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Nachhaltigkeit: Management made in Switzerland

Nachhaltigkeit ist gut. 130 Unternehmen im Einzel-Handel wurden bewertet. Kontrolle ist besser. Bei rund 80 Prozent ist Nachhaltigkeit noch ein Fremdwort…

Offensiv werben einige Handelsunternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit. So findet der Verbraucher in den Werbebroschüren mitunter neben dem Angebot der Woche auch den Hinweis auf die Nominierung für einen Nachhaltigkeitspreis.

Der deutsche Rewe-Konzern hat den ehemaligen deutschen Außenminister Joschka Fischer für die Öffentlichkeit wirksam als sogenannten “Nachhaltigkeitsberater” engagiert. Ob hinter der verstärkten Kommunikation auch tatsächlich ein fundiertes Engagement für Nachhaltigkeit steht, hat die Ratingagentur oekom research im aktuellen Rating der Einzelhandelsbranche ermittelt.

Ihr Ergebnis: 130 der weltweit größten Einzelhandelsunternehmen nahmen die Analysten unter die Lupe. 105 Unternehmen zeigten so wenig Engagement oder Transparenz, dass sie sich nicht für eine detaillierte Analyse qualifizieren konnten.

25 Unternehmen können vergleichsweise umfangreiche Maßnahmen vorweisen, elf davon übernehmen eine Vorreiterrolle. Sie erfüllen die von oekom research definierten Anforderungen an ein fundiertes Nachhaltigkeitsmanagement und erhalten von den Analysten die Auszeichnung „Prime“.

Schweiz führt Nachhaltigkeit-Indizes an

Als bestes Unternehmen der Branche erreicht die Schweizer Genossenschaft Coop ein B+ auf der Bewertungsskala von A+ (beste Note) bis D-. Es folgen die ebenfalls genossenschaftlich organisierte Schweizer Migros (B-) sowie der britische Einzelhändler Marks & Spencer (B-). Als einziges deutsches Unternehmen kommt Metro mit einem Rating von C+ auf Rang 11 und damit gerade noch in den Prime-Bereich. Die Durchschnittsnote aller detailliert analysierten Unternehmen liegt ebenfalls bei C+.

Die Verbraucher greifen immer häufiger zu Fairtrade- oder Bio-Produkten. Allein in Deutschland wurde nach Angaben des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft 2010 mit Bio-Lebensmitteln ein Umsatz von knapp sechs Milliarden Euro erzielt – dreimal so viel wie noch vor zehn Jahren.

“Zweistellige Wachstumsraten für Fairtrade”

Der Umsatz von Fairtrade-Produkten ist nach Berechnungen von Fairtrade Labelling Organizations International im Jahr 2009 weltweit um 15 Prozent gestiegen.

„Der Handel hat als Mittler zwischen Produzenten und Verbrauchern eine Schlüsselrolle bei der Förderung eines nachhaltigen Konsums“, bewertet Lisa Häuser, Analystin bei oekom research, die Verantwortung des Handels. „Nach mehr als 25 Jahren Diskussion um diese sogenannte Gatekeeper-Funktion können wir endlich erkennen, dass der Handel diese Rolle aktiver nutzt.“

Die Mehrheit der Einzelhändler bietet heute zumindest einzelne Produkte an, die den steigenden sozialen und umweltbezogenen Anforderungen der Verbraucher gerecht werden. Einige Ketten haben sogar eigene Biomarken eingeführt. Dies gilt auch für Discounter, die bisher hauptsächlich über den Preis um Kunden konkurrierten.

Nur wenige Unternehmen verfolgen jedoch eine umfassende Strategie mit klaren Zielen und Maßnahmen, die das entsprechende Sortiment systematisch fördert. Coop geht hier mit bestem Beispiel voran. Das Schweizer Unternehmen erhält von den Analysten für diesen Untersuchungsbereich die Bestnote A+.

Schlechte Arbeitsbedingungen, nicht nur bei Zulieferern

Die Einzelhandelskonzerne beziehen ihre Waren von hunderten Zulieferern. Viele haben ihren Sitz in Schwellen- und Entwicklungsländern, in denen oft prekäre Arbeitsbedingungen herrschen.

Die Mehrzahl der 25 detailliert analysierten Unternehmen macht ihren Zulieferern deshalb zur Auflage, internationale Arbeitsstandards einzuhalten. Eine konsequente Kontrolle der Auflage haben die Unternehmen bislang jedoch nicht realisiert.

Umfassende Managementsysteme für die Zulieferkette existieren beispielweise bei H&M sowie Marks & Spencer. Arbeitsrechtsverstöße bei einigen Zulieferern dieser beiden Unternehmen zeigen aber, dass selbst die besten Kontrollsysteme noch nicht lückenlos funktionieren.

Problematisch bei den Zulieferern sind insbesondere die Löhne, die oft nicht ausreichen, damit sich die Arbeiter und ihre Familien mit dem Nötigsten versorgen können. Neue Wege geht hier der britische Einzelhändler Marks & Spencer: Bis 2015 will er sicherstellen, dass seine Textilienlieferanten aus den am wenigsten entwickelten Ländern ihren Arbeitern sogenannte „living wages“ zahlen können.

Dabei will das Unternehmen – eher untypisch für die Branche – auch überprüfen, ob seine Einkaufspreise angemessen sind. Branchensieger Coop arbeitet mit der Schweizer Entwicklungsorganisation Helvetas daran, durch Infrastrukturprojekte und Weiterbildungen die Lebensbedingungen von Kakaobauern zu verbessern.

Als einer der größten Arbeitgeber – allein in Deutschland beschäftigt der Einzelhandel knapp drei Millionen Mitarbeiter – ist im Handel auch der Umgang mit den eigenen Arbeitnehmern ein zentrales Thema. Kritik gibt es immer wieder an den niedrigen Löhnen und der Behinderung der gewerkschaftlichen Organisation der Mitarbeiter.

In den USA haben viele Unternehmen nicht einmal Leitlinien zur “Sicherstellung der Vereinigungsfreiheit” der Mitarbeiter. Aber auch in Deutschland werden immer wieder Fälle bekannt, in denen die Unternehmensleitung die Bildung von Betriebsräten behindert.

Globale Herausforderung bleibt Klimawandel

Der Klimawandel stellt auch für den Handel eine große Herausforderung dar. Durch den Betrieb der Verkaufsstellen und Verteilzentren sowie den Transport der Waren durch die eigene Flotte sind die Handelsunternehmen direkt für beträchtliche Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.

Der größte Teil der Emissionen fällt meist jedoch in der Lieferkette an – etwa beim Anbau und der Herstellung der Produkte sowie in der Nutzungsphase. Fast alle bewerteten Unternehmen berichten über Programme zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen in den eigenen Filialen und im Güterverkehr.

Nur in Einzelfällen wird auch die Zulieferkette einbezogen. So hat beispielsweise der britische Einzelhändler Tesco den CO2-Fussabdruck von mehr als 500 verschiedenen Produkten ermittelt, um systematisch Ansatzpunkte für die Verbesserung der CO2-Bilanz in der Produktion zu identifizieren.

Um auch Emissionen zu reduzieren, die während der Nutzungsphase anfallenden, informiert Tesco seine Kunden über entsprechende Einsparmöglichkeiten. Tesco erreicht als bestes Unternehmen in diesem Untersuchungsbereich ein A+ in der Bewertung.

Forderung von Verbänden: mehr Engagement

Bei den Branchenbesten Coop, Migros und Marks & Spencer gehen Kommunikation und tatsächliches Engagement Hand in Hand. Die Tatsache, dass lediglich jedes zwölfte Handelsunternehmen von oekom research mit „Prime“ bewertet wird, offenbart aber weiteren Handlungsbedarf.

„Viele gute Initiativen in einzelnen Bereichen zeigen, was tatsächlich alles möglich ist. In der Breite fehlt es aber an einer umfassenden und systematischen Ausrichtung der Unternehmen auf die Prinzipien der Nachhaltigkeit“, so das Fazit von Analystin Lisa Häuser.

Artikelbild: Johannes Netzer/ Fotolia.com

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