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Herrscher des Lichts – Karl III. zwischen Alter und Neuer Welt

Karl III. (1716-1788), König von Spanien, gilt als einer der prominentesten Vertreter der europäischen Hochkultur im Zeitalter der Aufklärung. Er unterstützte die Ausgrabungen von Herculaneum und Pompeji, stellte Alexander von Humboldt den Freibrief für seine Forschungsreisen aus und förderte Wissenschaften wie die Ethnologie, die Kulturanthropologie oder die vergleichende Sprachwissenschaft. Ignacio Gómez de Liaño erzählt in seiner umfassenden Biografie die Geschichte eines der frühen Globalisierer, den ersten Ausgrabungen der Maya-Ruinen von Palenque, der Entdeckung des Aztekenkalenders und der entscheidenden Unterstützung Spaniens für die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten.

Wie für seine beiden Vorgänger steht für Karl Iii. nichts so sehr im Widerspruch zur Aufklärung wie Partikularismus und lokale Abschottung. Seine kosmopolitische Weltauffassung wird von den meisten spanischen und insbesondere katalanischen Aufklärern geteilt. Francisco Romá y Rosell, der sein Werk Las señales de la felicidad de España y medios de hacerlas eficaces (»Die Anzeichen des Glücks in Spanien und Mittel, sie wirksam zu machen«) mit einem Lob auf die intellektuelle und wirtschaftliche Freiheit beginnt, setzt sich dafür ein, dass es in Spanien legislative Einheit und Gleichheit unter den Bürgern gibt und dass die Staaten im Staat aufgelöst werden. Diesen Gedanken hatte Jahre zuvor bereits Miguel Antonio de la Gándara in seinen Apuntes sobre el bien y el mal de España formuliert (»Anmerkungen über das Gute und Böse Spaniens«, 1759). In seinem Werk rät De la Gándara, Binnenzölle abzuschaffen, das Monopol von Sevilla und Cádiz auf den Amerikahandel aufzuheben und gegen die Reglementierung der Herstellung von Konsumgütern durch die Behörden vorzugehen. Vor allem fordert er, dass es rechtliche Gleichheit unter den Spaniern gibt und dass ihre geographische Herkunft nicht dazu dient, sie bei öffentlichen Anstellungen zu diskriminieren, denn das wichtigste Kriterium sollte stets die Leistung sein.

Die Parlamentsabgeordneten aus Barcelona, Saragossa, Valencia und Palma de Mallorca, die sich im Juli 1760 in den Cortes versammeln, um den Thronfolger zu vereidigen, senden Karl III. eine Bittschrift in derselben Linie wie Romá und De la Gándara. Sie fordern, dass der neue König das Werk Philipps V. vollendet, alle Überbleibsel von Ungleichheiten unter den Regionen Spaniens beseitigt und absolute rechtliche Gleichheit unter den Spaniern herstellt. Diese für die Aufklärung typischen Ideen führen zu einigen Veränderungen unter Karl III.: Er schafft die Binnenzölle ab, führt ein klareres und einfacheres Steuersystem ein, stellt 300 mallorquinische Familien jüdischer Abstammung gleich, ermöglicht die Eingliederung der Frau in die Wirtschaft, fördert unter anderem die katalanische Textilindustrie und die baskische Eisenindustrie und gestaltet insgesamt 13 Häfen auf der Halbinsel und 22 Häfen in Übersee für den freien Handel mit Amerika um. In wenigen, treffenden Worten fasst Jovellanos in seinem Elogio die Politik Karls III. zusammen: »Nützliche Wissenschaften, wirtschaftliche Prinzipien und der großzügige Geist der Aufklärung: Seht, was Spanien dem Reich Karls III. schuldet.«

Die vereinigende und folglich zentralisierende Politik, die unter Philipp V. begann, unter Ferdinand VI. fortgeführt wurde und in Karl III. gipfelt, ist besonders für Katalonien von Vorteil. Vicens Vives weist darauf hin, dass »die Abschaffung der Privilegien und Sonderrechte unerwartet Katalonien zugutekam«. Pierre Vilar betont die »wirksame Zusammenarbeit« Barcelonas mit der zentralen Macht in Madrid. Diese Folgen sind nachvollziehbar, denn am meisten profitieren die Randgebiete und insbesondere Katalonien von den Decretos de Nueva Planta, also den Verordnungen zur Erneuerung, während Kastilien den Verfall, der unter den Habsburger Königen begonnen hatte, nicht aufhalten kann. R. Fernández Díaz betont deshalb, dass in diesen Jahren »das gemeinschaftliche Gefühl der Zugehörigkeit zu einer nationalen, spanischen Realität am meisten fruchtete, und das nicht nur dank der Kastilier«. In der Tat tauchen zwischen 1760 und 1770 vermehrt die Begriffe »Heimatland«, »Patriot« und »Patriotismus« auf und werden Teil des allgemeinen Sprachgebrauchs. Außerdem verbreitet sich die Idee, dass nichts die Spanier so sehr vereinen kann und muss wie die Verteidigung der spanischen Sprache und ihres Kulturerbes.

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