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Mentoring-Initiative: Neue Chancen für Beziehungen auf Augenhöhe


Erst nach vielen Bewerbungen und Tätigkeiten als freie Mitarbeiterin gelang ihr der Einstieg bei einem Unternehmen, das jedoch kurz darauf insolvent ging. Über weitere Umwege kam Stefanie Mattes schließlich zu einem internationalen Großkonzern, wo sie heute als Führungskraft im Bereich „Post Merger Integration“ arbeitet…

Stefanie Mattes wuchs am Fuße der Schwäbischen Alb als Tochter eines Krankenpflegers und einer Krankenpflegerin auf. In der Schule verdiente sie sich durch Nebenjobs ihr eigenes Geld dazu – und machte als Erste in ihrer Familie das Abitur.  Stefanie erlebte, dass der soziale Hintergrund und unterstützende Netzwerke – nicht Leistung allein – Einfluss auf einen beruflichen Werdegang haben können. Auf Wunsch ihrer Eltern, eine Berufsweg mit gesichertem Einkommen einzuschlagen, studierte Stefanie Jura und schloss zügig mit dem ersten und zweiten Staatsexamen ab. Der Plan eine diplomatische Karriere anzutreten, scheiterte jedoch an der Aufnahmeprüfung des Auswärtigen Amts und Stefanie musste sich neu orientieren.

Karriere-Einsichten: Frau Mattes, könnten Sie sich und Ihre Initiative kurz vorstellen?

Stefanie Mattes: Ich bin Gründerin und ehrenamtliche Geschäftsführerin der Aufsteiger gGmbH. Aufsteiger ist eine gemeinnützige Mentoring-Plattform für Menschen, die als Erste in ihrer Familie ein Studium absolvieren, kurz vor ihrem Abschluss stehen und in einem Unternehmen Karriere machen wollen. Oder sie haben bereits erste Berufserfahrungen in einem Unternehmen gesammelt und wollen nun wissen, wie sie ihren weiteren Weg planen können.

Karriere-Einsichten: Aufsteiger gibt es jetzt schon seit einem Jahr. Was unterscheidet die Initiative von anderen Mentoring-Plattformen?

Stefanie Mattes: Zunächst einmal ist mir wichtig zu betonen, dass Aufsteiger und bestehende Organisationen, die dieselben Ziele verfolgen, in keinerlei Konkurrenz zueinander stehen. Wir ziehen alle am gleichen Strang und tauschen uns regelmäßig aus. Das ist spannend und hilfreich, denn wir setzen jeweils zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Lebenslauf an: So haben etwa die Roland Berger Stiftung oder auch das Aeulius Förderwerk verstärkt Schüler:innen im Fokus. Die Organisation Arbeiterkind ermutigt dann junge Menschen zum Schritt in eine akademische Laufbahn und begleitet sie bis zum Berufsteinstieg. Während des Studiums unterstützen dann weitere Organisationen wie Netzwerk Chancen, Speed Up, Buddy oder Applic-Aid. Aufsteiger hingegen setzt zwischen Berufseinstieg und Karriereplanung an. Ich bin überzeugt, dass gerade an diesem Punkt Menschen von dem Wissen, der Erfahrung und den Netzwerken anderer Menschen profitieren und sich so weiterentwickeln können.

Karriere-Einsichten: “Jeder ist seines Glückes Schmied”. Stimmen Sie der Aussage zu?

Stefanie Mattes: Absolut nicht, ich bin im Gegenteil der Meinung, dass für den beruflichen Erfolg neben Leistung auch die persönliche Ausgangssituation einen relevanten Einfluss hat. In Deutschland, aber  auch in anderen Ländern glauben viele, dass Leistung allein ausschlaggebend für Erfolge im Leben ist. In meinen Augen ist das aber keineswegs das einzige Kriterium. Bleiben wir beim Bild der Schmiede: Manche Personen „wohnen“ in einer Schmiede und haben einen Schmied, der ihnen geduldig sein Handwerk erklärt, andere haben vielleicht mehrere Schmieden in der Nachbarschaft, andere leben zehn Kilometer von der nächsten entfernt und haben nur ein Fahrrad zur Verfügung, um zur Schmiede zu kommen und dem Schmied Fragen stellen zu können. Und andere wissen vielleicht gar nicht, was eine Schmiede ist und wo sie zu finden ist. Solange nicht alle die richtige Ausrüstung und den gleichen Zugang zu Wissen, Erfahrung und Netzwerken haben, wird es immer Unterschiede bei der persönlichen Ausgestaltung des Werdegangs geben. 

Karriere-Einsichten: Sie wollen Chancen schaffen, Abstände verkleinern und eine offene, solidarische Gesellschaft mitgestalten. Wie wollen Sie das erreichen?

Stefanie Mattes: Mit der Initiative stiften wir Beziehungen, wir verbinden Mentees und Mentor:innen in Wirtschaftsunternehmen der DACH-Region. Im regelmäßigen Austausch lernen die Teilnehmer:innen voneinander. So treffen sich einzigartige Persönlichkeiten, die sich unter normalen Umständen nie begegnet wären. Das ermöglicht den Austausch und erweitert Horizonte. Neben Mentor:innen und Mentees wollen wir aber auch Unternehmen und Organisationen ansprechen. Durch ihre Beteiligung können sie Diversität, Inklusivität und Chancengerechtigkeit im Unternehmensalltag aktiv erleben und stärken. 

Karriere-Einsichten: Was treibt Sie dazu, “Umbrüche gestalten” zu wollen?

Stefanie Mattes: Ich selbst habe als Erste in meiner Familie studiert. Und so habe ich selber erlebt, dass Menschen, die als Erste studieren, etwas tun bei dem ihnen niemand mit Wissen und Erfahrung zur Seite steht. Darum sind sie es gewohnt, sich zu informieren, selbst zu entscheiden und diese Entscheidung umzusetzen. Immer wieder aufs Neue. Wenn der Hintergrund dann auch noch prekär ist, dann treibt einen nicht der Mut in die Zukunft, sondern die Tatsache, dass ein Zurück schlicht keine Option ist, davon bin ich überzeugt. Doch über die Zeit macht man die Erfahrung, dass es sich lohnt, die eigene Komfortzone zu verlassen. Immer wieder aufzustehen bedeutet, Resilienz zu entwickeln. Diese Fähigkeit hilft auch mir dabei, “einfach zu machen” und Umbrüche zu gestalten.

“Mach’s einfach”

Karriere-Einsichten: Wenn ich mich als Berufseinsteiger*in oder Studierende für das Aufsteiger-Mentoring-Programm interessiere: Was kommt auf mich zu?

Stefanie Mattes: Die Anmeldung ist unkompliziert. Interessierte gehen auf unsere Homepage Aufsteiger.org. Dort führt sie der Button “freier Zugang” zu einem Fragebogen. Wir fragen unter anderem nach den Erwartungen an das Mentoring, Branchenerfahrungen und nach den fünf wichtigsten Werten der Bewerber:innen. Zudem gibt es Fragen, die sich auf die Persönlichkeit konzentrieren. Eine gelungene Gewichtung dieser Kriterien ist für uns der Garant für ein „Best Match“ und damit eine sehr gute Grundlage für ein aussichtsreiches Tandem. Bei einem erfolgreichen Match werden Mentor:in und Mentee informiert, und wenn beide einverstanden sind, kann das Tandem starten. Ein Muster einer Mentoringvereinbarung kann als Orientierung für das erste Gespräch dienen. Wie oft man sich sieht, kann jedes Tandem individuell vereinbaren. Ziel ist es, dass die Tandems sich mindestens ein bis zwei Jahre lang begleiten. Das ermöglicht eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Karriere-Einsichten: Welche Voraussetzung oder Eigenschaften sollten Mentees oder Mentor*innen mitbringen, um mithilfe Ihrer Initiative etwas zu bewegen?

Stefanie Mattes: Mentor:innen gehen bereits erfolgreich ihren Weg in Unternehmen, egal ob als Führungskraft oder Fachexpert:in. Sie wissen, dass Schubladen keine idealen Aufenthaltsorte für Menschen sind und sind bereit, ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihre Netzwerke zu teilen. Mentees sind Pionier:innen. Sie sind im Studium und später im Unternehmensumfeld oft die Ersten aus ihren Familien und können nicht auf bestehende Netzwerke zurückgreifen. Mit Aufsteiger bekommen sie die passenden Sparringspartner für viele Themen und Fragen. 

Karriere-Einsichten: Wann würden Sie sich mit Ihren Erfolgen zufriedengeben, wann sehen Sie das Ziel von Aufsteiger als erfüllt an?

Stefanie Mattes: Schon jetzt ist Aufsteiger erfolgreich: Im ersten Jahr haben sich über 400 Menschen angemeldet und mehr als 80 Tandems wurden gebildet. Und das Netzwerk soll wachsen. Wir wollen Chancen schaffen und Lebensläufe positiv beeinflussen. Sozialer Hintergrund ist ein Diversitätsaspekt, der noch immer übersehen und in den meisten Unternehmen nicht transparent gestaltet wird. Aufsteiger will Unternehmen anregen Menschen zur gesellschaftlichen Teilhabe motivieren. Als Aufsteiger-Community möchten wir Impulse für eine gesellschaftliche Diskussion setzen, wie wir gesellschaftliche und soziale Abstände, die sich in den letzten zehn Jahren vergrößert haben, verkleinern können. Der vorurteilsfreie Austausch von Erfahrungen, Werten, Wissen und Netzwerken ist die Grundvoraussetzung für eine respektvolle, vorurteilsfreie und solidarische Gesellschaft.

Lust auf Chancen schaffen, Stärken zeigen, Werte teilen? Bewirb dich online hier und folge Aufsteiger auf LinkedIn.

Über die Gesprächspartnerin: Neben ihrer beruflichen Tätigkeit engagiert sich Stefanie Mattes seit mehreren Jahren als Mentorin bei der Roland Berger Stiftung und der Universität St. Gallen. 2020 gründete Stefanie die gemeinnützige Mentoring-Initiative “Aufsteiger”. 

Artikelbild: EvgeniiAnd/ Shutterstock

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