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Andere Führen heißt: Persönlichkeit sein

Warum sind viele Führungskräfte so machthungrig? Was veranlasst sie, ihre Macht zu missbrauchen? Und mit welchen Folgen für Mitarbeiter und Unternehmen?

Dieser Artikel lenkt die Aufmerksamkeit auf die destruktiven Wirkungen einer machiavellistischen Führungsphilosophie und zeigt, wie eng Macht mit Ohnmacht, Angst und Minderwertigkeitsgefühlen verzahnt sein kann.

Der Autor plädiert für einen verantwortungsvollen Umgang mit Macht und für ein produktives Miteinander. Unproduktiv und destruktiv: Karrierestreben mit allen Mitteln. Macht und Moral: Freiheit und Würde müssen gewährleistet bleiben. Machiavelli irrt: Führung ist Verantwortung.

Der fatale Irrtum ist unausrottbar, wonach jemand, so er gerade 30 oder 40 ist oder sehr viel mehr Jahre zählt, eine Persönlichkeit sei und (undiskutiert) wie selbstverständlich fähig, Menschen zu führen, vorausgesetzt, es zeichne ihn gediegene Fachkompetenz aus.

Die gestörte Selbstbeurteilung: „Ich bin, was ich kann, und weil ich es kann, bin ich wer - sonst stünde ich nicht so weit oben“, lässt sich in objektiver Sicht unschwer zurückstraffen auf den kleinsten Nenner: Er ist Mensch, er ist Person - mehr nicht. Und was man vom bloßen Menschsein halten darf, erhellt ernüchternd schnell ein Blick in die kriegerisch-grausame Menschheitsgeschichte oder jener in unsere braune Vergangenheit.

Das reine Personsein bedarf fürwahr einer „Ergänzung“, ehe man von einer (sittlich-reifen) Persönlichkeit reden darf, die als Führender Einfluss nimmt auf psychische und soziale Einstellungen und Haltungen, auf Wertvorstellungen und Verhaltensweisen der Geführten.

Soll Führen nicht von vorneherein manipulativ - und damit unsittlich - sein, muss die Fähigkeit hierzu verankert sein in einer Persönlichkeit, die dem anderen seine Freiheit und Würde - als unhintergehbare Fluchtpunkte seiner Wertigkeit! - zu belassen imstande sein.

Dies setzt freilich voraus, in intensiver Selbstreflexion dem eigenen Wesen und Selbst-Wert begegnet zu sein und sein eigenes Sein akzeptiert zu haben. Solche Selbstfindung, sich also vom eigenen Wesen getragen zu fühlen, ist fundamentale Basis jeder Form von Selbstverwirklichung, die durchaus identisch sein kann mit dem, was mit Persönlichkeitsentwicklung bezeichnen, wenn deren wesentliches Ziel es ist, einerseits in sich ein Wertbewusstsein zu entwickeln und andererseits die freiwillige Akzeptanz von Normen zu garantieren bzw. zu internalisieren, an denen sich der Mensch in seinem praktischen Handeln sinn- und verantwortungsvoll und situationsgerecht ausrichtet.

Der Mensch ist nicht ein geworfenes (Heidegger), sondern wesentlich auch ein sich entwerfendes, er ist ein nicht definiertes, sondern ein weltoffenes „Tier“, und dies ist Verpflichtung, was heißt: Persönlichkeit ist keine Vorgegebenheit, sie ist Aufgabe!

In der steten und bewussten Auseinandersetzung mit seinem Charakter (und mit seiner Mitwelt) entwickelt sich und reift eine Persönlichkeit, und die Freiheit vom Charakter ist die Freiheit zur Persönlichkeit.

Es ist durchaus legitim, den Menschen als Möglichkeit zu konzipieren, und "entwickeln" heißt dann auch, herauszu"wickeln", was in ihm als Möglichkeit angelegt ist ("Werde, der du bist!"), und sukzessive abzulegen, was das Ich um"wickelt" hält.

Dies geriert sich als Kampfansage gegen Egozentriertheit und Narzissmus - Haltungen, die wirkliches Interesse an den Bedürfnissen einerseits und das Wissen um die Belange der Geführten andererseits ebenso vermissen lassen wie sie dazu führen, dass der Führende vielleicht nur (in der Theorie) weiß, dass er stets Identifikationsgestalt ist, dies jedoch nicht zulässt und so in ständiger Distanz zum Geführten lebt, um eine Art Autorität zu retten, die nur Angst schafft (Hierarchie produziert Angst!). Ängste aller Art sind jedoch der Feind Nr. 1 jeder (guten) Kommunikation - und Führung ist nun mal immer ein Kommunikationsgeschehen.

Ein Apfel wächst und wächst und reift ohne eigenes Zutun, der Mensch jedoch wird nur alt und älter - egal, auf welcher Karrieresprosse er angesiedelt ist -, so er sich nicht müht, in freier Entscheidung und eigener Verantwortung aus dem rohen Marmorblock seines Personseins die feinziselierte Skulptur einer reifen Persönlichkeit zu meißeln. Das Dichterwort: "Der ich bin, grüßt traurig den, der ich könnte sein", sollte an keinem Lebensabschnitt, schon gar nicht am Ende stehen dürfen!

Jedenfalls ist reif nur, wer für sein Handeln stets die Verantwortung übernehmen kann - und Handeln meint hier ein Tun und Lassen (und Unterlassen), das willentlich und wissentlich geschieht und wofür ein Mensch zur Rechenschaft gezogen werden kann, zumindest vor seinem personalen und individuell entwickelten Gewissen, in dem die handlungsleitenden Werte und Normen - freiwillig und angstfrei übernommen! - verankert sind.

Autonomie in der Persönlichkeit verweigert sich der Fremdsteuerung durch andere und damit sowohl der Abhängigkeit von der positiven Bewertung durch die Mitwelt als auch der Gefahr, zum Systemagenten zu verkommen. Sie ist weder auf nur-Erfolg, Rationalität und Intellektualität fixiert, noch huldigt sie einer Anti-Emotionalitäts-Philosophie; sie hat autoritäres Gebaren (als Ergebnis von Angst und Unsicherheit!) nicht nötig, sondern ist dialogfähig und dialogfreudig.

Intoleranz als das inhumane Unvermögen, das Du und damit auch der Anderssein des anderen zu bejahen und zu wollen, ist einer autonomen Persönlichkeit fremd, da bei ihr die Akzeptanz für das eigene Sein, die Ausprägung des Selbstwertgefühls also, ausreichend groß ist, um mit dem Leben der anderen konstruktiv umgehen zu können. Eine solche Persönlichkeit vergibt sich nichts im Zugehen auf andere, sie ist glaubwürdig ebenso wie sie in Harmonie, Gelassenheit und Geduld zu kommunizieren imstande ist.

"Wer Menschen führen will, möge gelernt haben, sich selbst zu führen" (Kirchner) - Selbstführung jedoch verweist zwingend auf eine Persönlichkeitsstruktur, welcher ethische Kompetenz eigen ist als Führungsqualität, die gleichermaßen den egoistischen Missbrauch der Geführten nicht kennt wie sie persönliche Würde und Wertschätzung der anderen garantiert.

Führen als Menschenführung darf nicht an der durch Protektion oder Fachkompetenz erreichten Hierarchiestufe festgemacht werden, sondern setzt eine Persönlichkeit voraus, die wesentlich orientiert ist an sittlichen Werten und Normen und deren im Gewissen bindenden Charakter anerkennt. Wir „primitivisieren“ (Gehlen) sehr rasch, wenn solche Stützen - über Jahre hinweg in der Persönlichkeit herangewachsen - fehlen.

Letztlich muss jeder Führende einsehen, dass er im Grunde nur eine Person zu führen hat, und das ist er selbst. Wenn ihm das gelingt, reift er zu mehr Persönlichkeit heran und wird fähig, andere führen zu können - im Wissen darum, dass die stärkste Kraft/Macht beim Führen die Persönlichkeit des Führenden selber ist.

Mehr zu "Andere Führen heißt Persönlichkeit sein" auf meiner Internet-Präsenz http://www.dr-bernhard-grimm.de/

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Presse: Online-Redaktion, Winfried Brumma, München
http://www.wbrnet.info/presse.html

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