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Harlekin – Schnitten und Oster-Rituale

Das Osterfest steht vor der Tür und deswegen backe ich “Harlekin-Schnitten”, einen Kuchen, den es in meiner Heimat Siebenbürgen an Ostern häufig gab. Allerlei Kleingebäck, gefärbte Eier und vor allem Hochprozentiges wie “Vişinată”ein (leckererer) Sauerkirschlikör, selbstgemachter Eierlikör Oder einfach ein klarer Pflaumenschnaps (“Țuică”) mussten bereitgehalten werden.

Doch der Höhepunkt des christlichen Festes war sicherlich das sogenannte “Bespritzen” – ein eher heidnisches Fruchtbarkeits-Ritual, das wie folgt abläuft: Am Ostersonntag, nach dem obligatorischen (evangelischen) Kirchgang, ziehen die Männer (alle, ob jung oder alt) jeder bewaffnet mit einer Flasche (meist billigem) Parfüm durch das Dorf, gerne in kleinen Gruppen, um die Frauenwelt mir ihrem Duftwasser zu besprühen.

Die holde Weiblichkeit ist Schon früh am Ostersonntag damit beschäftigt, den Tisch zu decken und sich entsprechend appetitlich herauszuputzen.  “Ist es erlaubt zu bespritzen?” auf diese  scheinheilige Frage beugen die Frauen ihr Haupt, damit die Männer den rituellen Akt vollziehen können. Danach sitzt man plaudernd zusammen, knabbert Gebäck  und trinkt ein Schnäpschen. Die ganz jungen Männer erhalten zum Dank ein buntes Osterei oder auch ein wenig Kleingeld. Dann geht es zur nächsten “Blüte”,   und das wiederholt Mann so lange, wie er kann.

Es muss wohl eine geheime Choreografie des Osterrituals gegeben haben, also vielleicht erst die Mädchen, die besonders begehrenswert waren oder erst die Frauen, die besonders gut backen konnten bzw. guten Schnaps kredenzten….  Ich weiß es nicht, ich weiß nur eins: Für die weniger trinkfesten Männer endete der Tag frühzeitig, mit glasigen Augen und einem flauen Gefühl im Bauch – und nicht immer Auf Dem heimischen Sofa…

 Für mich war dieser Fruchtbarkeitszauber schlichtweg eine olfaktorische Zumutung. Immer schon äußerst geruchsempfindlich Habe Ich Ostern nur dank ausgeklügelter Strategien zur Vermeidung der Duftwasser-Duschen schadlos überstanden.  Je nach Sympathie für und/oder Sex-Appeal des potenziellen Besprühers war ich anwesend oder aber gerade dringend im Bad… Glücklicherweise konnte ich mit Hilfe eines “Außenspiegels”  an der Hauswand erkennen, wer den Hof gerade betrat und rechtzeitig in Deckung gehen. Dafür habe ich aber auch lange Minuten im Bad verbracht.
Schön war es trotzdem – meine Landsleute pflegen diesen Osterbrauch immer noch, auch wenn die meisten schon lange nicht mehr in Siebenbürgen leben. Ob sich am Sonntag jemand in unser schönes Lindenthal verirrt, mit einem Fläschchen Parfüm? Der Kuchen ist schon fertig…

Und so geht das Rezept für die “Harlekin-Schnitten”
Zutaten für die Teigplatten: 420 g Mehl, 140 g Zucker, 280 Butterschmalz (weich), 1 Eigelb, 100 g Creme Fraiche, 1/2 Päckchen  Weinstein-Backpulver, 150 g Himbeer-oder Johannisbeer-Marmelade, am besten ohne Kerne. Zutaten für den Guss: 100 g Puderzucker, 2 Eigelb, Saft und Schale von einer Bio-Zitrone, Dekoration: Zuckerstreusel, geraspelte Schokolade, Gewürz-Blüten, getrocknete Beeren oder gehackte Nüsse.

Zubereitung: Butterschmalz  mit Zucker, Creme Fraiche und Eigelb  verrühren, Mehl mit Backpulver vermischen und dazu geben. Das Ganze zu einem glatten Teig verarbeiten und 30 Minuten ruhen lassen. Teig in drei Portionen teilen und jeweils zu 0,5 cm dicken, rechteckigen Platten, etwa DIN A4 groß, auswalken und mit einer Gabel einstechen um Blasenbildung zu vermeiden. Bei 175 Grad im vorgeheizten Backofen 12-15 Minuten backen. Nach dem Backen abkühlen lassen und den ersten Teigboden mit Marmelade bestreichen. Den  zweiten darauf legen,  die restliche Marmelade darauf verteilen und die dritte Teigplatte auflegen.

Für den Guss die Eidotter (sie sollten zimmerwarm sein) mit Puderzucker und Zitrone schaumig rühren . Auf dem Kuchen verteilen. Je nach Gusto mit bunten Zuckerstreuseln, Schokoladenraspeln oder Gewürz-Blüten bestreuen und den Kuchen im Backofen bei 80 Grad etwa 20 Minuten “trocknen” lassen.  Danach in schmale Streifen oder Rauten schneiden.
Die Schnitten lassen sich gut aufbewahren, wenn sie luftdicht gelagert werden.




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