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Politische Weichenstellung für den Mittelstand – Interview mit Christian Lindner

Warum die Nachfolge in einem mittelständischen Unternehmen sexy ist und was Politik anders gestalten sollte, damit Regularien abgebaut und so der Mittelstand gestärkt werden kann, erörterte unser Berater Norman Edelmann für die Sonderausgabe des hagebau Magazins im Gespräch Mit Christian Lindner, Bundesvorsitzender der FDP.
Das hagebau Magazin wird herausgegeben von der hagebau Handelsgesellschaft für Baustoffe mbH & Co und richtet sich an mittelständische Unternehmer.

Interview mit Christian Lindner:

Welchen Stellenwert hat der Mittelstand für die deutsche Wirtschaft?
Unsere Stärke basiert auf mittelständischen Unternehmen im Handwerk, im produzierenden Gewerbe, im Handel und in der Industrie. Im öffentlichen Fokus stehen die großen Publikumsgesellschaften mit ihren angestellten Managern. Deshalb kümmert sich die Politik auch überwiegend um die Belange dieser Unternehmen und diskutiert deren Interessen. Die Rahmenbedingungen für unseren Mittelstand – also für die Unternehmen, zu denen in der Not nicht der Bundesadler, sondern der Pleitegeier kommt –, wo persönlich gehaftet wird, wo es Solidarität zu Standorten und zur Belegschaft gibt, diese Unternehmen fallen oft genug aus dem politischen Blickfeld heraus. Dieses Vorgehen ist töricht und muss sich ändern.

Warum findet der Mittelstand dann so wenig politische Beachtung?
Ich habe keine rechte Erklärung dafür. Eigentlich müsste es die Politik besser wissen, dass es nicht nur die großen Gesellschaften gibt, sondern dass es insbesondere der Mittelstand ist, wo Arbeitsplätze geschaffen und Ausbildung geleistet wird. Es sind gerade diese Unternehmen, die ihre Steuern zahlen, die im Umkehrschluss jedoch auch darunter leiden, wenn die Sozialabgaben steigen und die Energiekosten durch politische Entscheidungen erhöht werden. Sprich: Dem Mittelstand werden fortwährend die Möglichkeiten, wirtschaftlich voranzukommen und zu investieren, beschnitten.

Wie kann der Mittelstand politisch gestärkt werden?
Wir haben in unserem Mittelstand gegenwärtig verschiedene Heraus¬forderungen: den technologischen Wandel auf der einen und den anstehenden Generationenwech¬sel auf der anderen Seite. In diesen Zusammenhängen kann Politik unternehmerische Entscheidungen weder zensieren noch vorwegneh¬men oder lenken. Aber wir können die Rahmenbedingungen verbessern. Das Eigenkapital im Mittelstand bei-spielsweise muss erhalten bleiben, um die Krisenresistenz zu erhalten. Und wir müssen natürlich auch Rechtssicherheit gerade im Über¬gang schaffen. Darunter verstehe ich zum Beispiel auch Änderungen bei der Erbschaftssteuer, die nicht wie eine Fessel wirken.

Welche Rahmenbedingungen müssten sich ändern?
Einiges: von der steuerlichen Forschungsförderung, der Wiedereinführung der degressiven AfA bis hin zur Reduzierung der Ablast bei den Sozialabgaben können wir Veränderungen anstoßen. Darüber hinaus können wir den Solidaritätszuschlag entfallen lassen. Solche Dinge kann man verändern und das verbessert natürlich auch die Kapitalmarktfähigkeit oder Finanzierungsfähigkeit des Mittelstandes.

 
Familienunternehmen haben Probleme, Unternehmensnachfolger zu finden. Ist es unattraktiv, Unternehmer zu sein?
Es ist in Deutschland vor allem ein Mentalitätsproblem. Unternehmensnachfolge bedeutet ja, dass man in die Unternehmerrolle geht. Und Unternehmer zu sein, das ist kein Beruf – das ist eine Lebensform. Und da ist die Frage, wie wir mit Unternehmern umgehen. Das Unternehmerbild ist entweder geprägt von Neid, wenn es gut läuft, oder wenn es nicht klappt, schlägt das in Spott und Häme um.

 
Wie muss sich die Mentalität ändern?
Was ich mir wünsche, ist Respekt vor privatem Eigentum, Anerkennung von individueller Leistung und eine Kultur der neuen Chancen statt Häme im Falle eines Nichterfolgs. Ein Land wird in dieser Weise wirtschafts- und unternehmensfreundlicher. Und mit Respekt, Anerkennung sowie einer neuen Chance ist ein Land im Endeffekt nicht nur wachstumsorientierter, eine solche Gesellschaft ist auch lebenswerter.

 
Start-ups werden finanziell beträchtlich unterstützt. Braucht es diese Anreize auch für übernahmefähige Unternehmen?
Es ist eine attraktive Form des Unternehmertums, in einen etablierten Betrieb einzusteigen. Sie müssen kein Start-up gründen. Man kann genauso erfolgreich sein, wenn man in einem mittelständischen Betrieb tätig wird. Die Politik stellt die Finanzierung bei Start-ups bereit. Sicherlich gibt es eine Finanzierung im Genuin-Bereich für mittelständische Unternehmen. Aber das, was eigentlich entscheidend ist, ist das private Kapital im Venture-Capital-Bereich. Übertragen auf den Mittelstand bedeutet das, Private Equity oder Risikokapital bereitzustellen für Menschen, die in Form eines Management-Buy-outs übernehmen wollen, wenn die Nachfolge nicht in der Familie erfolgt oder von außen ein mittelständisches Unternehmen gekauft werden soll. Hier ist unser Finanzmarkt nicht dynamisch genug.

 
Das komplette Interview mit Christian Lindner sowie die gesamte Sonderausgabe des Hagebau Magazins zum Thema Unternehmensnachfolge finden Sie hier.

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