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George Michael

George Michael gehört zweifellos zu den großen Superstars der Achtziger und frühen Neunziger Jahre. Auch, weil er es über die Jahre geschafft hat, sich von seinem Boygroup-Image zu emanzipieren und als ernsthafter Künstler zu etablieren. Insgesamt verkaufte der Mann mit der cremigen Stimme in seiner fast 40 Jahre dauernden Karriere fast 100 Millionen Alben.

George Michael heißt eigentlich gar nicht George Michael, sondern ganz unpopstarmäßig Georgios Kyriakos Panagiotou. Als eben dieser wird er am 25. Juni 1963 als Sohn einer britischen Mutter und eines griechisch-zypriotischen Vaters in Finchley/London geboren.

Zusammen mit seinem Schulfreund Andrew Ridgeley gründet Michael das Duo Wham!, das in den 1980er Jahren zahlreiche Hits landet, darunter der moderne Weihnachtsklassiker „Last Christmas“ (eine ausführliche Band-Bio von Wham! ist hier zu lesen). Gerade Michael wird in den Achtziger Jahren ein großer Teenie-Mädchen-Schwarm. Eine Rolle, die dem Guten ganz und gar nicht behagt, da ihm schon früh klar ist, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt. Von einem Coming-Out wird ihm abgeraten. Ein Umstand, der Michael über die Jahre psychisch zusetzen sollte.

Schon während seiner Zeit bei Wham! unternimmt Michael erste Versuche als Solo-Künstler, richtig durch startet der Musiker aber erst nach der Trennung des Duos im Jahr 1986. Gleich sein Solo-Debütalbum „Faith“ wird ein Mega-Erfolg und schenkt ihm in den USA sechs (!) Nummer Eins-Hits, darunter „Faith“, „One More Try“, „I Want Your Sex“ und „Father Figure“. Noch bis zur Jahrtausendwende verkauft sich das Ding wie geschnitten Brot.

Für großes Aufsehen sorgt 1987 auch Michaels Kollaboration mit Aretha Franklin („I Knew You Were Waiting“). Die Soul-Diva hatte vorher noch nie mit einem weißen Künstler zusammengearbeitet.

Das Video zu „I Want Your Sex“ wird 1988 zum Skandal. Michael kann sich spätestens durch diesen schlüpfrigen Clip aber von seinem Boyband-Image lösen. Ein Konzept, das er daraufhin weiter verfolgt: Für das Album „Listen Without Prejudice Vol. 1“ (1990) dreht George einen TV-Spot, den das britische Fernsehen wegen zu viel nackter Haut nicht ausstrahlt. Trotz des ganzen Zinnobers wird der Erfolg von „Faith“ aber nicht erreicht, wohl auch, weil Michael nicht die ganz große Promo-Schiene fährt. Zum Unmut des Labels Sony Music.

Dennoch bricht der Sänger im selben Jahr zu einer großen Welttournee auf. Mit Madonna und Prince spielt er in Südamerika.

Genial gerät das Video zum Wham!-Remake „Freedom 90“. Hier lässt der Gute jede Menge namhafter Supermodels vor die Kamera, die zu seinem Gesangspart die Lippen bewegen. Wieder ist viel nackte Haut zu sehen, weshalb MTV sich erst weigert, das Video zu senden. Erst nachdem eine Szene mit den nackten Brüsten Cindy Crawfords herausgeschnitten wird, wird das Video gesendet.

Während des Musikfestivals „Rock in Rio“ lernt Michael im Januar 1991 seinen späteren Lebensgefährten, den Brasilianer Anselmo Feleppa (1956–1993) kennen. „Von da an war es klar. Es geht nicht darum, ob du mit einem Mann oder einer Frau ins Bett gehst, sondern in wen du dich verliebst“, so Michael in einem Interview. Weihnachten 1991 gibt Feleppa bekannt, er sei HIV-positiv. Michael weiß also zum Zeitpunkt seiner umjubelten Teilnahme am Freddie-Mercury-Tribute-Konzerts längst von der Krankheit seines Partners. Im März 1993 stirbt er an einer Hirnblutung als Folge von AIDS. Michael hat sich mit dem Virus aber zum Glück nicht infiziert.

Nach dem Tod seines Lebensgefährten und seiner Mutter (1997) leidet Michael an einer Schreibblockade und konsumiert Drogen. Seit jener Zeit hat der Sänger immer wieder mit Depressionen und Suchtproblemen zu kämpfen. „So vielen Menschen, die ich liebte, passierten schreckliche Sachen. Es war fast bizarr“, so Michael dereinst zur Agentur „dpa“.

Auch beruflich knirscht es Mitte der Neunziger. Michael und sein Sony Music überwerfen sich, das Label entlässt ihn 1995 aus seinem Vertrag. Ähnlich wie Prince fühlt sich auch Michael zu jener Zeit von der Musikindustrie gegängelt. Michael unterschreibt bei Virgin.

Ein Comeback gelingt 1996 Michael mit der traurigen Single „Jesus To A Child“ aus dem Album „Older“. 1998 folgt das unfreiwillige Outing: Ein Polizist in Zivil  erwischt den Sänger im Frühjahr des besagten Jahres bei „unzüchtigem Verhalten mit einem Mann“ (Cruising) in einer öffentlichen Toilette in Los Angeles. Er wird zu 810 US-Dollar Strafe, 80 Stunden gemeinnütziger Arbeit, die er in einer Jugend-Organisation ableistet, und einer psychologischen Beratung verurteilt. Die Boulevard-Presse schlachtet das Ganze aus. Seine Sicht der Dinge verarbeitet Michael in mehreren Interviews, in denen er nun offen über seine Homosexualität spricht, und im Song „Outside“. Darin heißt es:  „Let’s go outside in the sunshine/ I know you want to, but you can’t say yeah/Let’s go outside in the moonshine/Take me to the places that I love best“. In dem dazugehörigen Clip sieht man Michael selbst als Knüppel schwingenden Polizisten auf der Tanzfläche, dazu gibt es jede Menge Liebesszenen zwischen Frauen und Männern und Männern und Männern, viele Pissoirs, Polizeihubschrauber – und am Schluss küssen sich zwei Polizisten. Der Cop, der ihn auf der Toilette erwischt hat, fühlt sich bloßgestellt und klagt gegen den Song.

Der Karriere schadet der Skandal nicht. Das Best-of-Album „Ladies & Gentlemen“ erklimmt 1998 die Spitze der Charts. Ende 1999 veröffentlicht Michael das Swing-Album „Songs from the Last Century“. Darin zollt George Michael einigen der erfolgreichsten Songwritern des 20. Jahrhunderts seinen Respekt.

Daraufhin wechselt Michael mal wieder die Plattenfirma. Universal soll es nun sein. Die Single „Freeek!“ verursacht direkt den nächsten Skandal. In Frankreich verbietet man den Clip, in Großbritannien und den USA wird er zensiert. Zum Ärger von Michael, der in Folge immer politischer wird. Mit den Singles „Shoot The Dog“ und „The Grave“ demonstriert er gegen den Irak-Krieg.

Anfang 2004 gibt Michael bekannt, dass sein Album „Patience“, das wieder bei Sony erscheint, sein letztes kommerziell vertriebenes Machwerk sein solle. Er wolle fortan seine Musik nur noch kostenlos auf seiner Homepage zum Herunterladen zur Verfügung stellen. Bemerkenswert die Songs „Through“ (ein Rückblick auf seine Karriere) und „My Mother Had a Brother“, in dem er die Geschichte über einen ihm ähnlich sehenden Onkel erzählt, der am Tag von Michaels Geburt Suizid beging, da er mit seiner Homosexualität nicht zurechtkam.

2005 stellte Michael auf der Berlinale die autobiografische Doku „A Different Story“ vor und kündigt an, sich aus dem Musikgeschäft zurückzuziehen.

Das hält der gute George genau ein Jahr durch. Im Sommer 2006 erscheint die Single „An Easier Affair“. Nicht zum kostenlosen Download, sondern ganz regulär in Plattenläden zu erwerben. Erstmals seit 15 Jahren geht Michael auch wieder auf Tour, „25Live“ wird ein großer Erfolg. Die Konzerte sind schnell ausverkauft.

Nach dem Release der Compilation „Twenty Five“ (2006) wird es musikalisch still um den Musiker. In den Folgejahren ist er vor allem aufgrund gesundheitlicher Probleme in den Schlagzeilen. Im November 2011 leidet George Michael unter einer schweren Lungenentzündung, stirbt dabei fast.

Erst 2012 veröffentlicht Michael mit der Single „White Light“, in der er seinen Kampf mit dem Tod verarbeitet, wieder neues Material. Kurz darauf tritt er bei der Abschlussfeier der Olympischen Spiele in London auf. Im September 2012 steht er in Paris bei einer Charity-Gala auf der Bühne und singt dort Lieder, die 2014 auf dem Album „Symphonica“ erscheinen.

Danach taucht Michael wieder ins Privatleben ab. Im März 2016 kündigt er die Doku „Freedom“ über sein Leben an. Auch ein neues Album, das von Naughty Boy produziert werden soll, ist in der Pipeline und soll 2017 erscheinen.

Doch die Veröffentlichung erlebt der Brite selbst nicht mehr. George Michael (53) stirbt am 25. Dezember in seinem Haus in Goring-on-Thames, offenbar an einem Herzinfarkt.

Zahlreiche musikalische Wegbegleiter zollen Michael daraufhin ihren Respekt. Elton John etwa, mit dem Michael „Don’t Let The Sun Go Down On Me“ sang, auf Instagram: „Ich bin tief geschockt. Ich habe einen geliebten Freund verloren – den nettesten, großzügigsten und einen brillanten Künstler.“ Martin Fry von der Band ABC twittert: „Ich bin am Boden zerstört.“ Und Madonna postete: „Lebewohl mein Freund. Wieder ist ein großer Künstler von uns gegangen. Kann sich das Jahr 2016 jetzt nicht verpissen?“

Auch Ex-Beatle Paul McCartney meldet sich zu Wort: „George Michaels süße Soul-Musik wird weiterleben auch nach seinem plötzlichen Tod. Habe mit ihm öfter zusammengearbeitet. Sein großes Talent schien dabei immer durch und sein Humor machte diese Erfahrung sehr angenehm.“

DISCOGRAPHY

1987: Faith

1990: Listen Without Prejudice Vol. 1

1996: Older

1999: Songs From The Last Century

2004: Patience



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