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Respektable Werte: Klarheit, Konsistenz, Präsenz

„Robbie Williams singt wieder mit Take That“, so die Schlagzeile. Wieso zollen wir ihm diesen Respekt, ist er sogar glaubwürdig? René Borbonus hat nachgefragt…

Im Falle von Robbie Williams können wir das gar nicht mal so genau sagen, es handelt sich um ein Gefühl, das wir nicht näher beschreiben können. Williams ist eine in sich zerrissene Persönlichkeit: Von Selbstzweifeln gequält, in Entziehungskuren erprobt – Aber ein Entertainer vor dem Herrn, charmant und provozierend zugleich.

Vielleicht hat Williams seine Popularität vor allem der Tatsache zu verdanken, dass er sein gespaltenes Ich nie versteckt, dass er authentisch und ehrlich bleibt. Weil er uns auf seine Weise sagt, dass es auch nach vorne gehen kann, Wenn du nicht perfekt bist. Weil er uns hoffen lässt, dass du es auch schaffen kannst, wenn du trotz großer Talente ständig mit dir haderst. Wie gesagt, ein unbestimmtes Gefühl.

Meistens ist es aber so, dass eine ganz bestimmte Eigenschaft, ein ganz bestimmter Wert einen Menschen zu einer „Respektperson“ erhebt.

So wie im Falle von Sophie Scholl, die mit ihrer Widerstandsbewegung „Weiße Rose“ gegen den Nationalsozialismus kämpfte. Der Historiker Golo Mann sagte einmal über die Mitglieder der Gruppe: „Sie fochten gegen das Riesenfeuer mit bloßen Händen, mit ihrem Glauben, ihren armseligen Medienapparaten, gegen die Allgewalt des Staates. Gut konnte das nicht ausgehen, und ihre Zeit war kurz. Hätte es aber im deutschen Widerstand nur sie gegeben, die Geschwister Scholl und ihre Freunde, so hätten sie allein genügt, um etwas von der Ehre des Menschen zu retten, der die deutsche Sprache spricht.“

Oder nehmen wir das Beispiel des Dalai Lamas. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter gilt als weisester und sympathischster Mensch auf Erden. Selbst in Deutschland hat der kompromisslos gewaltfrei für die Autonomie Tibets eintretende Dalai Lama höhere Sympathiewerte als der Papst. Der mit seinen einfachen Weisheiten faszinierende „Botschafter des Mitgefühls“ schrieb einmal, dass es immer der Feind ist, der einen Toleranz lehre. „Auf diese Weise ist Ihr Feind wirklich Ihr Lehrer. Wenn Sie für Ihren Feind Respekt anstelle von Zorn empfinden, wird sich Ihr Mitgefühl entwickeln. Diese Art Mitgefühl ist echtes Mitgefühl, das auf guten Überzeugungen beruht.“

Auch Helmut Schmidt hatte in seinem Politikerleben viele Feinde, erntete aber vor allem eines: Respekt. Der Altbundeskanzler und SPD-Politiker verblüfft bis heute die Öffentlichkeit mit bissigen und weitsichtigen Kommentaren zum aktuellen politischen Geschehen. Er wies schon lange vor der Bankenkrise auf die Risiken unseres Finanzsystems hin, gilt als strategischer Denker, wird als störrische Persönlichkeit mit Ecken und Kanten wahrgenommen.

In seinem Buch “Außer Dienst” schreibt Schmidt über das Wesen des Politikers: „Immer wird er auf seine Vernunft angewiesen sein. Je schwieriger eine Frage, desto wichtiger die Anstrengung der Vernunft. Am Ende aber kommt es auf das persönliche Gewissen an. Das Gewissen wird den Politiker an die Grundwerte erinnern, die er nicht verletzen darf. Politik ohne Grundwerte bleibt gewissenlos – sie kann zum Verbrechen tendieren.“

Manche Menschen respektieren wir mehr, weil sie Besonderes leisten, weil sie irgendwie unsere Aufmerksamkeit erregen. Dazu gehört auch der Verkäufer der Obdachlosenzeitung in der U-Bahn oder Dominik Brunner, der trotz aller Widersprüche im Münchner Mordprozess gegen die zwei Jugendlichen zu einem Sinnbild an Zivilcourage wurde. Sehen wir uns drei „respektable Werte“ etwas näher an: Klarheit, Konsistenz und Präsenz.

Klarheit

„Sich über etwas im Klaren sein“, „mit etwas nicht klarkommen“ oder „Klartext reden“ – schon diese wenigen Formulierungen machen einem deutlich, wie wichtig „Klarheit“ in unserem Leben ist. Wie so oft bei viel zitierten und benutzten Begriffen ist auch dieser nicht ganz so leicht zu fassen.

Wenn wir uns über etwas Klarheit verschaffen, informieren wir uns genauer über den entsprechenden Sachverhalt. Wenn Wir über etwas Klarheit gewinnen, dann verstehen wir eine Sache, die uns zunächst unklar war, zusehends besser. Wir können die Klarheit des Wassers, eines Blickes bewundern oder aber die Klarheit der Gedanken.

Was den Zusammenhang von Klarheit und Respekt betrifft, sind wir mit Blick auf die Gedanken, die Gefühle, den Verstand und die inspirierende Autorität eines Menschen schon auf einem sehr guten Weg. Klarheit ausstrahlende Persönlichkeiten ruhen in sich selbst und behaupten ihre Standpunkte auch gegen Widerstände. Das nötigt uns Respekt ab.

Wie zum Beispiel bei Ferdinand Piëch. „Piëch brachte mir bei, Dinge auf das Wesentliche zu reduzieren, und er beeindruckt mich durch seine Geradlinigkeit, seine Klarheit und sein striktes Nein zu jeglichen Grauzonen“, sagt Utz Claassen, der frühere Finanzvorstand von Seat, über den Aufsichtsratsvorsitzenden der Volkswagen AG.

„Einfühlung und Respekt bedingen sich gegenseitig. […] Respekt und Einfühlung verlangen gleichermaßen nach Ehrlichkeit – ein ehrliches (authentisches) Gespräch, ehrliche (unverfälschte) Aufmerksamkeit, ehrliches (aufmerksames) Zuhören und die Entschlossenheit zu ehrlicher (von Herzen kommender) Veränderung. Wenn wir ehrlich (genau) die Gedanken und Gefühle eines anderen Menschen verstehen […], erwächst tiefer unvergänglicher Respekt für die einzigartigen Erfahrungen des anderen.“

Konsistenz

Von einer wirklichen Wahlbeteiligung – bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen im Mai 2010 gaben zum Beispiel gerade mal 59,3 Prozent der Berechtigten ihre Stimme ab – wagt man heutzutage kaum noch zu sprechen, und wenn ein Unternehmen mal wieder rote Zahlen meldet, heißt es schnell: „Jetzt entlassen die garantiert wieder Tausende Angestellte, die ihren Job gut gemacht haben. Dabei sollten die lieber ein paar Nullen aus der Management-Etage in die Wüste schicken!“

Das Vertrauen der Deutschen in die Glaubwürdigkeit von Politik und Wirtschaft sinkt immer weiter. Genervte und enttäuschte Verbraucher glauben schon lange nicht mehr so ohne weiteres, was ihnen da den lieben langen Tag auf allen Kanälen erzählt wird. Nur was authentisch ist, wird geglaubt – und kann von den PR-Abteilungen wirksam vermittelt werden. Kontrollierte Medieninszenierung bleibt weiter wichtig, aber in Zeiten von YouTube, Blogs und Twitter müssen Kandidat und Botschaft konsistent sein, Aussagen und Handlungen also übereinstimmen.

Einer, der das verstanden hat, ist Barack Obama. In seinem Wahlkampf 2008 zeigte er, dass Medieninszenierung und emotionale Parolen allein nicht ausreichen, um zum neuen US-Präsidenten gekürt zu werden. Mit seinem Mut, anders zu sein und mit einem neuen, direkten Dialog in einem Umfeld kreativen Marketings trifft er den Kern. Wie wichtig ein Umdenken in diesem Bereich ist, beweisen auch die Ergebnisse einer Studie, die im Auftrag der Kommunikationsagentur Burston-Marsteller durchgeführt wurde.

Das GfS-Institut kam dabei nach seiner Befragung von 500 Meinungsführern (Geschäftsführer, Journalisten, Finanzanalysten, Politiker, leitende Angestellte) zu dem Schluss, dass das Gesamtbild eines Unternehmens zu über 50 Prozent durch die Wahrnehmung seines CEO Geschäftsführer oder Vorstand bestimmt wird. Dessen Ausstrahlung ist demzufolge für mögliche Investoren relevant, sein guter Ruf gilt als wertvolles Unternehmenskapital. Als Kriterium für die Beurteilung des CEO nannten die Befragten an erster Stelle Glaubwürdigkeit und Konsistenz.

Es ist aber auch zunehmend ein Begriff aus der Motivationspsychologie, der die Tendenz von Menschen beschreibt, an einer einmal getroffenen Entscheidung festzuhalten oder in Übereinstimmung mit früherem Verhalten zu handeln. Wer also konsistent handelt, dem schenkt man eher sein Vertrauen. „Außerdem erleichtert konsistentes Verhalten unser Leben im Alltag. Wir leben heute in einer hochkomplexen Welt. Wenn wir diese Komplexität nicht durch Konsistenz reduzieren würden, gingen wir in der Flut von Informationen unter.“

In dieser unübersichtlichen Welt sehnen wir uns nach Beständigkeit. Und die wiederum geben uns Menschen, die wissen, was sie wollen, die wissen, was sie machen – und das über einen langen Zeitraum hinweg. Menschen wie Alfred Herrhausen, der am 30. November 1989 in Bad Homburg im Alter von 59 Jahren von RAF-Terroristen ermordet wurde. Der Sprecher der Deutschen Bank verkörperte einen Typ Manager, wie wir ihn heute sehr gut brauchen könnten – einen Manager mit Intellekt, Weitsicht und Konsistenz. „Wir müssen das, was wir denken, sagen. Wir müssen das, was wir sagen, tun. Wir müssen das, was wir tun, dann auch sein“, sagte er einmal.

Kompetenz

Einer der Schlüsselfaktoren, um Respekt entgegengebracht zu bekommen, ist Kompetenz. Kompetenz beinhaltet zum einen die Fähigkeiten, die Fertigkeiten und das Wissen, um eine bestimmte Rolle zu erfüllen, zum anderen aber auch, dass einem diese Rolle und die damit verbundenen Verantwortlichkeiten zustehen.

Aus unserem beruflichen und privaten Umfeld ist uns der Respekt vor Kompetenz gleichermaßen bekannt. Die Person, die aufgrund ihrer „Problemlösungskompetenz“ die durch Krankheit dezimierte Mannschaft im Unternehmen so perfekt einteilt, dass alles wie geschmiert läuft, erfährt ebenso unseren Respekt wie der Elternbeirat, der das Schulfest im Dauerregen zum Erfolg macht, indem er kurzerhand ein Zirkuszelt organisiert.

Schon diese beiden Beispiele belegen, dass anerkennenswerte Kompetenz auch mangelnde Sympathie wettmachen kann. Sätze wie „Man kann von ihr halten, was man will, wenn es darauf ankommt, hat sie immer eine glänzende Idee“ oder „Er ist ein eher spröder Typ, aber weiß immer genau, was er tut“ belegen dies. Es kommt nicht von ungefähr, dass Kompetenz mit so vielen Zusätzen versehen wird. Neben der bereits erwähnten Problemlösungskompetenz gibt es die „Soziale Kompetenz“ und die „Sprachliche Kompetenz“. Beide sind Kompetenzaspekte, die neben Respekt auch Erfolgspotential beinhalten.

Wer sich nicht nur zu benehmen weiß, sondern vor allem auch weiß, wie er die besten Seiten seiner Mitmenschen hervorholt und glänzen lässt, kann seine Erfolge zumindest teilweise seiner sozialen Kompetenz zuschreiben. Wer sich nicht nur auszudrücken weiß, sondern auch Kritik angenehm verpacken kann ohne sie zu verstecken, kann sich seiner sprachlichen Kompetenz rühmen.

Präsenz

Vor ein paar Tagen habe ich mich während eines Spaziergangs auf eine Bank gesetzt und eine Weile den Kindern beim Spielen zugesehen. Wie ungezwungen, wie selbstverständlich es da zuging. Es wurde gelacht, gerannt, gerangelt. Und etwas abseits saß dieses kleine Mädchen auf der Wiese – redete mit sich selbst, war völlig abgetaucht in seine eigene Phantasiewelt, schien fernab vom Drumherum dahinzuschweben.

Und wir Erwachsenen? Wir rennen durch die Stadt, hetzen durch unser Leben, stehen unter Strom – stets im Glauben, wir müssten die Erwartungen anderer erfüllen. Aber wenn wir nicht mehr wissen, wie es sich anfühlt, zu spielen, wenn wir alles Ungezwungene und Unbefangene verlieren, dann spüren wir uns nicht mehr, sondern kontrollieren uns nur noch – und alles, was an Präsenz einmal da war, verabschiedet sich.

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Mit „präsent sein“ meine ich hier ein „Anwesend-Sein in jeder Hinsicht“. Nicht nur körperlich, sondern mit allen Sinnen. Menschen mit großer Präsenz rauben uns mitunter den Atem. Sicherlich haben Sie das auch schon einmal erlebt. Da kommt eine Person in den Raum, die gar nicht sonderlich schön ist, aber diese Ausstrahlung, hat von der man nicht genau weiß, woher sie eigentlich kommt. Markante Züge irgendwie, ein Lächeln, das aus ihrem tiefsten Innern heraus strahlt – und sie schweigt. Als sie sich dann einer kleinen Gruppe anschließt und nach einigen Minuten ins Gespräch einschaltet, sind alle anderen wie gebannt.

Eine präsente Persönlichkeit riskiert es ganz bewusst, auch mal falsch zu liegen. Sie weiß beileibe nicht immer, wohin ihr Weg sie führt. Wir haben schon viel gewonnen, wenn wir offen zu dem stehen, was und wer wir wirklich sind. Wenn wir uns konzentrieren, ganz bei uns bleiben und alle Eindrücke um uns herum förmlich aufsaugen – sei es nun das Stakkato des Presslufthammers oder das Singen der Vögel –, dann ist das der sichere Weg zu mehr Präsenz und mehr Ausstrahlung.

Über den Autor: René Borbonus arbeitet als Rhetoriktrainer, mag Schritte von der Theorie in die Praxis. Erfolg ist für ihn das Gefühl, in jedem Moment alles zu geben. Freude an freier Rede wecken….

Artikelbild: wabeno/ Fotolia.com

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