahmslos bis zum Pandemieausbruch im ersten Halbjahr 2020…

Wie nicht anders zu erwarten, war es trotz aller weltweiten Lockdown-Maßnahmen aufgrund der Einstufung unserer Projekte und Kraftwerke als kritische Infrastruktur möglich, bereits initialisierte Projekte weiter zu entwickeln, zu bauen und zu betreiben. So waren diese Bereiche des ThomasLloyd-Geschäftsmodells durch COVID-19 kaum bis gar nicht beeinträchtigt, und es konnten wie vor der Pandemie Grundlagen für zukünftige Wertentwicklungen geschaffen werden…

Schließlich war durch die Restriktionen die für den erfolgreichen Abschluss dieser Transaktionen unabdingbare Anwesenheit von Verkäufern und Käufern sowie refinanzierenden Banken vor Ort vorübergehend nicht mehr möglich.

Hätten wir also alle Anlagen wie gemäß Anlagestrategie geplant in den Jahren 2020 und 2021 verkaufen können, hätten sich keinerlei Verzögerungen bei den Ausschüttungen ergeben…

Was wir versprechen, wird gehalten. Auch in Zukunft

2022 ist dabei das Jahr, das uns zuversichtlich macht, zur Normalität zurückzukehren und in dem wir die Schaffung von Wachstumsperspektiven für die Jahre danach nochmals intensivieren können. Lassen Sie uns gemeinsam nach vorne blicken – die Zukunft ist vielversprechend.”

1. Juni 2022

“Die seinerzeit dargestellten Entwicklungen verfestigten sich in den vergangenen Monaten, so dass – das sei vorweg angemerkt – die Ausschüttungsprognose aus heutiger Sicht weiterhin Bestand hat. So wird es uns bei unverändert positiver Marktentwicklung möglich sein, noch im Laufe des dritten bzw. vierten Quartals 2022 alle bislang verschobenen Ausschüttungen vollständig nachzuholen sowie voraussichtlich im 1. Quartal 2023 den regelmäßigen Ausschüttungsturnus wieder aufzunehmen.”

15. Dezember 2022

“Wir freuen uns, Ihnen heute verbindliche Aussagen zum künftigen Ausschüttungsverlauf nennen zu können…

Die regelmäßigen Ausschüttungen werden ab dem 01.01.2023 (Zahlungslauf im April 2023) wieder aufgenommen… Im April, September und Dezember 2023 werden mehrere Sonderausschüttungen an die Anleger geleistet… Die Wertsteigerungen der Kraftwerke werden sehr wahrscheinlich bereits im handelsrechtlichen Jahresabschluss 2021 zu einer vollständigen Wertaufholung der im Jahresabschluss 2020 vorgenommenen Wertberichtigungen führen…

Auf Basis dieser erzielten Grundsatzeinigung werden nun die Verkaufsverträge und Objektprüfungen (Due Diligence) komplettiert, welche die Grundlage für eine Finalisierung der Transaktion zum Ende des 1. Quartals 2023 sind.”

26. April 2023

“So fußten die Planungen zum Jahresende 2022 auf der Annahme, dass alle zum damaligen Zeitpunkt bekannten, noch zu erfüllenden Verkaufsbedingungen, innerhalb des avisierten Zeitraums mit hoher Wahrscheinlichkeit erfüllt werden können.

Die Beteiligungsgesellschaften wurde Anfang April darüber informiert, dass es im Verkaufsprozess aufgrund noch ausstehender und zusätzlich einzuholender Unterlagen, deren Erstellung und Übermittlung überwiegend behördlicher Natur sind und daher nicht im Einflussbereich der Beteiligungsgesellschaften liegen, zu einer weiteren zeitlichen Verzögerung von vermutlich wenigen Wochen kommt. Die zum Zeitpunkt der letzten Anlegerinformation seitens der Beteiligungsgesellschaften ausstehenden Aufgaben konnten dagegen plangemäß, vollständig und fristgerecht erledigt bzw. umgesetzt werden, so dass es hierdurch zu keinen weiteren Verzögerungen kommt…

Mit einer kontinuierlichen Wiederaufnahme des bisherigen Ausschüttungsmodus sowie dem sukzessiven Beginn von Sonderausschüttungen ist somit noch im zweiten Quartal 2023 zu rechnen…

Wir bedauern sehr, dass wir Sie bezüglich des ersten Ausschüttungstermins noch um ein wenig Geduld bitten müssen… Zudem bitten wir um Ihr Verständnis, dass die beteiligten Parteien – wie bei solchen Transaktionen üblich – regulatorischen Anforderungen hinsichtlich ihres Berichtswesens unterliegen. Zudem setzen vertraglich getroffene Vertraulichkeitsvereinbarungen klare Grenzen hinsichtlich dessen, was kommuniziert und publiziert werden darf. Sobald weitergehende Details mitgeteilt werden dürfen, werden wir Sie unverzüglich informieren.”

Und jetzt heißt es in der Anlegerinformation vom 30. Juni 2023:

“Bedauerlicherweise liegen bis zum heutigen Tage die letzten ausstehenden Bedingungen (Kauf-/Verkaufsgenehmigungen) trotz unseres regelmäßigen, nachdrücklichen Nachfassens nicht vor. Damit verzögert sich leider sowohl der Verkauf, der Zufluss von Liquidität als auch die damit einhergehende Wiedereinsetzung der Ausschüttungsmodi erneut…

Die bisher für die zweite Jahreshälfte 2024 vorgesehene Refinanzierungs-Transaktion des von ThomasLloyd zur Verfügung gestellten Fremdkapitals für die Kraftwerke soll nun vorgezogen werden, unabhängig davon, wann der Verkauf des Eigenkapital-Anteils finalisiert werden kann…

Das Asset Management hat das von den Anlegern zur Verfügung gestellte Kapital im Verhältnis ca. 20:80 als Eigen- bzw. Fremdkapital (in Form von „Krediten“) mittelbar in das Biomasseportfolio investiert. Das bedeutet auch: Die Refinanzierungs-Transaktion, bei der eine oder mehrere Banken als neue Darlehensgeber das von ThomasLloyd ausgereichte Fremdkapital mit Liquidität ablösen, setzt einen mehrfach höheren Betrag frei als der Verkauf des Eigenkapitalanteils.

Weitere Vorteile: Refinanzierungen können auch ohne behördliche Genehmigungen umgesetzt werden und könnten deshalb ggf. aufgrund einfacherer Abläufe schneller als der sich bereits in der Umsetzung befindende Verkauf umgesetzt werden. Dies beschleunigt nicht nur die Wiederaufnahme von Ausschüttungen, sondern ermöglicht auch, zu einem früheren Zeitpunkt und einen erheblich größeren Betrag in die Entwicklung neuer Projekte zu investieren

Wir gehen davon aus, dass die aktuelle Verzögerung keine Auswirkungen auf die in der Anlegerinformation vom Dezember 2022 genannten Sonderausschüttungs-Termine des zweiten Halbjahres 2023 (sechs Monatsausschüttungen im September 2023, fünf Monatsausschüttungen im Dezember 2023) haben wird. Die Rückkehr zu regelmäßigen Ausschüttungen ist nunmehr für das 3.Quartal und somit im Oktober geplant.”

Die Aussagen zu den Refinanzierungen, aus denen dann Eigenkapital abgelöst werden soll, finden wir besonders interessant. Wenn schon auf das Eigenkapital keine Auszahlungen geleistet werden können, wer sind dann die Fremdkapitalgeber, die bereit sind, Darlehen zu vergeben, bei denen sie nicht mit regelmäßiger Verzinsung rechnen können? Plausibel finden wir das alles nicht. Man darf gespannt sein, was die für Ende Juli angekündigte nächste Rundmail an Informationen (nicht) enthalten wird. Den Anlegern der ThomasLloyd-Fonds raten wir, mit Nachdruck nach den Jahresabschlüssen 2021 zu fragen — ab jetzt sollten bereits die Abschlüsse für 2022 vorliegen.

Wir wagen die Vermutung, dass die Bilanzen 2021 alles andere als das positive Bild zeigen, das den Anlegern angekündigt wird.

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