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Gen-Y-Update: Bin ich etwa konservativ?

Um die 30, Gen Y. Bauen und dauerhaft binden? Gestern war das noch uncool. Sind wir doch flexibel, hip und cool – eigentlich. Julia Bernhard über die neuen Konservativen…


Ich schreie: Individualität! Und baue mir ein Eigenheim in die schicke Neubausiedlung. Ich rufe: Rebellion! Dann gehe ich in den Supermarkt und kaufe den Wein, den Papa so toll findet. Ich fordere: Selbstverwirklichung! Und suche bei einer Partnerbörse nach Sicherheit bei dem Einen für immer und ewig.

Das ganze Wochenende haben wir über den Plänen für unseren Hausbau gesessen. Hell soll es werden, zwei Kinderzimmer, vielleicht drei. Die große Küche muss der Treffpunkt für die Familie sein. Der Garten braucht auf jeden Fall einen Grillplatz. Und wenn dann noch das Klavier ins Wohnzimmer passt, Sind Wir grenzenlos glücklich. Ist das spießig? Und wie! Aber zum Glück sind wir damit nicht alleine. 25 % der 14- bis 29-Jährigen liebäugeln bereits mit dem Hausbau und schließen einen Bausparvertrag ab.

“Wieder Konservativ. Wer hätte das gedacht?”

Gesellschaftsforscher vermelden es schon länger: Die Generation der 20 bis 35-Jährigen ist konservativer als viele ihrer Eltern. Er ist also wieder zurück, der Konservatismus. Dabei haben wir uns in Deutschland so lange mit ihm schwer getan. Er wurde mit Rechtsextremismus gleichgesetzt und von der 68er-Revolte aufs Schärfste bekämpft. Jetzt schreibt man ihn ausgerechnet der Jugend zu? Um dieses Etikett haben wir uns aber nicht beworben!

Wir waren mal hip und cool

Eigentlich sind wir doch flexibel, hip und cool gewesen. Zwischen Schule und Studium sind wir durch die Welt gejettet: Das Freiwillige Soziale Jahr in Paraguay gehörte natürlich dazu. Danach haben wir ein Auslandssemester hier, ein Praktikum da absolviert. Für den Lebenslauf. Fürs gute Gewissen und die besseren Chancen. Und schon da war es absehbar: Das ist nicht hip und cool. Wir sind nicht ausgebrochen aus einem Wertesystem, das wir für überholt hielten.

Wir lieben die Freiheit in Sicherheit. Wir machen das alles, um zu wissen, wo es hingeht, um uns rechtzeitig zu orientieren. Wir wollen nicht zu viel Zeit vertrödeln und Umwege gehen. Denn es warten ja noch die Familiengründung, der Bausparvertrag und das Eigenheim. Der Hippie-Lebenstil, den einige unserer Vorfahren gepflegt haben, ist für uns keine Option. Wir mögen es gern klassisch.

Erst Heirat, dann Kinder

Auch bei der Hochzeit. Natürlich steht die Liebe im Mittelpunkt und natürlich wissen wir auch, dass fast die Hälfte aller Ehen heute wieder geschieden werden. Was aber nicht bedeutet, dass wir sie nicht trotzdem brauchen: die Zweisamkeit. Heiraten steht hoch im Kurs bei uns. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage wollen knapp 90 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen den Bund fürs Leben schließen.

Dabei ist für zwei Drittel der Heiratswilligen der Kinderwunsch ein Grund für die Hochzeit. Total spießig und doch anscheinend wieder „in“: erst heiraten, dann Kinder kriegen. Auch der kirchliche Segen wird plötzlich von manch einem erbeten, von dem man es nie gedacht hätte. Unsere Großeltern müssten eigentlich viel Freude an uns haben.

Gender? Verstehen wir nicht!

Wenn dann die Lebensplanung steht, bewegen sich Scharen von uns zum allabendlichen „Tatort“-Gucken samt dem obligatorischen Gläschen Wein vor dem heimischen Fernseher. Rebellen sehen den Krimi im nahegelegenen Café, das des Deutschen liebste Sendung zum Gemeinschaftsevent erhoben hat. Während der Abspann läuft, lacht man über die Politik. Gender? Verstehen wir nicht. Ist uns wirklich zu dumm diese Debatte.

Es gibt doch wichtigeres. Zum Beispiel die Flüchtlinge. Wir helfen gerne! Habe gestern erst einen Sack Kleider bei der Sammelstelle vorbeigebracht. Griechenland? Macht mir Angst, deswegen setze ich auf Eigentum in einer unsicheren Zeit. Wir wählen nicht alle die Mitte, wir wählen kunterbunt, aber mit ähnlichen Moralvorstellungen und grundlegenden Wünschen.

Konservativ, was heißt das?

Auch wenn wir uns immer mal wieder wehren und das Etikett des Konservatismus weit von uns weisen, weil wir vielleicht das Wort nicht mögen – der Inhalt stimmt. Der CDU-Politiker Volker Kauder hat es mal so zusammengefasst: „Konservativ heißt zu bewahren, was durch das christliche Menschenbild zeitlos gültig ist. Dazu gehören die Freiheit des Menschen, aber auch die Familie, die Heimat und die Verantwortung für den Nächsten.“ Nun, so sind wir eben – konservativ.

Artikelbild: gpointstudio/ Shutterstock

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