Zwei Jahre ist es her, seit Olivia Rodrigo mit ihrem Debütalbum „SOUR“ der große Durchbruch gelang. Drei Grammys sahnte die Gute damals ab. Jetzt hat die US-amerikanische Singer-Songwriterin mit „GUTS“ (auf Deutsch „Eingeweide“ oder „Bauchgefühl“) über Geffen Records den Nachfolger veröffentlicht.

Olivia Rodrigo ist ein Phänomen. Innerhalb kürzester Zeit mauserte sich die Gute vom Pop-Sternchen zum internationalen Star. Ähnlich wie Selena Gomez, Miley Cyrus oder Ariana Grande nutzte die Kalifornierin Disney als Sprungbrett in die Karriere. Konkret war es eine Rolle in „High School Musical“, in der Rodrigo mit „Nini“ eine der Haupfiguren spielte und ihr Gesangstalent unter Beweis stellen konnte. Ihre erste Single außerhalb des Serienkosmos verhalf ihr etwas später direkt zum breakthrough: „drivers license“ war 2021 der weltweit meist gestreamte Song und erreichte auch in Deutschland Platin-Status.

Nach dem riesigen Erfolg ihres Debütalbums „SOUR“, das von Fans und Kritik seinerzeit gleichermaßen gefeiert wurde, nun also Studioalbum Nummer zwei. Klar, dass die Erwartungen groß waren. Das zweite Album ist für den Künstler immer schwieriger als das erste, es gilt schließlich, den Erfolg zu bestätigen. Auch an Olivia ging die große Erwartungshaltung nicht spurlos vorbei, wie sie kürzlich verriet. Der Druck sei wirklich groß und ständig spürbar gewesen. Auch wenn sie das Musik machen genieße, habe sie das Gefühl, in den Vergangenen Beiden Jahren um rund zehn Jahre gealtert zu sein.

Olivia und das Bauchgefühl

Vielleicht klingt „GUTS“ deshalb erwachsener als das Debütalbum. Rodrigo: „Ein Album ist für mich immer auch eine Momentaufnahme des Lebens. Als ich die Songs für ‚SOUR‘ geschrieben habe, hatte ich viel mit Selbstzweifeln und Herzschmerz zu kämpfen. ‚GUTS‘ ist dagegen in einer Zeit entstanden, in der es mir viel besser ging.“ Rodrigo sagt, sie habe in den vergangenen beiden Jahren gelernt, wieder mehr auf ihr Bauchgefühl zu hören und einfach Spaß zu haben. Für sie gehe es auf ‚GUTS‘ aber auch um Wachstumsschmerz und den Versuch, herauszufinden, wer sie an diesem Punkt in ihrem Leben eigentlich ist.

Eine Nachdenklichkeit, die Rodrigo gut steht. Die neue Platte ist Nachweis einer gewissen Reife, eines neuen Selbstbewusstseins, das auch eine gewisse Selbstironie verträgt. Ja, es ist Zeugnis einer neuen Kraft. Rodrigo ist hier eine Spur härter und kantiger drauf, erinnert an einen Mix zwischen Billie Eilish, die frühe Avril Lavigne und P!nk. Das geht sogar so weit, dass Rodrigo in ihren Songs mehrere F-Bombs droppt, für amerikanische Verhältnisse also wie ein Rohspatz flucht. Schadet nicht, die Texte sind auch hier wieder eine große Stärke der Musikerin von der Westküste. Inhaltlich geht es um die typischen Sorgen einer jungen Frau, um Liebe („Lacy“) und Herzschmerz, um Unsicherheiten in sozialen Beziehungen („Ballad of a Homeschooled Girl“) oder Schönheitsideale („Pretty Isn’t Pretty“). Musikalisch channelt Rodrigo dabei vor allem den Sound der 1990er, bedient sich bei Grunge, Pop, Punk und Rock, aber auch Folk.

Zu den Glanzlichtern gehört der Opener „All American Bitch“. Auch „bad idea right?“, auf dem Rodrigo Sex mit dem Ex besingt, bleibt haften, ebenso „Vampire“, wo sie den Verflossenen zum Teufel wünscht. Auf „Get Him Back!“ rappt die Gute sogar, und das gar nicht mal schlecht und auf „Making the Bed“ verhandelt Rodrigo das Star-Dasein – ebenfalls zwei Perlen.

Keine Frage: „GUTS“ dürfte mindestens genauso erfolgreich werden wie „SOUR“. Das Ding hat Magie, ist Mainstream im besten Sinne. Mainstream, ohne anbiedernd zu sein. Es wird spannend zu beobachten sein, wie hoch hinaus es für die 20-Jährige noch geht. Im Juni 2024 kommt sie übrigens für mehrere Konzerte nach Deutschland …

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