Mit der Hochzeit ändert sich – zumeist - nicht nur der Nachname. Auch ein Wechsel der Steuerklasse nach der Heirat steht an. Welche Lohnsteuerklasse verheiratete Paare nach der Trauung wählen sollten, muss aber wohl überlegt sein. Dazu solltet ihr zunächst aber einmal wissen, welche Steuerklassen und Steuerklassenkombination ihr nach der Hochzeit wählen könnt.
Warum verändert sich die Steuerklasse für verheiratete Paare?
Für die Ehe, wie auch eingetragene Lebenspartnerschaften, gibt es bestimmte steuerliche Vergünstigungen – bekannt als Ehegattensplitting.
Dazu addiert das Finanzamt das steuerpflichtige Jahreseinkommen der Eheleute/Lebenspartner. Das Ergebnis wird halbiert. Anschließend wird für die Hälfte die Einkommensteuer berechnet. Danach wird das Ergebnis wieder verdoppelt, um die tatsächliche Einkommensteuer bestimmen zu können, die bezahlt werden muss.
Dadurch können viele Paare etliche Steuern sparen. Der Grund dafür ist der progressive Steuersatz. Demnach ist der Steuersatz umso höher, je besser der Verdienst. Um das zu vermeiden, kann nach der Hochzeit der Besserverdienende in eine niedrigere Steuerklasse wechseln.
Tipp: Der durchschnittliche Steuersatz bei einer Einzelveranlagung liegt bei 23,1 %. Bei einer gemeinsamen Veranlagung beträgt er hingegen nur 13,7 %.
Steuerklasse verheiratet: 3, 4 oder 5
Nach der Heirat oder dem Eintrag einer Lebensgemeinschaft können die Paare ihre Steuerklasse vor dem Finanzamt wählen. Diese sind: 3, 4 und 5. Direkt nach der Hochzeit sind beide Eheleute automatisch in der Steuerklasse 4. Die Höhe der steuerlichen Abgabe in dieser Klasse unterscheidet sich nicht von der Steuerklasse 1 für Alleinstehende. Die Kombination der Steuerklasse 4 und 4 nach der Heirat ist daher nur empfehlenswert, wenn beide Ehepartner ein vergleichbares Einkommen haben. Um steuerliche Vergünstigungen aus der Heirat zu erhalten, wählen daher viele Eheleute und Lebenspartner die Steuerklassen iii und v.
Wichtig: Bei der Steuerklasse 3 & 5, aber auch bei der Wahl der Steuerklasse 4 mit Faktor nach der Heirat seid ihr einkommensteuerpflichtig.
Steuerklasse nach Heirat: 3 & 5
Die Kombination dieser Steuerklassen eignet sich für verheiratete Paare, bei denen die Gehälter sehr unterschiedlich sind (60:40) oder von denen nur einer ein Gehalt bekommt. In beiden Fällen wählt derjenige mit dem höheren Einkommen die Steuerklasse 3. Die Person mit dem niedrigeren Verdienst wechselt in Steuerklasse 5.
Der Vorteil: Fortan werden alle Freibeträge vom Finanzamt automatisch auf die Steuerklasse 3 übertragen. Somit wird das hohe Einkommen erst nach Erreichen der Freibetragsgrenze besteuert. Diese ist nun deutlich höher als zuvor. 2023 liegt der doppelte Grundfreibetrag bei 21.816 Euro. Somit ergibt sich, wegen der Steuerprogression, ein höheres Nettoeinkommen. Dagegen wird das niedrige Einkommen direkt ab dem ersten Cent voll besteuert.
Wichtig: Den Wechsel aus der Steuerklasse 4 müsst ihr beim zuständigen Finanzamt bis zum 30. November beantragen.
Steuerklasse verheiratet: 4 mit Faktor
Seit 2010 können verheiratete Paare und Lebensgemeinschaften die Steuerklassen 4/4 mit Faktor (Faktorverfahren) wählen. Damit sollen die Lohnsteuerlasten gerechter verteilt werden. Denn hierbei wird das Ehegattensplitting genauso berücksichtigt, wie bei den Steuerklassen 3 und 5.
Dafür müssen die Eheleute oder Partner am Jahresbeginn die voraussichtliche Höhe ihres zu erwartenden Jahresgehalts beim Finanzamt melden. Daraus errechnet die Finanzbehörde den Steuerfaktor, der letztlich die Lohnsteuer reduziert.
Bei dieser Kombination muss der besserverdienende Partner aber meist mehr Steuern zahlen. Auch bleiben Steuererstattungen in der Regel aus. Die Vorteile liegen in der faireren Verteilung und in der geringeren Wahrscheinlichkeit für eine hohe Nachzahlung an das Finanzamt.
Welche Besonderheiten gibt es, wenn ein Ehepartner selbstständig ist?
Selbstständige zahlen keine Lohnsteuer, sondern Einkommensteuer auf ihre Jahreseinkünfte. Diese muss im Voraus bezahlt werden. Zu viel gezahlte Beträge werden dann mit der Einkommensteuererklärung wieder zurückerstattet. In diesem Fall ist es besonders sinnvoll, wenn sich der angestellte Partner für Steuerklasse 3 entscheidet und so Monat für Monat ein höheres Nettoeinkommen erzielt.
Eventuell ist aber auch eine getrennte Veranlagung sinnvoll. Hier werden dann zwei eigenständige Steuererklärungen erstellt. In diesem Fall kann der Selbstständige eventuell den erweiterten Sonderausgabenabzug erhalten.
Was gilt bei Trennung und Scheidung?
Mit der Scheidung werden beide Eheleute wieder in die Steuerklasse 1 gestuft. Doch im ersten Jahr nach der Trennung dürft ihr noch in den gewählten Steuerklassen nach der Heirat bleiben. So ist im Trennungsjahr auch noch eine gemeinsame Veranlagung möglich.
FAQ – häufige Fragen zum Thema Steuerklasse nach Heirat
Welche Steuerklasse, wenn verheiratet?
Nach der Heirat haben Eheleute die Wahl zwischen der Steuerklasse 4/4, 3/5 und 4/4 mit Faktor. Welche Kombination gewählt wird, hängt von der Einkommensverteilung im Haushalt ab.
Wann sollte man Steuerklasse 4 und 4 wählen?
Ist das Einkommen gleich hoch oder nur geringfügig anders, können Verheiratete auch in der Steuerklasse 4/4 bleiben. In diese werden sie automatisch nach der Hochzeit vom Finanzamt eingestuft. Erst auf Antrag hin erfolgt ein Wechsel in eine andere Steuerklasse.
Welche Nachteile hat Steuerklasse 5?
Ein Nachteil der Steuerklasse 5 scheinen der fehlende Grundfreibetrag und die hohe Besteuerung ab dem ersten Cent zu sein. Allerdings gleichen sich die vermeintlich hohen Abgaben mit der gemeinsamen Veranlagung bei der Jahreseinkommensteuer wieder aus.
