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Killertrip Teil 1

Tags: mich hatte
Hallo allerseits,

ich möchte heute damit beginnen, eine äußerst seltsame und merkwürdige Geschichte zu erzählen, die auf einer wahren Begebenheit beruht. Die Geschichte ist bewußt in der Ich-Erzählform geschrieben, um die Anteilnahme des Lesers zu steigern. Den gesamten Text, werde ich in den nächsten Wochen hier posten.

Teil 1
Als die Story begann, war ich bereits eine Woche lang mit meiner Clique in Griechenland unterwegs. In diesem Urlaub, auf den wir uns alle schon sehr gefreut hatten wollten wir uns voll unserem Hobby, dem Windsurfen, widmen und suchten uns geeignete Buchten. Bis dato hätte ich unsere Gruppe so beschrieben: jung, fröhlich, locker, unkompliziert und erprobt kameradschaftlich. Diese Meinung sollte sich än­dern!
Wie jeden Abend schlenderten wir auf der Suche nach einem Lokal für unseren Nachtschluck durch die reizvolle Hafen­gegend. Diesmal waren wir nur zu dritt, da der Rest der Bande bereits zum Strand zurückgefahren war. Es lag ein besonders heißer Tag hinter uns, so daß sich die Kumpels schon vor der Zeit in ihre Wohnmobile und Zelte zurückgezogen hatten.
Wir entschieden uns für ein brechend volles Restaurant mit fröhlichem Publikum. Es roch nach schwerem Öl, Gewür­zen und Tabakqualm. Die Leute waren laut und dem Alkohol zugetan. Wir standen dem in nichts nach und prosteten uns zu.
Als ich, nachdem ich vorher schon drei Gläser Wein ge­tankt hatte, meinen vierten Ouzo leerte, entdeckte ich auf dem Grund des Glases etwas, das wie feinkörniges graues Pulver (oder Zigarettenasche) aussah. Hatte ich mich am Drink eines anderen vergriffen? Möglicherweise flößte mir hier jemand etwas ein? Ich ließ den Rest stehen und beachtete den Vorfall nicht weiter.
Gegen Mitternacht schwankten wir zum Strand zurück und ich rollte mich in eine Decke auf dem Rücksitz meines Wagens und versuchte zu schlafen. Dabei machte ich eine seltsame Beobachtung. Meine Gedanken waren auf eine beunruhigende Weise glasklar. Ich erinnerte mich an den Vorfall mit diesem mysteriösen Pulver und dachte an Rauschgift. Ich blieb die Nacht schlaflos.
Am nächsten Morgen befand ich mich in äußerst gereizter Stimmung und überlegte, ob ich nicht noch am gleichen Tag ab­reisen sollte. Ich wechselte später auch meinen Standort unter Umständen, die mir Gänsehaut verursachen sollten, aber das konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen! Der Tag war nach meinem Gefühl noch heißer und drückender als sonst - als ob die Luft stehenblieb und kein Hauch sich regte. Ich genoß den Duft der vielen Eukalyptusbäume. Das war auch der Grund, warum ich neben solch einem knorrigen Exem­plar parkte. Mir war überhaupt nicht nach Surfen zumute. Nicht einmal nach Baden. Ich wollte allein sein, vor mich hin dösen, Schlaf nachholen. Nichts tun. Einfach Siesta halten, etwas, das die Südländer perfekt beherrschen. Ich hatte nur kopfschüttelnd abgewunken, als meine Freunde mich fragten, ob ich mit ans Meer kommen wollte.
Mein Zeitgefühl war weg. Keine Ahnung, wie lange ich ab­getaucht war, als ich es mir auf meiner Luftmatratze bequem gemacht hatte. Der Tag verflog, die Dämmerung machte sich bemerkbar. Wolkenfetzen färbten sich zartrot, mischten sich mit Grau und einem dunkleren Blau. Langsam löste sich das Him­melsbild auf. Obwohl ich noch nichts gegessen hatte, machte sich kein Hunger bemerkbar. Gegen acht Uhr wollten wir uns in unserem Stammlokal treffen. Ich raffte mich auf, zog mich an, steuerte Noussa an und schlenderte dort herum. Ich kaufte Postkarten, bis mich meine Freunde mit einem lauten ,,Hallo" begrüßten. Wir gingen ins Lokal, wo sie schon einen Tisch re­serviert hatten. Ich suchte noch schnell die Toilette auf. Diese Örtlichkeit war kein angenehmer Ort. Kein Papier und ein Wasserhahn, der eine undefinierbare Brühe ausspuckte. Ich wischte mir die Hände an den Hosen ab und würgte.
Als ich zurückkam, unterhielten sich alle angeregt und laut, um den allgemeinen Lärmpegel zu übertönen. Dann geschah etwas Ungewöhnliches. Bernd griff zu einer der Flaschen, als Wolfgang ihn am Arm festhielt. „Laß sie stehen! Das ist doch die von Gert präparierte!" Er zuckte zurück, nahm eine andere und goß ein. Ich war beunruhigt. Hatte ich etwas falsch verstanden? Oder mir etwas eingebildet?
Der Salat schmeckte fad. Nur Öl, keine Würze. Ich salzte nach. Meine Kehle war trocken, und ich griff nach einer Flasche. Ich nahm einen satten Schluck von dem schäumenden Bier. Da explodierte etwas in meinem Kopf. Der Verstand war wie aus­gelöscht. Weg. Nichts. Mattscheibe! Es dauerte, bis ich meine Umgebung wieder einigermaßen wahrnehmen konnte. Langsam wurden die Umrisse wieder konkret. Mich übermannte Angst, und ich hörte wie von weit her Gert sagen: „Ihr könnt anfangen!" Wolfgang antwortete erschrocken: ,,Der ist wohl verrückt ge­worden. Der hat tatsächlich Rolf eingeschaltet. Wenn er vor ihm nicht haltmacht, dann vor niemandem mehr auch nicht vor uns!"
Ich hörte Bernd sagen: „Jetzt kommt es schon nicht mehr darauf an - und vergiß nicht - uns kann schließlich nichts pas­sieren! Rolf wird sicher gleich nach Parikia fahren. Sollte er zur Polizei gehen, erklären wir ihn einfach für verrückt." Er rückte seine runde Brille zurecht und atmete tief. „Wenn er stattdessen ins Hospital marschiert, lauern wir ihm dort auf und machen ihn fertig, noch ehe er ein Wort sagen kann!" Einen Augenblick hielt er inne, und über seinem Gesicht breitete sich ein zufrie­denes Grinsen aus. „Auch wenn er zum Strand geht und sein Surfbrett holt, fangen wir ihn unterwegs ab." Seine Stimme wurde leise.
Mir war überhaupt nicht klar, was hier vorging. Ich glaubte an eine Sinnestäuschung, als ich plötzlich erneut Gerts Stimme hörte. „Er darf die Fähre nicht erreichen. Ich erschieße ihn spätestens, wenn er sich in die Warteschlange der PKW ein- reiht. Der Schalldämpfer ist sicher und verschluckt jeden Laut. Kein Mensch wird etwas mitkriegen." „Nur wenn er versuchen sollte, das Morgenschiff zu nehmen, hätte ich ein Problem. Ich schieße nicht gern bei Tageslicht!"
In mir stieg langsam aber sicher Todesangst auf. Ich fühlte mich verdammt allein und verwirrt. Wehrlos! Mein Herz fing an zu rasen. Blut schoß mir in den Kopf. Hatte man mir Gift oder Drogen verabreicht? Bildete ich mir das alles ein? Kalter Schweiß stand mir auf der Stirn. Etwas wacklig stand ich auf. „Mir ist schlecht", sagte ich leise. „Ich gehe ein paar Schritte an die Luft." Wolfgang und Bernd warfen mir einen seltsamen Blick zu. Als ich die Terrasse des Restaurants verließ, hörte ich jemanden flüstern: „Wenn er bis neun nicht wieder da ist, fahren wir nach Parikia ..."
Ich riß mich zusammen und bog rechts ab und fing an zu laufen. Nach kurzer Zeit hatte ich meinen Wagen erreicht. Einen Moment erleichtert stieg ich ein und atmete auf. Nichts wie weg hier! Auf Zelt und Surfbrett konnte ich notfalls verzichten. Jetzt ging es um mein Leben! Das mich meine eigenen Freunde, die ich schon so lange kannte, töten wollten, mußte erst verarbeitet werden. Doch warum, blieb vorerst offen.
Obwohl ich sehr schnell Richtung Parikia fuhr, versuchte ich konzentriert zu bleiben. Es durfte nichts dazwischen kommen. Bloß kein Unfall! Mehr Probleme konnte ich mir nicht leisten. Was war zu tun? Die Polizei informieren, einen Arzt aufsuchen?
Ich brauchte für die Strecke eine halbe Stunde, suchte einen Parkplatz und ging zur Ortsmitte. Der erste Passant, den ich nach der Polizei fragte, gab mir nur eine vage Antwort. Nachdem ich noch andere Leute ansprach, erhielt ich endlich eine Beschrei­bung des Weges, fand das Revier, stürmte die Treppen hinauf und klopfte an die erste Tür. Irgendjemand raunte, und ich betrat das Zimmer. In dem kargen Raum saßen außer dem Be amten ein Mann und zwei Frauen herum und alle sahen mich verwundert an. Hastig erzählte ich in halbwegs passablem Schul­englisch, daß man mich vergiften wolle und ich dringend einen Arzt brauchte. Eine der jüngeren Griechinnen lachte auf, hielt aber sofort inne, als sie den gehetzten Ausdruck in meinem Gesicht wahrnahm. Ihre Miene wurde unsicher - sie verstand wohl, daß es mir ernst war. „Gleich in unmittelbarer Nähe gibt es ein Krankenhaus" meinte der Polizist, griff zum Telefon und wählte eine Nummer. „Der Doktor weiß Bescheid, daß Sie kommen."
In seiner ruhigen Art, die mir gut tat, erklärte er mir den Weg. Gott sei Dank fand ich das Hospital, das wirklich nur wenige Minuten entfernt lag und auch das Zimmer, wohin man mich bestellt hatte. Der jüngere der beiden Mediziner hörte mir zu, was ich zu berichten hatte, und wandte sich in Abständen sei­nem Kollegen zu, um ihm den Sachverhalt auf Griechisch zu übersetzen. Ich bat darum, mich auf Drogen abzuschecken. Nach einer kurzen routinierten Untersuchung betrachteten beide intensiv meine Augen. „Ich kann leider nichts feststellen", sagte derjenige, der auch ein recht gutes Englisch sprach. „Ihren Schilderungen nach könnte es sich bei den aufgetretenen Symptomen um LSD oder eine verwandte Droge handeln. Ein genaues Ergebnis können Sie erst bekommen, wenn wir einen Bluttest gemacht haben." Er stockte und sprach weiter: „Das wird aber ein bis zwei Tage dauern". Er sah mich besorgt an. Ich muß wohl verzweifelt gewirkt haben und antwortete: „Das dauert mir zu lang - ich stehe die Warterei nicht durch!" „Ich versteh sie ja junger Mann. An ihrer Stelle würde ich Griechenland so bald als möglich verlassen. Zuhause in Deutschland werden Sie sich sicher fühlen. Lassen Sie sich von Ihrem Hausarzt dort ansehen und dann kommt alles in Ordnung!" Seinen Worten folgte ein aufmunterndes Lächeln, das ich dankbar quittierte.
Ich verabschiedete mich mit markigem Händedruck und kehrte zu meinem Wagen zurück. Ob sich die anderen um mein Surfbrett kümmerten wußte ich nicht. Die unguten Gedanken kamen wieder und erneut packte mich Unruhe. Ich mußte weg.
In einem Cafe, das scheinbar häufig von Touristen frequentiert wurde, wie ein paar bunte Aufkleber internationaler Reise­gruppen an der Eingangstür zeigten, fragte ich nach der Abfahrts­zeit der nächsten Fähre. Der Mann hinter dem Tresen war gerade dabei Gläser zu polieren und sagte in gebrochenem Deutsch: „Um 23 Uhr geht ein Schiff. Jeden Tag. Wollen sie nicht noch bleiben? Schön in Griechenland!" Wenn der wüßte! Seine Naivität hatte für mich im Augenblick sogar etwas Komisches. Ich grinste und schüttelte den Kopf. Jetzt war es 21 Uhr, noch zwei Stunden, dann war es soweit.
Draußen war es bereits dunkel. Ich hatte mir noch nicht ein­mal einen Kaffee gegönnt. Ich war angespannt bis zum Zer­reißen. Die nächsten Schritte mußten gut überlegt werden. Sollten die Brüder wirklich jetzt losfahren, waren sie in einer halben Stunde hier. Ich mußte mir sofort ein Ticket kaufen, bevor sie den Hafen erreichten. Ich kramte Geld hervor und ging zum ersten Buchungsbüro. „Tut mir leid", sagte das Mädchen hinter dem Schalter mit einem charmanten Augenaufschlag, „wir sind leider ausgebucht für heute Nacht!" Ich glaubte mei­nen Ohren nicht zu trauen und spürte, wie sich meine Schultern verspannten.
„Ruhig bleiben!" ermahnte ich mich, als ich aus der Tür trat. Ich atmete die Abendluft ein und zwang mich gelassen zu bleiben. Sollte ich für heute bleiben müssen, gäbe es erst mor­gens um 7 Uhr die nächste Abfahrt. Das hätte den Vorteil, daß mich die Helle des Tages schützen würde, wie Gert gesagt hatte: „Ich schieße nicht gern bei Tag!" Bei dem Gedanken stellten sich meine Nackenhaare auf. Das würde allerdings auch bedeuten, daß sie die ganze Nacht zur Verfügung hatten, mich umzubringen.
Ich war zu erregt und weigerte mich, diese Vorstellung kon­kret werden zu lassen. Nein, ich würde nicht aufgeben! Sollte es zu einer Konfrontation kommen, dann heute. Entschlossen ging ich die Straße weiter und betrat das nächste Schiffahrtsbüro. Ich hatte Glück! Alles schien jetzt wieder so einfach, und meine Lebensgeister erwachten. Ich steckte mein Ticket in die Tasche und wurde etwas ruhiger.
Jetzt war es 21.30 Uhr. Sie konnten möglicherweise schon in der Hafengegend sein und mich suchen. Vorsichtig um mich spähend, machte ich mich auf den Weg. Inzwischen schlen­derten ganze Massen von Touristen auf und ab und die Lokale waren voll besetzt. Dinnertime auch für die Griechen, die teil­weise ihre Kinder mit dabei hatten und sowieso erst um diese Zeit die Restaurants betraten.
Wenn ich mich nicht in dieser verfahrenen Situation befunden hätte, wäre das ein schöner Urlaubsabend, den man hätte ge­nießen können. Planlos Spazierengehen, sich von den Lichtern faszinieren lassen, Leute beobachten, irgendwo einkehren, ein nettes Gespräch anfangen, mit hübschen Mädchen flirten -nichts davon war mir möglich. Irgendwie hatte ich das nicht verdient. Ich schwelgte in Selbstmitleid und wollte aus diesem Alptraum aufwachen.
Die rechte Straßenseite war voll geparkt mit Autos, die alle auf die Fähre warteten. Der Griff nach meinen Papieren in der Tasche beruhigte mich. Inzwischen hatte sich sogar Hunger entwickelt und ich beschloß essen zu gehen. Am besten schien mir, in der Nähe des Wagens zu bleiben. Ich wollte mich in Deckung halten und mischte mich unter die Touristen. Da fiel mir ein, daß ich in meinem Gepäck ein Messer hatte. Als ich bei meinem Vehikel ankam, öffnete ich die Hecktür und begann fieberhaft zu suchen. Ich wurde fündig! Da lag es - in einem Seitenfach meines Sportbags und glänzte mir entgegen. Ich ließ es zunächst im Auto und plazierte es griffbereit, aber verdeckt rechts neben dem Fahrersitz und schloß ab. Dann schlenderte ich, betont locker, die Straße hinunter, um mir eine Gaststätte zu suchen die meine Magennerven beruhigte, die Augen immer wach nach links und rechts gerichtet. Ich landete in einer der zahlreichen billigen Kneipen, in welchen man tadellosen Fisch essen konnte. Meine Ansprüche waren nicht hoch und ich hoffte, daß mit der Körperstärkung auch mein Optimismus wiederkehrte.
Ich suchte mir einen Stuhl, von dessen Platz aus ich die ge­samte Straßenszene beobachten konnte, selbst aber getarnt blieb, da ich mich zu einer Gruppe junger Skandinavier ge­sellte.
Bis zur Abfahrt meiner Fähre hatte ich noch eine gute Stunde Zeit zur Verfügung, genug, um in Ruhe meine Mahlzeit einzu­nehmen und doch noch die relativ weite Strecke zur Anlegestelle zu schaffen. Je mehr die Zeit verstrich, während ich aß, desto unruhiger wurde ich. Obwohl der Schwertfisch, den ich bestellt hatte, frisch vom Grill kam, das Zaziki pikant schmeckte und das Bier dazu nicht übel war, entging mir bei alledem der Ge­nuß. Stattdessen stieg mein Adrenalinspiegel. Meine Stimmung rutschte auf den Nullpunkt, die Gedanken begannen sich zu überschlagen und mit mir Karussell zu fahren. Die Angst schwappte mit einem mal hoch und lahmte meinen Verstand. Ich mußte raus hier.
Eilig winkte ich dem Ober und zahlte hastig meine Rechnung. Fast rannte ich aus dem Lokal! Die frische Luft und Bewegung taten mir gut. Die Dunkelheit nutzend, ging ich in flotten Schritten zurück zum Auto. Es war anzunehmen, daß die ande­ren, mindestens aber Gert, mittlerweile nach mir suchten. Die Jagd hatte begonnen!
Ich wurde wütend. „Ihr Schweine", dachte ich mir, „was soll das Ganze? Ihr seid wohl verrückt geworden!" Mein Camping­messer, das zunächst für alles andere als zur Verteidigung ge­dacht war, schien mir doch relativ harmlos, verglichen mit den Mitteln, mit denen man auf mich losgehen wollte. Mit einer Schußwaffe hätte ich größere Chancen, aber ich konnte schlecht einen Polizisten niederschlagen, um mir dessen Revolver anzu­eignen.
Es mußte jetzt bald soweit sein. Das Schiff war längst in Sicht­weite und näherte sich langsam dem Hafen. Es kam Leben in die wartende Menge. Die Leute drängten sich in einer Woge zum Kai.
Ich hielt mich zwischen parkenden Autos auf, von wo aus ich die Angelegenheit gut im Auge hatte, mich selbst aber schnell ducken konnte, sollte ich einen meiner Verfolger ausmachen. Um wenigstens etwas in der Hand zu haben, entschied ich mich, mein Messer zu holen. Ich klemmte es unter mein Hemd in den Gürtel meiner Jeans, wo es durch Öffnen eines Knopfes gut erreichbar war. Ich wartete in der Dunkelheit und beobach­tete meine Umgebung. Die Zeit verstrich endlos langsam.
Jetzt hatte die Fähre ihre Endposition erreicht. Hell beleuchtet hob sie sich von den Schatten der Nacht ab. Ich überlegte mein weiteres Vorgehen. Keinesfalls durfte ich in der Warteschlange stehen. Es wäre ein leichtes für Gert, ganz einfach und unbemerkt im Vorbeigehen auf mich zu zielen. Der Schalldämpfer würde verhindern, daß jemand aufmerksam und damit zum Zeugen wurde. Ich mußte in Bewegung bleiben und dann als letzter auf­fahren. Dies schien mir der einzig gangbare Weg zu sein. Mein Plan stand fest. Bis zur Einschiffung hatte ich noch eine halbe Stunde. Ich bemühte mich, die schleichende Angst zu unter­drücken. In meinem Kopf baute sich wieder dieser eigen­artige Spannungszustand auf, der vielleicht doch auf die Droge zurückzuführen war. Aber das half mir nichts, da es nicht zu ändern war. Die Minuten tropften dahin.
Endlich rührte sich etwas. Die ersten Fahrzeuge wurden gestar­tet, Scheinwerfer blitzten, in die Warteschlange kam Bewegung. Jetzt hielt mich nichts mehr in meinem Versteck. Mein Herz pochte wild.
Ich schlich zu meinem Auto, öffnete die Tür und ließ den Motor an. Außer ein paar Fußgängern konnte ich niemanden bemerken. Ich steuerte langsam in Richtung der Anlagestelle. Schon von weitem konnte ich sehen, daß die letzten Fahrzeuge der Reihe immer noch am selben Platz standen. Es ging wohl nicht so schnell voran. Kurz vor dem Einfädeln schlug ich einen Haken und bog links in die nächste Straße ein. Einmal um den Häuserblock, dann zurück zu meinem alten Parkplatz. Jetzt geradeaus weiter, um den Anschluß zu suchen, mich meinem Ziel zu nähern. Das geöffnete Deck sah aus wie ein riesiges Maul, das einen Wagen nach dem anderen verschluckte.
Für mich wurde es kritisch, da ich sichtbar war für jemanden, der mir hier auflauerte. Meine Taktik war für die Brüder durch­schaubar. Zügig fuhr ich am Steg vorbei und wiederholte das Manöver, kurvte noch einmal um den Block. Ich hatte ja gesehen, daß noch mindestens 30 Autos anstanden. Beim nächsten Anlauf mußte es klappen. Meine Angst war verflogen, die Anspannung allerdings geblieben.
Da ich die Gegend nun schon recht gut kannte, fuhr ich ein paar Schlenker und machte Umwege, bis ich die Hafenstraße wieder anpeilte. Ich hatte erwartet, daß die Autos der zweiten Schlange inzwischen eingeschifft seien. Doch meine Enttäu­schung war groß, daß diese Reihe noch nicht abgefertigt schien. Ich beruhigte mich mit Stau- und Verladeproblemen und mußte die Prozedur noch einmal wiederholen. Ich stoppte den Wagen und starrte zum Schiff hinüber. Blankes Entsetzen packte mich. Fassungslos mußte ich zusehen, wie es sich immer mehr ent­fernte. Sekundenlang setzte mein Denken aus. Tiefe Hoffnungs­losigkeit erfaßte mich. Das durfte doch nicht wahr sein!
Ich hatte mich selbst in mein Unglück manövriert. Die ver­meintliche Reihe war keine, die zur Abfahrt drängte, sondern eine Parkzone. Mir war, als gäbe der Boden unter meinen Füßen nach. Ich umklammerte mit beiden Händen verzweifelt das Lenkrad.


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