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„Lass Gott aus dem Spiel“ – ein Thriller aus der Wirklichkeit.

Alle Bücher mit dem etwas angeschlagenen Journalisten Mitch Berger als Hauptfigur sind spannende Politthriller, spiegeln aktuelle politische Konflikte unseres Landes. Auch in dem jetzt erschienenen dritten Band der Reihe geht es zur Sache  – Migration und die immer schnellere Gentrifizierung innerstädtischer Quartiere bilden den Hintergrund einer rasanten Krimihandlung. „Lass Gott aus dem Spiel“ spielt im Frankfurter Bahnhofsviertel. Das alte  Rotlichtviertel hat sich in den letzten Jahren vom Drogen- und Puff-Milieu zu einem Multikulti Szeneviertel gemausert, das  in rasantem Tempo und mit sehr viel Geld immer weiter modernisiert wird. Zwei Anschläge, scheinbar politisch und religiös motiviert, erschüttern die liberale Bankenmetropole bis ins Mark.  Plötzlich beherrscht der Mob die Straßen des Viertels. Wie widerstandsfähig ist unsere Zivilgesellschaft in Zeiten der Bedrohung? Ein Szenario, das Angst machen kann.

Als in den letzten Wochen nachts in deutschen Großstädten die Steine flogen und Geschäfte geplündert wurden, erst in Stuttgart auf der Königstrasse und dem Schlossplatz, dann einige Wochen später auf dem Opernplatz in Frankfurt, da diskutierte ganz Deutschland mit gewohnter Hilflosigkeit und immer entlang eingefahrener Klischees über Gewalt junger männlicher Migranten, vor allem aus arabischen Ländern. Begriffe wie Stammbaumforschung und Rotzlöffel zeigten das Niveau der Debatte.

Ziemlich genau zur selben Zeit ist Mitch auf der Kaiserstraße unterwegs und wundert sich über das große Polizeiaufgebot. Eine Fahrbahn wird von den Fahrzeugen einer Hundertschaft Bereitschaftspolizei blockiert, die meist jungen Beamten stehen nervös in voller Montur neben den Transportern, die mit ihren eingeschalteten Blaulichtern eine wilde Light Show veranstalten. Einige rauchen hastig, Ärger liegt in der Luft. In den Seitenstraßen sammeln sich Jugendliche, Mitch läuft an einer Türkengang vorbei, höchstens 16 Jahre alte Kerle, von denen einige auf ihren Blousons Sticker mit der türkischen Fahne neben dem Emblem einer Offenbacher Boxschule tragen.

„Sieht aus wie die Jugendmannschaft der Offenbacher Sektion der Osmanen Germania“, murmelt Mitch vor sich hin. Auch ihre Gegner sind zur Stelle, 16jährige Möchtegern-Hools aus der Nordweststadt und den umliegenden Stadtteilen. Die Gruppen belauern einander, haben immer einen Blick auf die Polizei, die sich aber noch zurückhält. Irgendwann wird irgendwo der erste Stein fliegen, der erste Böller hochgehen, und dann kann eine weitere blutige Partynacht im Bahnhofsviertel beginnen. (Aus „Lass Gott aus dem Spiel“)

Heftige, scheinbar sinnlose Gewalt als Event, als  Frustventil und wilde Krönung einer exzessiven Party, solche Szenen erschüttern  in dem Thriller das Frankfurter Bahnhofsviertel nächtelang.

Ein mörderischer Anschlag auf eine Moschee, von dem man lange nicht weiß, ob es sich um ein rechtsradikales Attentat oder um ein Immobiliengeschäft handelt, wird von radikalen Islamisten benutzt, um zur Rache an den Ungläubigen aufzurufen. Eine Gewaltspirale beginnt, in der Religion schnell zum Vorwand für Plünderungen wird, die auch eigene Glaubensbrüder trifft.

Plötzlich fliegt ein schwerer Stein in die Eingangstür eines indischen Gewürzhändlers. Der Besitzer, einen prächtigen Turban auf dem Kopf, stürzt aus seinem Laden, schreit in hilfloser Wut. „Fuck off, you bastards, sehe ich aus wie ein Nazi?“

Mehmet, der türkische Fischhändler, stürmt aus seinem Geschäft, hilft seinem Nachbarn beim Versuch die Tür notdürftig zu verrammeln.  

Auch Mitch und Enis wollen helfen,  Mehmet zieht sie  in sein Geschäft. „Fasst mit an, los.“ Er holt Bretter und beginnt, seinen Eingang und sein Schaufenster zu vernageln.

Mitch versucht einen Witz zu machen. „Mann, Mehmet, wer zum Teufel soll dich angreifen? Du bist doch selber Moslem.“

„Mitch, du kapierst gar nichts. Hier wird es in den nächsten Stunden nicht um Moslem, Hindu oder Christ gehen, sondern um anständige Leute gegen Lumpen. Ich sehe schon vier Typen in meinen Laden stürmen, Allahu Akbar brüllen und dann meine Kasse klauen. Penner ist Penner, ist denen doch scheißegal, zu wem du betest. Hier schlägt gleich die Stunde der Leute, die klauen, saufen und zerstören wollen. Für die ist der Nazi in der Moschee, Gott möge ihn verfluchen, nur ein Vorwand. “

 

Wir sind längst ein von Zuwanderung geprägtes Land. In Frankfurt hat mehr als die Hälfte der Bewohner einen Migrationshintergrund. Wenn hier auf dem nächtlichen Opernplatz die Flaschen fliegen, dann stehen Migrantenkinder auf beiden Seiten der Barrikade. Leider haben die deutsche Politik und die deutsche Zivilgesellschaft noch immer nicht gelernt, offen mit den nun einmal zu einer vielfältigen Gesellschaft gehörenden Konflikten umzugehen.

Dieser Thriller redet Klartext, benennt die quälerischen deutschen Selbstzweifel genauso, wie die unter jungen Migranten weit verbreitete Macho Kultur. „Sagen was ist“, hieß das journalistische Credo von Rudolf Augstein, es ist – gerade in der Migrationsdebatte – aktueller denn je. Mehmet, der türkische Fischhändler im Buch benennt die Probleme seines Viertels mit einer Offenheit, die man sich von der Politik nur wünschen kann.

Als Salafisten auf den Anschlag auf die Moschee ihrerseits mit einem Anschlag antworten, gerät Frankfurt von zwei Seiten unter Feuer. Plötzlich zeigt sich, wie zerbrechlich der Frieden in einer liberalen Stadt ist. Rechtsradikale marschieren auf, ein Teil mit Schlips und Trauerflor unter schwarz rot goldenen Fahnen auf dem Römer, ein anderer Teil mit Bomberjacke, SS Tattoo und Springerstiefel verwüstet zeitgleich Läden und Kneipen von Migranten.

Am 20.02.2020 fand im Frankfurter Waldstadion das Europa League Spiel Eintracht Frankfurt gegen Red Bull Salzburg statt, nur einen Tag vorher hatte ein gestörter Rechtsradikaler in der Hanauer Innenstadt neun Menschen erschossen. Vor dem Spiel wurde eine Schweigeminute für die Opfer abgehalten. Als Zuschauer das Schweigen durch absingen der Nationalhymne stören wollten, antwortete die Eintracht Fankurve erst mit einem Pfeifkonzert und dann mit tausendfachen

„Nazis raus“ Rufen. Die Eintracht Kurve hatte einmal mehr bewiesen, dass sie mehr ist als nur ein gewaltiger Stimmungsmotor für Fußballspiele.

In dem Thriller „Lass Gott Aus Dem Spiel“ spielen die Fans von Eintracht Frankfurt eine große Rolle. Sie ehren die Toten des Moschee Anschlags mit einer großen Choreographie, sie stehen an der Seite der Zivilgesellschaft, verteidigen Frankfurt gegen den Versuch rechtsradikaler Hooligans Terror in die Stadt zu tragen. In der Nordwestkurve des Waldstadions ist Multi – Kulti schon längst kein frommer Spruch aus dem Poesiealbum der Politik, sondern gelebte Wirklichkeit.

„Lass Gott aus dem Spiel“ verknüpft  Wirklichkeit und Fiktion. Eine Stadt blickt in den Abgrund. Kein Buch für Leute mit schlechten Nerven, aber ein Thriller der Mut macht.

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